Das ist schön:Flagge zeigen

Gelb ist die Farbe der Stunde - ein Vorteil für München

Kolumne von Karl Forster

Gelb spielt in der Familie der Farben schon immer eine zwielichtige Rolle zwischen Eleganz und Verderbtheit. Hier das leuchtende Wittelsbachergelb, das Kirchen, Schlösser und Brauereien schmückt. Dort das knallige Umschlaggelb jener Bücher, deren Inhalt von Unanständigkeiten und sexuellen Ausschweifungen geprägt ist. Oscar Wilde wurde gar einmal verhaftet, weil er ein gelbes Buch bei sich trug. Einerseits sollen gelbgesichtige Emojis gute Laune verbreiten, andererseits bedroht die Gelbe Gefahr gerade die globale Wirtschaft. Und während die Welt lernt, dass Gelbs nahe Verwandte, blonde Haare und orange leuchtender Teint, sich zunehmend zu Symbolen irrlichternden politischen Wahnsinns auswachsen, funzelt hierzulande das politische Gelb mit dreitagebärtiger Besserwisserei nur ab und an durch die Nachrichtenlage. Gelb ist bei uns, wie man so sagt, praktisch abgemeldet, seit auch die kleinen gelben Hefte von Reclams Universalbibliothek aus dem Kanon gefallen sind.

Bis Corona kam und damit das Wort Quarantäne. Was zu einer heftigen Renaissance der Farbe Gelb führte, denn Gelb bedeutet im international gebräuchlichen Flaggenalphabet "Quarantäne". Die gelbe Flagge "Q" muss jedes Schiff hissen, wenn es einen fremdländischen Hafen anläuft.

Weil sich nun diese Flaggenbuchstaben am sogenannten Nato-Alphabet von Alpha (weiß blau) bis Zulu (schwarz gelb rot blau) orientieren, kommt jetzt München ins Spiel. Die International Civil Aviation Organization (ICAO) hat dummerdings in den Fünfzigerjahren beschlossen, den Quarantänebuchstaben "Q" als "Quebec" zu buchstabieren. Allerdings führt die kanadische Stadt in ihrer Flagge überhaupt kein Gelb, sondern Blau und Weiß. München aber trägt, dank der namensgebenden Mönche, seit jeher eben jenes Gelb (zum Schwarz), welches der Stadt doch das Recht gäbe, als Namenspatron der gelben Flagge zu dienen (vom Gelb des Maximilianeums und der Theatinerkirche gar nicht zu reden).

Dass München nicht wie Quebec (Quakenbrück oder auch Quickborn) ein "Q" am Wortanfang stehen hat, wäre leicht zu reparieren: Man müsste nur die "Quarantäne" durch die fluffige Alliteration "Meide mich" ersetzen und schon wäre München im Spiel, noch dazu mit einer weltweit aktuellen Warnung bezüglich des diesjährigen Oktoberfestes. Die ICAO sollte darüber nachdenken. Das wäre schön.

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