Das ist schön:An einem Strang

Die Künstler-Verbände entdecken endlich ihre Möglichkeiten

Von Michael Zirnstein

Die Milliarden-Impfungen der öffentlichen Hand für Lufthansa, TUI & Co. gegen die Corona-Pandemie waren und sind eines der stärksten Argumente der Künstler, auch sie zu retten. Gerade im Freistaat, wo der Bayerische Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft (BLVKK) mantrahaft raunt, man sei die drittproduktivste Branche. Da freilich ist der bayerische Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler froh, nun eine "Kooperationsvereinbarung" mit dem Landesverband der Berufsvertretung Bildender Künstlerinnen verkünden zu können, die diesem BBK nun jährlich 50 000 Euro für Beratertätigkeiten (kannte man so eher in der Rüstungsindustrie) und 175 000 zur Projektförderung zusichert. Verglichen mit den TUI-lliarden ist das ein Klacks, aber schließlich gibt es noch etliche Kreativenvertretungen, die nun im Ministerium Schlange stehen dürften.

Die Kontakte sind da. Jetzt. Denn, so zynisch das klingt: Das Virus-Jahr 2020 war das Jahr der Verbände. Sie konnten auf die - angesichts der neuen Herausforderung oft rat- und hilflos wirkende - Politik einwirken wie noch nie. Dazu kam ein frischer und "löblicher Kunstminister" (so Pop-Verbands-Boss Bernd Schweinar) gerade recht, einer, "der zuhört", und das nicht nur den CSU-wohlgesinnten Blasmusik- und Trachtenverbänden. Jedenfalls halfen BBK, BLVKK, VFDK (Darstellende Künste), BLZT (zeitgenössischer Tanz), VP.By (Pop) und andere in einem "Beratergremium" bei der "unendlichen Geburt" des Künstlersoloselbständigenprogramms. Dabei machte in den Presswehen gerade "Rock-Intendant" Schweinar mit einer Künstler-Truppe und deren Gefolge mächtig Druck, eine Art Fan-Demokratie. Zudem zeigte Carola Kupfer vom erst 2019 gegründeten BLVKK auf Podien, dass Kunst eben nicht brotlos sein muss; oder der VDMK gab Münchner Kulturveranstaltern und -schaffenden ein Gesicht. Jeder für sich bei allen Verlusten ein Gewinn. Nur zusammen klappte es nicht immer. Da wirft der eine dem anderen "Amateurhaftigkeit" vor, oder beim Anblick Markus Söders eingeknickt zu sein. Zögen die Kultur-Lobbyisten jetzt noch an einem Strang und holten als geballte Macht mehr heraus für die Künstler, das wäre schön.

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