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Das Gastro-Geheimnis (5):Was ist eine Boazn?

Ambivalent wie das, was sich drinnen gelegentlich abspielt, ist der Name der Boazn. Je nachdem, wie man diese Bezeichnung intoniert, kann damit eine absolut drittklassige Kneipe oder aber ein gemütliches kleines Lokal gemeint sein: "Mei Liaba, des werd ma vielleicht a so a Boazn sei!" Oder: "In unsara Boazn gibts den bestn Obatzdn, densd da denka konnst."

Versteht sich, dass in beiden Fällen keine Großgaststätte gemeint ist; man wird also nie das Hofbräuhaus als Boazn bezeichnen, sei es nun im schlechten oder im guten Sinn. Die Volksetymologie bringt die Boazn mit dem hochdeutschen Wort Beize in Verbindung, erstens, weil man sich nach einem längeren Besuch dort in der Tat irgendwie gebeizt vorkommt, und zweitens, weil man auch den Sauerbraten in einer Boaz vorbereitet.

Tatsächlich handelt es sich bei der Boazn um einen Begriff aus dem Rotwelschen, der ebenso wie das österreichische Beisl von jiddischen bajis (Haus, hebräisch bajit) hergeleitet wird.

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