Süddeutsche Zeitung

Dantebad:Schwitzen zum Frühstück

Trotz Schneeregen und frostiger Temperaturen herrscht im beheizten Dante Freibad schon um sieben Uhr morgens Hochbetrieb.

Anna Fischhaber

Sieben Uhr morgens, das Thermometer zeigt kaum über 0 Grad Celsius. Als das Dantebad an diesem Mittwoch öffnet, ist es noch dunkel draußen. Dennoch warten vor der Tür bereits einige Badegäste. Sie können es kaum erwarten, endlich ins beheizte Stadionbecken zu kommen. Weder die frostigen Temperaturen noch der Schneeregen können die Frühschwimmer davon abhalten, jeden morgendlichen Zug unter freiem Himmel zu genießen. Bahn für Bahn, schließlich herrschen im Becken konstante 30 Grad.

Man schrieb das Jahr 1913, als das Dantebad als "Städtische Sommerbadeanstalt" für Männer errichtet wurde. 1921 kamen in Gern Becken für Frauen und Mädchen hinzu, bald darauf wurde die Trennung ganz aufgehoben und das Dantebad mit seiner 50-Meter-Bahn entwickelte sich zum wettkampftauglichen Freibad. Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 fanden hier die Wettbewerbe im Wasserball statt. Schließlich blieb das Freibad auch im Winter über geöffnet.

Vielleicht deshalb steht das Dante, wie es von den Münchnern genannt wird, heute ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Sommer für Sommer wird es von lärmenden Kinderscharen, sportlichen Rückenkraulern und braungebrannten Sonnenanbetern heimgesucht, an manchen Tagen geht es hier zu wie an der Riviera. An diesem Wintermorgen ist davon wenig zu spüren. Aus den beheizten Becken steigt der Dampf gen Himmel, nur ein Wasserplatschen durchbricht hier und da die Stille. Fast wirkt das Gerner Freibad in der Morgendämmerung wie ein verwunschener Park.

Je mehr der Tag durchbricht, desto weniger geheimnisvoll ist es hier jedoch. Spätestens ab neun Uhr ist das Freibad auch im Winter gut gefüllt. Im runden Erlebnisbecken, in dem im Dezember 34 Grad herrschen, geht es betriebsam zu. Es sind vor allem Rentner, die an den Massagedüsen dem Winter seine schönen Seiten abgewinnen. Wem zu kalt wird, der sucht im Inneren des Dante Zuflucht. Hier gibt es zwar keine Schwimmbecken, dafür aber einen Fitnessraum, in dem einem schnell warm wird.

Auch in der großen Saunalandschaft im ersten Stock kann man bereits ab halb acht Uhr morgens schwitzen. Allerdings ist der Weg von den Umkleiden hierher, vor allem mit müden Augen, nicht ganz leicht zu finden. Die finnische Sauna macht einen dafür garantiert wach. Zum einen, weil hier fast 90 Grad herrschen. Zum anderen, weil der künstliche Sternenhimmel mit seinem Farbenspiel eher an eine Disco erinnert.

Für schwächere Nerven empfiehlt sich die Bio-Sauna. Hier sind es nur 60 Grad und das Farbspiel des Bergkristalls, das angeblich das vegetative Nervensystem entspannen soll, ist wesentlich gedämpfter. Zwischen den Saunagängen trifft man sich am Fußbadrondell, wo man der Morgenlektüre nachgehen kann und dabei die Zehen wahlweise in kaltem oder warmen Wasser baumeln lässt.

Die Saunaprofis lassen allerdings die Saunalandschaft samt Dampfbad links liegen und versammeln sich im Freiluft-Innenhof. In der dortigen Blocksauna ist es am heißesten. "Hoffentlich stimmt die Mischung", meint ein älterer Herr misstrauisch, als die Saunameisterin einen Aufguss macht. Nach dem Schwitzen kann man direkt ins eiskalte Tauchbecken im Freien springen - aber Vorsicht, das ist nur etwas für Abgehärtete mit starken Nerven.

Nach dem Bad lohnt sich ein Besuch im Restaurant "Hechtsprung", das auch bei der nicht badenden Gerner Nachbarschaft als Geheimtipp gilt. Das Lokal öffnet allerdings erst um 11 Uhr. Dafür hat die Speisekarte neben der üblichen Schwimmbad-Kost von Currywurst bis Pommes auch Edleres zu bieten. Gegessen wird an einer einzigen langen Tafel, die sich durch den ganzen Raum zieht. Durch die Glasplatte blickt man auf ein olympisches Achter-Ruderboot aus den siebziger Jahren.

Aber auch ein Blick durch die großen Panoramascheiben lohnt sich: Während man im Sommer vom Hechtsprung aus das bunte Treiben im Dantebad beobachten kann, blickt man im Winter direkt auf das beheizte Warmwasserbecken, aus dem auch am Abend noch ein geheimnisvoller Nebel aufsteigt. Plötzlich glitzert etwas im Wasser. Eine Nixe? Oder doch nur ein Abendschwimmer?

Adresse: Postillonstraße 17, Gern Öffnungszeiten: Stadionbereich und Kraftraum täglich, außer Mittwoch, von 7.30 - 23 Uhr, Mittwoch schon ab 7 Uhr, Sauna täglich 7.30 - 23 Uhr. Anfahrt: U1 Haltestelle Westfriedhof Kostenfaktor: Nur Schwimmen: 6,80 Euro, Sauna: vier Stunden 13,20, ab 20 Uhr 9 Euro Angebot: 50-m-Becken (ca. 30 °C), Wellnessbecken (ca. 34 °C) mit Sprudelliegen, Massagedüsen, Sprudelgrotte, Strömungskanal und Wasserpilz. Große Saunalandschaft. Fitnessraum, Solarien, Massageangebot. Restaurant.

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