Die Sache mit dem Namen wirkt natürlich erst mal wie ein müder Witz. Ein "Motor City Drum Ensemble", das aus exakt einer Person und keinem Schlagzeug besteht? Höhö. Und doch steckt in diesem vermeintlichen Täuschungsmanöver ungleich mehr als nur ein oller Kalauer. Man könnte fast sagen: so gut wie alles, was diesen wunderbar eigenen Plattendreher künstlerisch definierte und definiert.
Da wäre zum einen das Ensemble, das im Fall von Danilo Plessow zwar nicht aus anderen Menschen, dafür aber aus einer Vielzahl an analogen Gerätschaften besteht, die ihm als DJ und Produzent bei der Arbeit zu Diensten steht. Und zum anderen die Motor City, mit der Plessow auf seine eigenen Wurzeln in der Mercedes-Benz-Stadt Stuttgart verweist - gleichzeitig aber eben auch auf jene Motor City, in der ein Gutteil seiner musikalischen Inspirationen liegt: Detroit im US-Bundesstaat Michigan.
Eine Stadt also, deren Name eng mit der Geschichte des Ford-Konzerns verbandelt ist, die darüber hinaus jedoch auch für ein gewaltiges musikalisches Erbe steht. Als Gründungsstätte des 1959 aus der Taufe gehobenen Soul-, Funk-, und Disco-Labels Motown Records sowieso. Zudem aber auch als Heimat einer virilen Jazz-Szene und als Geburtsort des Detroit-Techno, der als ebenso kühne wie kühle Fusion von Funk- und House-Elementen dem großen Techno-Hype der Neunziger bereits Jahre zuvor den Weg bereitete.
Entsprechend darf man sich dieses Motor City Drum Ensemble denn auch weniger als ein Unterfangen vorstellen, bei dem mitunter mal ein netter Motown-Oldie ins Techno-Set eingestreut wird. Sondern vielmehr als eines, das tatsächlich die Genese der elektronischen Musik nachzuzeichnen sucht.
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So gehört Plessow als DJ denn auch zu jener raren Spezies, die immer noch mit Vinylplatten auflegt und sich bei der Suche nach Raritäten lieber in gut sortierten Plattenläden als im Netz aufhält. Das Ergebnis ist ein Fundus, den in dieser Breite wohl nur wenige vorzuweisen haben. Man kann ihm etwa mittels der dramaturgisch famosen Sets nachspüren, die Plessow für die renommierten Mix-Serien "DJ-Kicks" und "Fabric" einspielte, oder in Form eines Festival-Auftritts im Rahmen der Boiler-Room-Reihe, bei dem er die Meute um ihn herum gleich zu Beginn zurück in die Disco-Ära beamt. Am besten jedoch begeht man diese Hochämter der Soulfulness aber natürlich tanzend bei einem seiner DJ-Sets, wie jenem, das nun im Blitz ansteht.
Motor City Drum Ensemble, Freitag, 31. März, Einlass 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1