DAK-Gesundheitsreport:Münchner sind am gesündesten

German Alps Draw Summer Tourists

Sind es die nahegelegenen Alpen, die dafür sorgen, dass die Münchner fit bleiben?

(Foto: Getty Images)

Immer mehr junge Menschen fühlen sich erschöpft und lassen sich wegen psychischer Leiden krankschreiben. Das hat ein Gesundheitsreport der DAK ergeben. Doch im bundesweiten Vergleich sind die Münchner gut dran.

Von Tilman Schröter

Ob es wohl die nahen Alpen sind, in denen man das ganze Jahr über aktiv sein kann? Oder die Biergärten, in denen man mit Freunden und Familie Zeit verbringen kann? Vielleicht ist es ja auch das große kulturelle Angebot der Stadt, das zum seelischen Ausgleich und damit zur Gesundheit beiträgt. Vermutlich aber ist es das Zusammenspiel all dieser Faktoren, das dazu führt, dass man in München offenbar gesünder ist als anderswo in Deutschland. Der Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) für das Jahr 2013 jedenfalls kommt genau zu diesem Ergebnis: Die Münchner sind gesünder als die Menschen im Rest der Republik.

Für die Studie hat die DAK die Daten der bei ihr versicherten Arbeitnehmer ausgewertet. Durchschnittlich waren an jedem Arbeitstag des Jahres in München 2,8 Prozent krankgeschrieben, während es bayernweit 3,4 Prozent und bundesweit sogar 4 Prozent der Arbeitnehmer waren. Woher dieser Unterschied kommt? "In München ist die Lebensqualität natürlich sehr hoch, was auch dazu beiträgt, die Gesundheit zu erhalten", sagt Günter Köll, der München-Chef der DAK. Doch Lebensqualität ist nicht der einzige Grund - man muss auch die Möglichkeit haben, davon zu profitieren. "Die geringen Arbeitslosenzahlen spielen auch eine Rolle", sagt Köll.

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Die Starnberger sind noch gesünder

Dass dies wohl mehr als nur eine Mutmaßung ist, zeigen die Zahlen aus dem Landkreis Starnberg: Nur hier sind die Menschen nämlich noch gesünder als in München. Mit 2,7 Prozent haben die Starnberger den niedrigsten Krankenstand in Bayern. Dass dies mit dem im Vergleich zu anderen Landkreisen relativ hohen Wohlstand dieser beiden Städte zu tun habe, könne man zwar faktisch nicht untermauern, so Köll. "Aber natürlich spielt die finanzielle Situation auch bei der ärztlichen Versorgung eine Rolle." Womit man im Übrigen bei einem weiteren Grund wäre für die besondere Gesundheit der Münchner und natürlich auch der Starnberger: bei der hohen Ärztedichte in der Landeshauptstadt, die nicht nur eine quantitativ, sondern auch qualitativ gute medizinische Versorgung garantiert.

Doch selbst der gesündeste Münchner wird zwischendurch mal krank. Die mit großem Abstand häufigsten Ursachen für Krankheitsfälle sind dabei mit 19 Prozent Erkrankungen am Muskel-Skelett-System und mit 18,3 Prozent am Atmungssystem. Fast ebenso häufig kamen psychische Erkrankungen vor: 17,6 Prozent der Münchner Angestellten litten darunter. Im bayernweiten Vergleich bleibt man in München nicht ganz so häufig wegen Rückenschmerzen zu Hause.

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"Das liegt sicher auch an der besseren Therapie, in München haben wir eine gute Versorgung in allen Bereichen", sagt Köll. Dafür kommen psychische Krankheiten häufiger vor als im Rest Bayerns: 181 Fehltage wurden hier pro 100 Versicherte in der Stadt gezählt, 175 Fehltage für ganz Bayern. Doch die Steigerung hat womöglich nicht allein mit einer Zunahme psychischer Erkrankungen zu tun. "Das liegt auch daran, dass die Leute heute eher zu solchen Belastungen stehen", sagt Günter Köll. "Aber natürlich werden auch die Diagnosemöglichkeiten immer besser."

Eine bemerkenswerte Statistik im Gesundheitsreport der DAK besagt zudem, dass lediglich 3,4 Prozent der einzelnen Erkrankungen von Beschäftigten für stolze 41 Prozent der gesamten Ausfalltage verantwortlich sind. Hier handelt es sich um langwierige Verletzungen, aber auch um Krebserkrankungen. Doch auch hier sind es vor allem wieder die psychischen Erkrankungen, die für besonders lange Krankschreibungen und Arbeitsausfälle verantwortlich sind.

Die Stadt ist um ihre Mitarbeiter bemüht

"Wo man sich wohl fühlt, ist man gesünder", sagt Münchens Personalreferent Thomas Böhle. Laut DAK sei die Landeshauptstadt als größter kommunaler Arbeitgeber Deutschlands besonders um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter bemüht. Bei einem Blick auf die 25- bis 39-Jährigen, die den Spagat zwischen Familie und Beruf bewältigen müssen, hat der Gesundheitsreport allerdings ergeben, dass ausgerechnet diese Altersgruppe mit 924 Tagen je 100 Arbeitnehmer die wenigsten Ausfallzeiten in Anspruch genommen hat.

In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen wurden je 100 Angestellte durchschnittlich 994 Ausfalltage gezählt, bei den 40- bis 64-Jährigen sogar 1481. Das liegt auch daran, dass die Unter-Vierzig-Jährigen auch einen schlechteren Gesundheitszustand häufig noch wegstecken können. Erst im späteren Berufsleben werden die gesundheitlichen Probleme so groß, dass die Arbeitnehmer sich länger krankschreiben lassen müssen.

Diesen Zustand gelte es zunächst zu erhalten, sagt Günter Köll. Es sei aber trotzdem wichtig, dafür zu sorgen, dass sich der Stress in der "Rush hour" des Lebens nicht im Alter in Form chronischer Krankheiten niederschlage. Aufgabe der Betriebe sei es deshalb, Angebote zu schaffen, die es möglich machen, Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

Die Stadt widmet sich dieser Problematik, einige Mechanismen zur besseren Vereinbarung von Familie und Beruf scheinen hier zu greifen. Es gebe eine Arbeitsplatzgarantie, so Böhle. Außerdem bekomme man die sogenannte "Münchner Zulage", 23 Euro mehr pro Kind im Monat. Drei Betriebskindergärten betreibt die Stadt, zudem gebe es eine Notfallkinderbetreuung. Angebote wie Teilzeitarbeit und Betriebskindergärten fordern auch die DAK-Befragten.

Doch das wird aus Sicht der Betroffenen wohl immer noch viel zu selten angeboten. Laut DAK bieten gerade einmal 1,8 Prozent der Arbeitgeber Kinderbetreuung an. "In Sachen Familienfreundlichkeit haben viele Arbeitgeber in Bayern noch Nachholbedarf", meint Köll. Denn eine bessere Kinderbetreuung sorgt für geringeren Stress bei den Eltern - und dies wiederum für eine bessere Gesundheit.

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