Dachauer Musiksommer:Auferstehung des Pop

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Konzerte mit Hygieneregeln: Auf der Ludwig-Thoma-Wiese ist derzeit Platz für 500 Sitzplätze. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Womit die Konzertreihe lockt

Von Michael Zirnstein, Dachau

Wer in dieser Gegend endlich mal wieder eine ausländische Popband von Rang erleben möchte, braucht noch nicht bei den Münchner Hallen zu suchen. Man sollte nach Dachau schauen. Dort spielen am 6. Juli Nouvelle Vague, eine der international erfolgreichsten Bands Frankreichs. Seit 2003 kommt ihre charmante Art, Punk- und New-Wave-Hits aus den Achtzigern von The Clash bis Depeche Mode zu chansonnieren, gerade hierzulande riesig an. Die Pandemie traf sie hart, sie kamen nicht raus aus ihrem Land. Noch immer können sie wie eigentlich jede Band kaum touren. Der Nouvelle-Vague-Chef Olivier Libaux freut sich daher besonders auf den "Dachauer Musiksommer" und spricht von einer "Auferstehungs-Show".

"Die vier haben von Anfang an gesagt, sie würden auch für dieses einzelne Konzert in den Flieger steigen", berichtet Tobias Schneider, der Leiter des Dachauer Kulturamts. Nach dem ersten Not-Musiksommer 2020 mit spontan in Deutschland aufgetriebenen Acts wie Faun und Spider Murphy Gang kann er nun wieder seinen Anspruch auf internationale, gerade europäische Programmpunkte erfüllen. Seit er vor 15 Jahren ins Amt kam und das damalige Provinzfestival nach einem Zufallsangebot der Band Calexico umkrempelte, sind Musikfreunde von weither scharf auf Ausflüge nach Dachau. Für zum Teil exklusive Auftritte von The National, Fleet Foxes oder Patty Smith auf dem Rathausplatz reisten 2000 Fans an, nicht nur aus München, sondern auch aus Hamburg und Italien.

Die Pandemie rückt alles wieder etwas zusammen. Beim Ausweichort auf der Ludwig-Thoma-Wiese ist Platz für 500 Sitzplätze mit Abstand. Sollte die Staatsregierung mehr erlauben, kann man noch 100 dazustellen, was viele freuen dürfte, denn die meisten Konzerte sind ausverkauft - obwohl Schneider die Tickets mitten in der dritten Welle in den Verkauf gegeben hat. Er hat ein Gespür für das, was bei Einheimischen und Auswärtigen ankommt. Die Rap-Revoluzzer Moop Mama zum Auftakt am Freitag, 25. Juni, oder die Hip-Hop-Schlawiner Dicht & Ergreifend am 9. Juli sind als bundesweit beliebte Lokalhelden eh Selbstläufer. Aber bei der Berliner Folk-Gruppe Mighty Oaks (10. Juli) hatte Schneider schon voriges Jahr im Internet entdeckt, dass deren Sänger Ian Hooper Mitte 2021 bei der einflussreichen Vox-Reihe "Das Tauschkonzert" mitmachen und - wie es dann auch kam - viel Aufsehen generieren würde. So sicherte er sich den Auftritt noch weit vor der großen Tour 2022. Vor allem aber, weil er "glaubte, dass die gut zu uns passen", sagt Indie-Fan Schneider. So hatte er auch keine Scheu, die links-rabaukige Antilopen Gang für den zweiten Abend, 26. Juni, einzuladen. Genau rechtzeitig: Deren hyperaktiver Danger Dan macht just mit dem Solo-Liedermacheralbum "Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt" Furore. Im Internet hat er gepostet, er wolle sein Klavier mit nach Dachau bringen.

Das freut Schneider, er denkt aber schon an nächstes Jahr. "Da wird es schwieriger für uns, alle haben ihre Touren verschoben und wollen unbedingt in München spielen." Er wird schon ein paar spannende Acts finden, Musiksommer-Fans vertrauen drauf.

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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