Süddeutsche Zeitung

Zwei Welten:Dachauer Bürger demonstrieren gegen AfD-Veranstaltung

Etwa 100 Leute demonstrieren vor dem Augustenfelder Hof. Drinnen kritisiert der Dachauer Ortsverbandsvorsitzende die "Hetze gegen die AfD".

Draußen stehen etwa 100 Leute, drinnen sitzen später ungefähr 50. Die vor der Tür halten Schilder in den Händen: "Dachau ist bunt, nicht braun". Ein bisschen bringen sie damit den Verkehr an der Schleißheimer Straße ins Stocken, die Vorbeifahrenden wollen die Schilder lesen, manchmal grüßt einer hupend. Wer am Donnerstagabend hinein will in den Augustenfelder Hof, wo eine Veranstaltung des Ortsverbandes "Dachau und Umgebung" der AfD stattfindet, muss den fünf Polizisten, die sich vor dem Eingang postiert haben, seinen Namen nennen. Es gibt eine Anmeldeliste. Die Polizeiinspektion Dachau meldet später, dass alles absolut friedlich verlaufen sei. Für den Abend hatte sie vorsorglich Verstärkung aus Fürstenfeldbruck angefordert.

Zu den Veranstaltungen drinnen wie draußen sind nicht nur Dachauer gekommen. Organisiert hat die Demonstration der Verein "Runder Tisch gegen Rassismus", ihm gehören Mitglieder aller Parteien an, die auch im Dachauer Stadtrat vertreten sind, sowie Landkreis und Stadt Dachau. Zur Unterstützung sind unter anderem zwei Biker des Motorradclubs MC Kuhle Wampe München gekommen. Drinnen begrüßt Pressesprecher Karl-Hermann Behrens auch Menschen, die von weiter her angereist sind. Draußen auf der Demo sagt SPD-Stadträtin Sylvia Neumeier: "Wir wollen zeigen, dass wir mit deren Meinung nicht einverstanden sind und dass es viele gibt, die ganz anders denken als die AfD." Drinnen sagt AfD-Ortsverbandsvorsitzender Markus Kellerer zur Begrüßung, die Vereine Runder Tisch und Freiraum, die für die Demo verantwortlich seien, würden mit Steuergeldern finanziert. Dass diese "Stimmung und Hetze gegen die AfD" machten, sei "nicht tolerierbar".

Im Publikum sitzen etwa 15 Frauen, etwa zehn Zuhörer mögen unter 40 sein. Der im Oktober gegründete Ortsverband hat derzeit laut Behrens etwa 30 Mitglieder aus Dachau und vier Landkreisgemeinden. Die Deggendorfer Direktkandidatin für die Bundestagswahl, Katrin Ebner-Steiner, fordert, die traditionelle Familie aus "Vater, Mutter und möglichst vielen Kindern" durch Kindergeld, Mietzuschuss und Steuerfreiheit ab dem zweiten Kind zu unterstützen. Später wird der Volkswirt Hans-Jörg Müller fordern, die "Alt-Parteien" vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Die Bundesregierung müsse "angeklagt und verurteilt" werden wegen "Verfassungsbruchs".

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SZ vom 11.03.2017 / vgr, gsl/gsl
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