Zwei Christkindlein:Heilige Puppenstube

Hutter-Museum, Christkind

Das Seelentrösterlein des Hutter-Museums ist größer als das aus Altomünster. Es wurde sehr zurückhaltend restauriert.

(Foto: Hutter-Museum/oh)

Dank einer Leihgabe aus Altomünster ist das "Seelentrösterlein" im Hutter-Museum nicht so allein

Von Greta Ehrenfried, Erdweg

Trost spenden und einsamen Seelen beistehen. Das taten die Christkindlein, auch genannt Seelentrösterlein, im 18. und 19. Jahrhundert in den Frauenklöstern für die Nonnen und Mädchen in der Vorbereitung. Das kleine Jesulein sollte die Frauen trösten, eine Art Ersatz bieten für eigene Kinder und ihnen darüber hinaus ermöglichen, sich voll und ganz dem Gebet hinzugeben und eine tiefere, geistige Verbindung zu dem Jesuskind aufzubauen.

Das Christkindl, das im Hutter-Museum zu Hause ist, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Simon Hutter, Namensgeber des Museums, auf dem Müll gefunden. Mit großer Mühe und Sorgfalt wurde es wieder hergerichtet. Die richtige Frisur, der korrekte Heiligenschein. Nur das Attribut, welches viele der Seelentröster in der linken Hand halten, konnte nicht ersetzt werde. "Wir sind ganz stolz, dass wir so was besitzen", erzählt Hanni Zeller, Leiterin des Hutter-Museums. Seit der Reparatur begrüßt das Christkindl die Besucher des Museums in Großberghofen jedes Jahr. "Vor allem die jungen Gäste des Museums sind von dem prächtigen Gewand beeindruckt und bestaunten es stets voller Respekt. Wie üppig und mit welch einer Sorgfalt es verziert wurde, wie schön die Steine auf der Kleidung des himmlischen Seelentrösterleins glänzen und wie freundlich das liebliche Gesicht guckt - all das verzaubert Besucher aller Generationen" berichtet Zeller.

Die Puppe sollte nicht nur seelischen Beistand leisten und trösten, sie verkörperte an Weihnachten auch das Jesuskind und agierte manchmal auch als himmlischer Bräutigam, dem die Nonnen die ewige Treue schworen. Manch ein Frauenkloster hatte bis zu 200 solcher Figuren. Sie kamen auf, als die Menschwerdung Jesu in der Kirche in den Mittelpunkt rückte. Bildlich dargestellt wird diese durch die Puppen. Jesus als einer von uns - ein Mensch der, wie jeder andere auch, als kleines Baby zur Welt kommt.

Mit seinen Glasaugen, den Haaren, dem leicht geöffneten Mund und beweglichen Gelenken sollte das Seelentrösterlein einem echten Kind so ähnlich wie möglich sehen. Die jungen Frauen kamen schon ab 14 Jahren ins Kloster und waren dort oft sehr einsam. Die Freude, ein eigenes Kind zu empfangen, würden sie nie erleben dürfen. Um den Mädchen ein Begleiter zu sein und ihnen zumindest eine Vorstellung davon zu geben, was es heißt Mutter zu sein, gab man ihnen solch eine kindgleiche Christpuppe als eine Art Ersatz. Die Gelenke erleichterten das Anziehen der Puppe. Sie wurden immer wieder neu eingekleidet, oft in den Farben des jeweiligen kirchlichen Festtags. Dadurch bildete es unteranderem auch den Jahresverlauf mit all seinen Wechseln ab.

Im Rahmen der Aktion "Museen Dachauer Land" ist nun das Seelentrösterlein aus Altomünster in Großberghofen zu Besuch. Die Aktion, die seit zwei Jahren besteht, dient dazu, die Besucher auf die anderen Museen im Landkreis aufmerksam zu machen, in dem ein Exponat aus dem eigenen Museum herumgereicht und in den anderen Museen ausgestellt wird.

Das Christkindl aus Altomünster hat nun seine letzte Station der Reise erreicht. Es ist sehr gut erhalten, kleiner und zierlicher als das im Hutter-Museum Großberghofen und es hat ein liebes Gesicht. Insgesamt ist es etwas besser erhalten als das Seelentrösterlein aus Großberghofen. "Doch trotzdem ist es uns schon richtig ans Herz gewachsen, unser himmlisches Jesulein." Leider kann das Beisammensein der zwei unterschiedlichen Christkindlein nicht besichtigt werden, da das Museum aufgrund der Corona-Pandemie wieder schließen musste. Das ist sehr schade, denn gerade in Zeiten wie diesen bräuchten die Menschen vielleicht auch den ein oder anderen himmlischen Seelentröster.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: