Zuwanderung in Dachau:Hoffnung auf ein besseres Leben

Das Leben in Griechenland wird unerträglich. Die Krise treibt viele Menschen aus ihrer Heimat auch nach Dachau.

Omar El-Nahry

Mitglieder der Dachauer Griechisch-Orthodoxen Gemeinde erwarten auf Grund der wirtschaftlichen Lage in Griechenland eine stärkere Einwanderung von Griechen nach Deutschland und in die Region. Dies teilten Sprecher auf dem Pfarrfest der Gemeinde am Sonntag mit. So befänden sich laut Joannis Mitikidis, Mitglied im Kreisvorstand der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerunion (CSA), schon jetzt viele Griechen auf Arbeitssuche in Großstädten wie München.

Finanzkrise in Griechenland

Die griechische Gemeinde in Dachau erwartet eine verstärkte Zuwanderung.

(Foto: dpa)

Oftmals hätten sie weder ausreichende Deutschkenntnisse, noch einen konkreten Plan was sie in Deutschland tun können. Auch in Dachau oder kleineren Orten wie Karlsfeld müsse mit einer verstärkten Zuwanderung in den nächsten Monaten gerechnet werden.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auch Chrissi Tsigas-Vichos, Ehefrau des Dachauer Erzpriesters. Viele Gemeindemitglieder hätten Familienangehörige in Griechenland, die jetzt um Unterstützung bäten. Dies beschränke sich nicht nur auf konkrete finanzielle Zuwendungen, sondern umfasse immer mehr auch Hilfen bei der Einwanderung nach und der Arbeitssuche in Deutschland.

Die Gemeinde und ihre Mitglieder versuchen nun, sich mit verschiedenen Mitteln auf die Situation einzustellen. Laut Tsigas-Vichos gibt es Überlegungen, eine Initiative innerhalb der Gemeinde zu gründen, welche dabei helfen soll, eventuelle Neuankömmlinge räumlich besser zu verteilen, um ihnen Arbeitschancen zu eröffnen.

Mitikidis versucht, Kontakte mit lokalen mittelständischen Unternehmen aufzubauen, die während des gegenwärtigen Booms Arbeitskräfte suchen. Außerdem fordert er Kreis- und Gemeinderäte auf, Migrationsbeauftragte zu ernennen, um auf die gesteigerte Einwanderung reagieren zu können. Die betroffenen Griechen seien zum Teil sehr gut ausgebildet, wollen aber ihr Heimatland auf Grund stark gesunkener Löhne oder auf Grund von Arbeitslosigkeit verlassen.

Gerade im mittleren und unteren Einkommensbereich bleibt gegenwärtig vielen kaum Geld übrig, da im Rahmen des in der letzten Woche beschlossenen Sparpakets Lohnkürzungen und Steuererhöhungen beschlossen wurden.

Vor allem auch junge Leute kurz nach dem Berufseinstieg sind stark belastet. So seien, laut Theodora Tanidou, einer angehenden Juristin vor dem zweiten Staatsexamen, die in Deutschland die Schule beendet hat und in Griechenland studiert, Löhne von sechs- bis siebenhundert Euro, auch für gut Ausgebildete, mittlerweile an der Tagesordnung - angesichts der hohen Lebenshaltungskosten viel zu wenig.

Sie berichtet von den Plänen vieler Griechen, die schon einmal in Deutschland gelebt hätten, zurückzukehren, um besser bezahlte Arbeit und stabilere Verhältnisse zu finden.

Einhellig wiesen alle drei auf die Enttäuschung der Griechen über das politische System und die Eliten des Landes hin. Diese trügen die Hauptlast des "Versagens" des griechischen Staates in der aktuellen Krise. Eine Verbesserung der wirtschaftliche Lage in Griechenland ist kurz- und mittelfristig nicht in Sicht.

Neue Kredite der EU und des IWF haben zwar die Gefahr einer Staatspleite vorerst bis zum Herbst abgewendet, doch droht die Rating-Agentur Standard & Poor's damit, eine Verlängerung der Laufzeiten griechischer Staatsanleihen, die im Augenblick als Lösung diskutiert wird, als Zahlungsausfall zu werten.

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