Zum ersten Mal beim Karlsfelder Triathlon:"Einfach genial"

Ferdinand Uhl spielt eigentlich Tennis, jetzt nimmt der 19-Jährige erstmals am 29. Karlsfelder Triathlon teil.

Von Horst Kramer, Karlsfeld

Seine Augen blitzen, die Wangen sind leicht gerötet. Ferdinand Uhl, 19 Jahre alt, hat gerade das aufregendste Sporterlebnis seines Lebens hinter sich gebracht. Der angehende Student ist wenige Minuten zuvor über die Ziellinie des 29. Karlsfelder Triathlons gejoggt. Genau 2:39 Stunden vorher war er in das 19 Grad kühle Wasser des Karlsfelder Sees gesprungen, um die olympische Triathlon-Distanz zu bewältigen - 1,5 Kilometer Schwimmen, 46 Kilometer Radeln und zehn Kilometer Laufen. Vorbereitet hatte er sich natürlich. Aber es wurde ein Abenteuer, das der junge Mann so nicht erwartet hat. Denn Ferdinand Uhl hatte zuvor noch nie zuvor einen Dreikampf bestritten. Eigentlich spielt er Tennis. Und das sehr engagiert. "Ich stehe fünfmal in der Woche auf dem Platz", sagt der 1,90 Meter große, junge Mann, der noch etwas außer Atem ist. Warum also Triathlon? Die Antwort scheint ganz einfach zu sein: Uhls Eltern waren beide Triathleten. Und sehr gute.

Vater Stefan Uhl ist seit 29 Jahren Mitglied der Triathlon-Abteilung des TSV Eintracht Karlsfeld. Für den Verein, der sein Leben ist, fungiert er als Vereinsarzt. Beim Sport hatte der angehende Mediziner auch seine Frau Britta kennengelernt. Uhl war eine bekannte Größe in der damaligen Randsportart: In den Jahren 1988 und 1989 nahm er zweimal am Ironman in Roth teil, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung bestritt er zudem den Ironman auf Hawaii - in sehr guten 9:50 Stunden.

Nun tritt der Sohn in die großen Fußstapfen des Vaters, den er schon bewundert. Aber das ist keine Geschichte von ehrgeizigen Eltern, die ihre Kinder ganz vorne sehen wollen. "Wir haben Ferdinand in keiner Art und Weise dazu gedrängt, bei einem Triathlon mitzumachen", beteuert der Arzt Stefan Uhl ziemlich glaubhaft. Denn Ferdinand hat zwei ältere und einen jüngeren Bruder - und keiner hat sich bis dato dem Triathlon verschrieben. Ferdinand Uhl begründet seinen Entschluss ganz simpel: "Ich habe eine Herausforderung gesucht." Nach dem Abitur im vergangenen Jahr und vor dem Beginn seines Studiums im kommenden Herbst. Seit Juni wurde er vom Vater gecoacht - nicht besonders intensiv, aber immerhin. Ferdinand wirkte daher vor dem Start entspannt und selbstbewusst. Doch dann kam es anders.

Plötzlich mitten im Getümmel

Zusammen mit etwa einhundert versierten und ehrgeizigen Athleten ging er mit der ersten Startgruppe ins Wasser. Dabei kann es heftig zur Sache gehen. Es wird gestoßen und geschoben, jeder will vorne sein. "Ich wollte ganz außen schwimmen, um mich aus dem Feld herauszuhalten", erklärt Ferdinand Uhl. Aber das ging nicht so glatt. Plötzlich war er mittendrin im Getümmel. "Es war ein unglaubliches Durcheinander, ich wurde ein bisschen panisch." Ferdinand fand wieder zum Rand, beruhigte sich, indem er auf Bruststil umstieg. "Dann lief es plötzlich."

Auf dem Rad fühlte er sich wohl. Vielleicht, weil es die alte Rennmaschine seines Vaters ist, mehr als dreißig Jahre alt, gebaut von einem längst untergegangenen schwäbischen Hersteller namens Albuch Kotter. Stefan Uhl hatte das Rad einst mit einem Hightech-Lenker ausgestattet. "Greg LeMond (Rad-Weltmeister 1982 und 1989) gewann mit einem derartigen Lenker 1989 die Tour de France vor Laurent Fignon", erzählt der Arzt.

Sein Sohn Ferdinand machte auf dem Zweirad Plätze und Zeit gut, nach rund 1:50 Stunden wechselte er auf die Laufstrecke - eine Disziplin, vor der Sohn wie Vater Respekt haben. Tatsächlich wirkte Ferdinand Uhl an der Fünf-Kilometer-Wende-Marke erschöpft. Er tat sich mit einem anderen Athleten zusammen. "Wir haben uns gegenseitig gezogen."

Hart an der Grenze

Der letzte Kilometer brach an. Plötzlich sah der 19-Jährige einen Wettkämpfer vor sich, der sich übergeben musste. Kein schöner Anblick. "Ich halte das durch", feuerte sich der Dreikampf-Novize an. Hundert Meter weiter war es um ihn geschehen. "Alles musste raus", berichtet er ganz trocken. "Die Leute sind drumherum gestanden und haben einfach zugeschaut", sagt er verwundert über das doch etwas seltsame Verhalten der Zuschauer.

Anschließend joggte Ferdinand Uhl locker ins Ziel und genoss die Atmosphäre im Karlsfelder Sportpark. Mit Musik und Cheerleadern. Mit mehr als eintausend begeisterten Frauen und Männern, die eine besondere sportliche Herausforderung geschafft hatten. Wie er selbst. Sie wurden von Freunden und Angehörigen gefeiert. Auch Ferdinand Uhl. "Das ist einfach genial hier", sagt er mit leuchtenden Augen. "So etwas habe ich noch nie erlebt." Klar, dass Vater Stefan Uhl stolz auf seinen Sohn ist. Das muss er gar nicht sagen.

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