Zukunft des Cafés Teufelhart:Hauptsache stylisch

Das ehemalige Café Teufelhart in der Dachauer Altstadt wird künftig amerikanische Küche und Cocktails anbieten. Die neuen Pächter wollen die Kleinkunstbühne fortführen.

Von Benjamin Emonts

Zukunft des Cafés Teufelhart: Der stille Gesellschafter und seine Geschäftspartnerin: Oliver Werschky und Alma Maria Detloff auf der Baustelle des ehemaligen Cafés Teufelhart. Foto: Heigl

Der stille Gesellschafter und seine Geschäftspartnerin: Oliver Werschky und Alma Maria Detloff auf der Baustelle des ehemaligen Cafés Teufelhart. Foto: Heigl

(Foto: Toni Heigl)

Nichts mehr wird sein, wie es vorher war. Die frühere Bäckerei Teufelhart wird zur Lounge mit gemütlichen Sitzgelegenheiten. Wo früher gebacken wurde, steht bald ein "Open Grill" , der - ganz seinem Naturell entsprechend - für jedermann einsehbar ist. Die Treppe gibt es nicht mehr, der Aufgang in den ersten Stock wurde zugemauert. Dort, wo einst die Theke der Bäckerei stand, führt bald eine zweistufige Treppe zu einer Kleinkunstbühne. Und was aus dem Engelflügel des Künstlers Heinz Eder, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen der Teufelharts wird, ist unklar. Verstaubt liegt er auf dem schmutzigen Baustellenboden.

Noch hängen Kabel von der Decke, der Baustaub bedeckt den kargen Betonboden, es riecht nach frischem Mörtel. Nichts weist darauf hin, dass auf der Baustelle in absehbarer Zukunft ein "stylisches" Lokal entstehen soll, in dem es nach Burgern riecht und Cocktails ausgeschenkt werden. Die neuen Pächter Oliver Werschky und Alma Maria Detloff wollen aus dem ehemaligen Café, in dem vor nicht allzu langer Zeit noch Brezen und Käsekuchen verkauft wurden, ein angesagtes Szenelokal machen, in dem man amerikanisch essen und abends ein paar Drinks zu sich nehmen kann.

Die Erinnerungen an die Bäckerei und das Café Bubu sind noch frisch. Nach finanziell schwierigen Jahren ging in dem Traditionslokal im vergangen November das Licht aus, der Betreiber und ehemalige Stadtrat Willy Teufelhart musste sein Geschäft schließen. Die Dachauer Stadtwerke konnten die Stromkosten nicht mehr länger stunden. Etliche Monate war unklar, was aus dem Lokal in bester Dachauer Lage werden wird. Nun ist die Zukunft gewiss: Es soll ein trendiges Lokal nach großstädtischem Vorbild werden, in dem auf einem "Open Grill" hochwertiges Burgerfleisch und saftige Steaks gebrutzelt werden; in dem an einer großzügig angelegten Bar Cocktails aus Münchner Spirituosen gemixt werden; und in dem an Wochenenden bis in die Nacht gefeiert werden darf.

Die Idee, in dem Gebäude Gastronomie zu etablieren, kam relativ spontan. Bereits vor geraumer Zeit hatte Oliver Werschky von seinem Bekannten, dem Teufelhart-Inhaber Stefan Teves, die im ersten Stock entstehende Loft-Wohnung gemietet. Hier, im damaligen Café Bubu, wo Werschky oft mit Freunden in gemütlicher Runde zusammensaß, wird er künftig leben. Gleichzeitig fragte er sich immer wieder, was aus dem Erdgeschoss wird, ob man daraus nicht etwas machen könne. Er zeigt die vakante Immobilie seiner Geschäftskollegin Alma Maria Detloff. Dann, so die 31-Jährige, "haben wir etwas herumgesponnen, uns ein Konzept ausgedacht". "Wir hatten beide ein gutes Gefühl. Uns war relativ schnell klar: Wenn man uns nimmt, machen wir das."

Inzwischen ist aus der vagen Idee ein konkretes Geschäftsmodell geworden. Auch wenn es noch nichts zu essen geben wird, sollen die Dachauer schon während der Volksfestzeit im August in das Lokal hineinschnuppern können, die offizielle Eröffnung soll im September folgen. Die Erfolgsaussichten des Projekts sind gut, da sind sich die Jungunternehmer sicher. Nicht nur wegen der guten Lage in der Altstadt und nicht nur, weil sie bereits erfolgreich ein Frühstückscafé in Schwabing führen. "Weil Dachau in Sachen Spaß- und Erlebnisgastronomie wenig zu bieten hat", wie Werschky feststellt. So schwebt dem 33-Jährigen ein Lokal vor, das atmosphärisch an die angesagten Kneipen im Münchener Glockenbachviertel erinnert.

"Stylisch und nicht spießig", soll es in dem Lokal zugehen. "Eine lockere Location, wie man sie aus Großstädten kennt, für die viele Dachauer normalerweise nach München fahren müssten." Ihre Zielgruppe: Nicht nur junge Leute, die "bevor sie in die Disco gehen, noch etwas essen und trinken wollen". Auch Gäste jenseits der 30 Jahre sollen sich wiederfinden können. "Ein cooler Laden, von denen es in Dachau kaum welche gibt", so Werschkys Vorstellung.

Die Lebensmittel, aus denen die Burger, Steaks und Salatvariationen zubereitet werden, sollen - soweit möglich - aus der Region kommen, die Burger sich von denen der Fast-Food-Restaurants qualitativ unterscheiden. Heißt: Frisches Hackfleisch, Salate aus der Region, Brötchen vom Bäcker und Bier von der Brauerei Kappler aus Altomünster. "Es wird nur Produkte geben, die ich auch selbst essen oder trinken würde", verspricht Alma Maria Detloff. Aber ein Hauch von Teufelhart, eine Reminiszenz an Zeiten, als sich in der Bubu-Bühne das erste richtige Dachauer Kulturzentrum mit einer Livebühne für Jazz, Rock und Folk etablierte und literarische Lesungen stattfanden, wollen die beiden Unternehmer retten. Jeden zweiten Samstag im Monat sollen kleinere Konzerte auf der Kleinkunstbühne stattfinden oder Discjockeys Musik auflegen.

In der Wieninger Straße geht die Vorsitzende des Fördervereins Wasserturm, Karin-Renate Oschmann vorüber, wird nostalgisch und fragt: "Wo ist denn der Engelflügel geblieben?" Sie erklärt sich sofort bereit, ihn zu retten und käuflich erwerben zu wollen.

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