Ziel der städtischen Verkehrspolitik:Dachau - Stadt der Radfahrer

Einer Umfrage zufolge radelt die Mehrheit der Befragten täglich in der Freizeit, zum Einkaufen und zur Arbeit. Die Kommunalpolitik will nun bessere Bedingungen für den Radverkehr schaffen, auch auf Kosten der Autofahrer.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Dachau soll eine radfahrerfreundliche Stadt werden. Das könnte allerdings auf Kosten der Autofahrer geschehen. Immerhin 51 Prozent der Teilnehmer einer städtischen Umfrage sind der Meinung, dass Parkplätze für Radwege aufgegeben werden sollten. Eine Ansicht, die auch einige Stadträte haben. Aus ganz pragmatischen Gründen. "Die Stadt wird dichter, der Verkehrsraum bleibt gleich groß", sagt Grünen-Stadtrat Thomas Kreß. Er kann sich eine Einbahnregelung in der Martin-Huber-Straße vorstellen, die Platz schaffen würde. Auch Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) geht davon aus, dass es notwendig sein wird, hier und da Parkraum zugunsten eine Radwegs oder besseren Fußwegs wegnehmen zu müssen. In der Vergangenheit sei zu oft im Sinne der Autofahrer entschieden worden.

Klare Zielsetzung der Stadt ist eine "Steigerung des Radverkehrsanteils". So heißt es in einer Sitzungsvorlage für die Stadträte im Umwelt- und Verkehrsausschuss. Gleichzeitig sollen Radfahrer stärker als gleichberechtigte Partner im Straßenverkehr wahrgenommen werden. Was die Radler wirklich brauchen, wollte die Stadt von ihnen selbst wissen und forderte sie im Herbst zur Beteiligung an einer Umfrage auf. Immerhin 290 Dachauer beteiligten sich. Das ist, gemessen an der Einwohnerzahl der Stadt und dem Anteil der Radfahrer, ein gutes Ergebnis, wie Verwaltungsmitarbeiter im Verkehrsausschuss erklärten.

Fahrradverkehr

Wie hier in der Mittermayerstraße sind die Radwege, sofern sie nicht überhaupt fehlen, nicht gerade optimal angelegt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die deutliche Mehrheit der Befragten gab an, das Fahrrad täglich zu nutzen. Die meisten, 89 Prozent, nutzen das Fahrrad in der Freizeit, für Besuche oder Spazierfahrten. Immerhin 82 Prozent radeln zum Supermarkt und 63 Prozent regelmäßig zur Arbeit. Am wichtigsten erscheint den Umfrageteilnehmern eine klare bauliche Trennung von Fuß- und Radwegen, das erklärten 74 Prozent. Ein Drittel möchte Radwege neben der Fahrbahn haben, 21 Prozent wollen sich lieber die Straße mit den Autos teilen und 24 Prozent ist beides recht. Außerdem fehlen den Radlern sichere Querungsmöglichkeiten. Die meisten bevorzugen dabei Mittelinseln deutlich vor den Ampeln, an denen Grün angefordert werden muss. 20 Teilnehmer erklärten ausdrücklich, dass sie statt diesen Drückampeln eine andere Möglichkeit wünschen. Wichtig sind den Fahrradfahrern vor allem durchgehende Radwege, die einen Straßenseitenwechsel erst gar nicht nötig machen.

Ärger über Geisterradler

Dabei nutzen die Radfahrer derzeit kaum andere Wege als die Autofahrer, am stärksten die innere Münchner Straße sowie die Mittermayer-, Ludwig-Thoma- und Martin-Huber-Straße. Alles Hauptverkehrsstraßen und zu großen Teilen ohne Radwege. Immerhin wird auch der Ammer-Amper-Radweg vor allem an der Schleißheimer Straße Richtung Josef-Effner-Gymnasium und die Verbindung zwischen dem Udldinger Hang und der Brunngartenstraße geschätzt. Diese Strecken werden gleichzeitig aber auch als gefährlich eingeschätzt, vor allem nach wie vor die Münchner Straße. Auch die unübersichtliche Kreuzung an der Mittermayer-/Ludwig-Thoma- und Steinkirchner Straße fürchten die Radler sowie die engen Bahn-Unterführungen an der Schleißheimer und der Augustenfelder Straße.

Zu den Wünschen der Radfahrer zählen mehr und vor allem bessere Abstellmöglichkeiten. Selbstkritisch forderten einige auch mehr Polizeikontrollen, um Radler, die in der falschen Richtung unterwegs sind oder sich rücksichtslos verhalten, zu stellen. Viele halten zudem eine bessere Beschilderung für nötig, insbesondere zu den Bahnhöfen, in die Altstadt, zum Freibad und auch in Richtung der Nachbarorte.

Ob die Konsequenz aus den Vorschlägen heißt, die Fahrradfahrer von Hauptverkehrsstraßen fern zu halten und auf Nebenstraßen umzuleiten oder durchgehend mehr Schutzstreifen zu markieren, dazu will sich die Stadt den Rat von Experten einholen. Einstimmig einigten sich die Mitglieder im Umwelt- und Verkehrsausschuss darauf, von einem Planungsbüro ein Konzept erstellen zu lassen. Grundlage wird die Befragung sein, sowie ein Konzept des ADAC aus dem Jahr 2005. Auch die Erfahrungen aus dem Runden Tisch Radverkehr sollen Eingang finden. Fazit des Bauamts ist schon jetzt, dass nicht einfach überall Radwege gebaut werden sollen - sondern dass es darum geht, sich an Schüler- und Berufsverkehr und wichtigen Zielen in der Stadt zu orientieren. Das betrifft die VHS genauso wie das Thoma-Haus, das Schwimmbad, Bahnhöfe oder Supermärkte. Außerdem sollen sich die Wege sowohl für sportliche als auch bedächtigere Fahrer eignen. Fahrradfahren in Dachau soll alltagstauglich werden.

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