Zero Waste in Dachau:Ein nachhaltiges Weihnachtsfest

Zero Waste

Ludwig Prischenk, Beate Heller und Jessica Ccahuana Tito von der Dachauer Zero-Waste-Initiative zeigen umweltfreundlichen Weihnachtsschmuck.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Initiative hat viele Ideen, wie man die Feiertage abfallarm gestalten kann

Von Petra Schafflik, Dachau

Weihnachten - dieses Fest ist untrennbar verbunden mit der Tradition des Schenkens. Weil aber jedes Präsent verpackt werden will, wächst mit der Flut an Geschenken auch der Abfallberg.

Tatsächlich fällt rund um die Feiertage 20 Prozent mehr Müll an als sonst übers Jahr, erklärte Ludwig Prischenk von der Dachauer Zero-Waste-Initiative jetzt bei einem Info- und Workshop-Abend für ein nachhaltiges Weihnachtsfest. Eine interessante Veranstaltung, zu der aber nur eine Handvoll Zuhörer in den Bürgertreff-Ost gekommen waren. Dort wurden zu Wegwerf-Geschenkpapier, Kräuselband, Deko-Massenware und Einwegchristbaum kreative Alternativen präsentiert. Alles mit dem Ziel, so Mitinitiator Prischenk, "Müll erst gar nicht entstehen zu lassen".

Ein sattgrünes Tannenbäumchen mit Wurzelballen im Pflanztopf, verziert mit roten Wollkugeln, darunter Geschenke, allesamt in Tücher verpackt. Dieser "Modell-Gabentisch", von den Initiatoren liebevoll hergerichtet, zeigte Ideen, wie ein traditionelles Weihnachtsfest mit weniger Müll aussehen könnte. Die kleine Tanne wird in diesem Jahr als Christbaum in ihrem Wohnzimmer stehen, danach in den Garten ausgepflanzt, erklärte Zero-Waste-Mitinitiatorin Beate Heller. Denn nach wie vor kommen nicht wenige der hier verkauften Weihnachtsbäume aus Dänemark. Und nicht einmal mit einem Gewächs aus einer heimischen Plantage sei man unter den Gesichtspunkten des Umweltschutzes auf der sicheren Seite. Deshalb soll ab jetzt ein Bäumchen mit Pflanzballen für viele Jahre ihr Fest zieren, so der Plan.

In Großstädten gebe es bereits den Christbaum zur Miete, der nach den Feiertagen in die Natur zurückgebracht werde, berichtete eine Teilnehmerin. Allerdings, so hat sie erfahren, bekomme den Pflanzen das Hin und Her zwischen beheiztem Wohnzimmer und winterlichem Wald oft nicht gut. Vielleicht doch ein Kunststoffbaum? Tatsächlich weise das Plastikgrün nach zehn Jahren eine positive Ökobilanz auf, hat Prischenk recherchiert. Allerdings kämen, auch dazu gibt es eine Statistik, die Plastikbäume im Schnitt nach sechs Jahren auf den Müll.

Wer sich schließlich für einen Baum entschieden hat, möchte diesen schmücken. Angesichts der Fülle an Kugeln und Dekomaterialien, die in den Märkten angeboten werden, plädieren die Zero-Waste-Aktivisten für den Griff zu Schere, Wolle, kleinen Ästen und Pappkarton, um aus vorhandenem Material dekorative Baumanhänger und Wandschmuck zu basteln. Wenig Verständnis hatten die Besucher für die Mode, jedes Jahr den Baum in einer neuen Farbe der Saison zu gestalten. "Das kommt auch bei den Kindern gar nicht gut an", sagte eine Teilnehmerin, die wie alle Zuhörer auf den traditionellen Zierrat setzen, der in der Familie weitergegeben und über Generationen geschätzt wird. Auch für die Verpackung der Geschenke wurden nachhaltige Alternativen präsentiert: Geschenke lassen sich in Tücher verpacken, nur mit einer Schleife schmücken oder unterm Baum gleich insgesamt mit farbenfrohen Stoffen abdecken. Vieles davon setzten sie schon um, erzählten die Teilnehmer. Und nach eigenem Bekunden machen sie sich alle schon bisher intensiv Gedanken um Nachhaltigkeit. Niemand allerdings möchte so weit gehen, im Sinne der obersten Zero-Waste-Maxime "Refuse" gleich ganz auf Geschenke zu verzichten. "Aber statt materieller Dinge könnten gemeinsame Erlebnisse verschenkt werden", so Prischenk. Vorteil: Eine Eintrittskarte fürs Konzert oder ein Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug muss nicht großartig verpackt werden. Und gemeinsam verbrachte Zeit kommt nicht nur ohne Verpackung aus, sondern ist vielleicht sowieso das wertvollste Geschenk zum Weihnachtsfest.

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