Wie gerne hätte Witold Scibak aus Warschau es in der Kunst des Vergessens zu einem Meister gebracht. Vergessen: den starren Blick der toten Häftlinge; die bellenden Befehle aus den Mündern der SS-Männer und Kapos, ihre mitleidslosen, kalten Augen; die Schreie der Gefolterten; den Hunger, die Kälte, die vernichtende Zwangsarbeit; die Frauen, Männer, Kinder, die ausgewählt wurden zu sterben, weil sie als Juden oder Slawen oder Sinti und Roma und der deutschen Volksgemeinschaft als "lebensunwert" galten. Scibak hatte als Junge all das gesehen - in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Bergen-Belsen und in Dachauer Außenlagern. Vergessen wäre eine Erlösung gewesen, aber bis zu seinem Tod am 5. November, kurz vor seinem 95. Geburtstag, haben ihn die Bilder und der Schmerz nicht losgelassen.
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Der Pole Witold Scibak hat als Junge drei Konzentrationslager überlebt. Die Erinnerung daran quält ihn - dann aber beginnt er zu erzählen und kämpft gegen das Vergessen. Jetzt ist er mit 94 Jahren gestorben.
Von Helmut Zeller, Dachau

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