Zeitgeschichte:Im Visier der Gestapo

Zeitzeuge Erich Finsches aus Wien berichtet von seinem Überleben

Zur 20. Veranstaltung in der Reihe "Dachauer Zeitzeugengespräche" kommt der Holocaust-Überlebende Erich Finsches an die KZ-Gedenkstätte Dachau. 1927 in Wien geboren, wurde Erich Finsches im März 1944 nach Auschwitz deportiert. Von dort wurde er im September 1944 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Unter schwierigsten Bedingungen überlebte er die Außenlager Mühldorf und Kaufering. Im Gespräch mit der Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann berichtet Erich Finsches von diesen Erfahrungen und seiner Verfolgungsgeschichte, die ihren Anfang schon in Wien nahm, als er elf Jahre alt war.

Als im November 1938 sein Vater Julius Finsches wie hunderte andere Juden verhaftet wird, gerät auch Erich Finsches bei der Suche nach dem Vater in die Hände der Gestapo. Er wird in Wien inhaftiert und von Gestapo- und SS-Männern misshandelt. Nach einigen Wochen wird er in das Arbeitslager Eisenerz überstellt, wo er schwerste Zwangsarbeit leisten muss. Doch dem findigen Elfjährigen gelingt die Flucht nach Wien zu seiner Mutter. Fortan hält er sich im Untergrund verborgen.

Erst im Herbst 1942 wird er wieder aufgegriffen und zur Zwangsarbeit in arisierten Wiener Betrieben herangezogen. Erneut gelingt ihm die Flucht, die ihn bis nach Ungarn führt. Im März 1944 wird er zusammen mit vielen anderen ungarischen Juden nach Auschwitz deportiert. Erich Finsches wird von dort am 18. September 1944 in das Dachauer Außenlager Mühldorf gebracht. Unter schwersten Bedingungen müssen die Häftlinge Bunkeranlagen für die Kriegswirtschaft bauen. Kurz vor Kriegsende wird er völlig erschöpft in den Dachauer Außenlagerkomplex Kaufering transportiert und erlebt dort die Befreiung durch die amerikanischen Truppen.

Erich Finsches lebt heute in Wien, wo er sich nach dem Krieg niedergelassen und eine Familie gegründet hat. Er ist als Zeitzeuge aktiv und berichtet immer wieder von seinen Erfahrungen. Seit Jahren ist er ein regelmäßiger Teilnehmer an den jährlichen Dachauer Befreiungsfeierlichkeiten. Das Zeitzeugengespräch findet am Donnerstag, 2. Mai, um 19 Uhr im Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte Dachau, Pater-Roth-Straße 2a, statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Am Veranstaltungsabend steht der Besucherparkplatz der KZ-Gedenkstätte, Alte Römerstraße 73, kostenfrei zur Verfügung.

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