Zählaktion des Landesbundes für Vogelschutz:Farbenfroher Gast aus Nordosteuropa

Zählaktion des Landesbundes für Vogelschutz: Der Eichelhäher rangiert nach einer ersten Zwischenbilanz der Vogelzählung im Landkreis Dachau auf Platz 13, bayernweit sogar auf Platz neun.

Der Eichelhäher rangiert nach einer ersten Zwischenbilanz der Vogelzählung im Landkreis Dachau auf Platz 13, bayernweit sogar auf Platz neun.

(Foto: LBV Dachau)

Der Eichelhäher ist bei der Aktion "Stunde der Wintervögel" heuer besonders häufig im Landkreis beobachtet worden

Von Jacqueline Lang, Dachau

Dank der Unterstützung von vielen tausend interessierten Naturfreunden erklärt Bayerns größte bürgerwissenschaftliche Mitmachaktion einmal mehr ein winterliches Naturphänomen: Nach den Erlenzeisigen im Vorjahr überwintern dieses Jahr mehr Eichelhäher im Freistaat. Das ist eine Beobachtung, die sich im Kern auch mit dem deckt, was die Teilnehmer der Aktion des Landesbund für Vogelschutz (LBV) im Landkreis Dachau beobachtet haben. So konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der "Stunde der Wintervögel" diesmal in mehr als jedem dritten Garten einen der bekannten Rabenvögel beobachten.

Noch liegen nicht die endgültigen Zahlen vor, doch die Beteiligung war, so viel lässt sich schon sagen, auch in diesem Jahr rege: Nach vorläufigen Zahlen haben 283 Menschen im Landkreis Dachau an der Aktion teilgenommen, wie Cyrus Mahmoudi berichtet. Im vergangenen Jahr waren es am Ende 393, aber der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe rechnet mit noch einmal 100 Teilnehmern, wenn alle Beiträge ausgewertet worden sind. Dasselbe dürfte, so Mahmoudi, auch für die Zahl der gezählten Individuen gelten. Im vergangenen Jahr waren es schlussendlich 10 500, schon vor der finalen Auszählung sind es jetzt gut 8000 Vögel, die Vogelbeobachter im Landkreis gesichtet haben.

"Nachdem sich die Eichelhäher 2018 in Nordosteuropa besonders gut entwickeln konnten, kamen im Herbst 2019 viele der Vögel zum Überwintern nach Deutschland und sind nun teilweise auch in Bayern geblieben", so Annika Lange, Citizen-Science-Beauftragte des LBV. Im Schnitt der letzten Jahre bekam sonst nur jeder Vierte einen der farbenfreudigen Vögel im Garten zu sehen. Derzeit belegt der Eichelhäher zum ersten Mal in der 15-jährigen Geschichte der Aktion sogar den neunten Platz der bayerischen Vogelhitliste, im Landkreis Dachau immerhin auf Platz 13. "Ähnlich häufig wurde der Eichelhäher bei unserer Mitmachaktion zuletzt 2011 beobachtet. Wir sind gespannt, ob sich der aktuelle Trend vielleicht sogar noch etwas verstärkt", sagt Lange.

Nach einer ersten Zwischenbilanz liefern sich derzeit Haussperling auf Platz eins und Kohlmeise auf Platz zwei ein Duell um den Spitzenplatz des am häufigsten gemeldeten Vogels im Freistaat, im Landkreis Dachau besetzen der Feldsperling und der Haussperling die ersten beiden Plätze. Die Stunde der Wintervögel 2020 bestätigt den Anschein, dass zahlreiche Eichelhäher, die im Herbst in großer Zahl aus dem Norden nach Bayern, Deutschland und Mitteleuropa gezogen sind, nun in den bayerischen Gärten an die Futterhäuschen kommen und überwintern. "Ob die bleiben und wie es sich entwickelt, muss man aber abwarten", sagt Mahmoudi.

Der letzte massive Einflug von Eichelhähern fand 1978 statt. "Vermutlich gab es in Nordosteuropa im Jahr 2018 eine sogenannte Eichelvollmast, die mit dem Überangebot an Eicheln sehr gute Bedingungen für das Überwintern und die Fortpflanzung der Eichelhäher bot", vermutet die LBV-Artenschützerin Lange. "2019 sind nun mehr Eichelhäher Richtung Süden gezogen, weil in ihren Herkunftsgebieten nicht mehr genug Nahrung für die ungewöhnlich vielen Vögel vorhanden ist." Bisher belegt der Eichelhäher Platz neun und wurde in mehr als jedem dritten Garten beobachtet. Die bisher milden Wintertemperaturen spiegeln sich auch im Zwischenergebnis der Zählaktion wider: im Vergleich zu den Vorjahren konnten bisher in mehr Gärten Hausrotschwänze und Bachstelzen beobachtet werden. Auch der Star wurde häufiger gesehen, erreicht bisher aber nicht seine Spitzenzahlen von 2018 und 2015. Bayernweit landet der Feldsperling hinter dem Spatz und der Kohlmeise auf Rang drei. Dahinter folgt die Blaumeise auf Platz vier, die sich im Vergleich zum Vorjahr vor die Amsel, die in diesem Jahr nur auf Platz fünf gelandet ist, schiebt. Auf den Rängen sechs und sieben rangieren zwei Finken: der Grünfink und der Buchfink. Platz acht belegt die Elster vor dem Eichelhäher und das Rotkehlchen rundet die Reihenfolge der zehn bisher auf häufigsten beobachteten Wintervögel ab.

Der Dachauer Mahmoudi freut sich, dass es der Grünfink im Landkreis Dachau auf Platz sieben geschafft hat und auch die Amsel, die auf Platz vier rangiert, scheine sich im Vergleich zum Vorjahr "wieder etwas erholt zu haben". Dasselbe gilt für die Saatkrähe, die 2018 noch auf Rang 12 rangierte und nun Platz neun belegt. Und obwohl sich diese Zahlen mit dem bayernweiten Trend decken würden, seien sie für sich genommen "ohne Aussagekraft", stellt Mahmoudi klar. Man müsse, um Rückschlüsse ziehen zu können, immer das Gesamtbild betrachten. Eines könne man aber festhalten: "Die Zahlen haben sich nicht signifikant verschlechtert."

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