Biodiversität:Neue Schleife für den Fluss

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Auf 75 Flussmetern ist die Würm nun renaturiert an der Schleißheimer-, Ecke Anton-Josef-Schuster-Straße. Für das dahinterliegende Gewerbegebiet NU-Park wurde so eine Ausgleichsfläche geschaffen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Würm ist auf einem 75 Meter langen Teilabschnitt in Dachau renaturiert worden. Als Ausgleichsfläche für den NU-Park wurde dem Gewässer einen Mäander geschenkt, wo er zuvor nur streng kanalisiert entlang floss.

Von Jessica Schober, Dachau

Ein kapitaler Karpfen steht im Strömungsschatten, blaugrau schimmert sein schuppiger Rücken unter der Wasseroberfläche. Der 60 Zentimeter lange Fisch sucht nach Nahrung in der Würm, jenem Fluss, der seinen Namen vom keltischen „Wirmina“ ableitet: die Schnellströmende. Und hier in Dachau-Ost an der Anton-Josef-Schuster-Straße hat die Würm nun eine Schleife mehr bekommen. Das kanalisierte Flussbett ist auf 75 Metern frei gelassen in einen Mäander mit flachen Kiesbänken. Damit ist wieder ein kleines Stück Fluss renaturiert.

Zur offiziellen Einweihung haben sich Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann, Stadtrat Volker C. Koch (beide SPD) und Mitarbeitende der Abteilung Stadtgrün und der beteiligten Firmen eingefunden. Die Renaturierung ist eine Ausgleichsmaßnahme für die Bebauung des Gewerbegebiets NU-Park. So trug den Großteil der Kosten von 865 000 Euro der Investor, bei der Stadt verblieben 137 000 Euro. Bevor das Flussbett umgestaltet wurde, war eine umfangreiche Altlastenbereinigung nötig. Früher stand hier einmal ein Klärwerk – heute wandert das Auge über Kiesbänke, Uferpflanzen, Steinböschungen und Holzelemente. Hartmann freut sich, dass es gelungen ist, direkt an diesem Ort neues Grün zu schaffen. „Oftmals werden Ausgleichsflächen ja anderswo geschaffen, aber hier profitieren die Dachauer Bürgerinnen und Bürger unmittelbar.“

Auch Zauneidechsen und Schwalben profitieren

Auf rund 3000 Quadratmetern wurde nicht nur eine großzügige Flusskurve angelegt, sondern auch ein Biotop für die Zauneidechse und Lehmmaterial für den Nestbau einer nahegelegenen Mehlschwalbenkolonie geschaffen. Nährstoffarmes kiesiges Substrat und angesäte Kräuter schaffen ein ideales Umfeld für viele Lebewesen im und am Wasser. „Davon werden viele Insekten, Käfer und weitere Tier- und Pflanzenarten profitieren“, sagt Hartmann. Inzwischen sprießen mit Sumpfschwertlilien, Weidenröschen und Zweizahn schon typische Uferpflanzen, auch eine Schwarzpappel – vermehrt aus Bäumen aus der Amperaue – wurde gepflanzt. Hier könne die Würm nun „wieder frei fließen“, sagt Hartmann, „wie sie wohl vor etwa 150 Jahren geflossen ist, ehe sie kanalisiert wurde.“

Fertiggestellt wurde der Bauabschnitt schon im vergangenen Herbst, doch das Gelände blieb bis zum Sommer eingezäunt, um die Vegetation ungestört anwachsen zu lassen. Stadtrat Koch erinnert sich, dass er als Kind in der Gegend nie am Fluss gespielt habe – wegen der betonierten Ufer und fehlender Zugänglichkeit. Heute schwärmt Stefan Tischer von der Abteilung Stadtgrün davon, wie er erst kürzlich 20 Barben am flachen Kiesufer der Würm entdeckt habe.

Eine Sitzgelegenheit aus Betonblöcken ist bislang nur durch das knietiefe Wasser zugänglich. Erst wenn der geplante Fuß- und Radweg am Ostufer am NU-Park entlangführt, wird diese Naherholungsinsel besser zu erreichen sein. Eine weitere Renaturierungsfläche ist geplant: In einem zweiten Bauabschnitt sollen 105 Meter der Würm zugänglich gemacht werden. Dafür müssen jedoch erst Gebäude des Filmdorfes Lansing weichen, in dem der Bayerische Rundfunk die Fernsehserie „Dahoam is dahoam“ dreht. Wann das so weit sein könnte, ist noch offen.

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