Winterwetter:Schneeräumen ist Pflicht

Wer trotzdem nicht schippt, muss in Dachau und Karlsfeld mit einem Bußgeld von bis zu 500 Euro rechnen. Noch teurer kann es werden, wenn deswegen jemand verunglückt, dann haftet der Hauseigentümer

Von Gregor Schiegl, Dachau

Für die Kinder ist der Schnee ein Riesenspaß, auf den Rodelhügeln im Landkreis herrscht Hochbetrieb, die Autofahrer kommen auch wieder gut voran, die meisten Straßen sind geräumt oder gestreut. Für Fußgänger ist das Vorankommen stellenweise aber immer noch recht mühsam. Sie quälen sich durch mehligen Tiefschnee, ehe es auf gut geräumten Wegen weitergeht. Manche Hauseigentümer denken nämlich gar nicht daran, vor ihrer Haustür Schnee zu schippen, obwohl sie dazu verpflichtet wären. "Wir überwachen das nicht", sagt Josef Hermann, Hauptamtsleiter im Dachauer Rathaus. "Aber wir gehen entsprechenden Hinweisen nach, sei es von Bürgern oder durch Beobachtungen unseres Bauhofs." Dann werden die Hauseigentümer angeschrieben und auf ihre Räumpflicht hingewiesen.

Was viele nicht wissen: Die Räumpflicht gilt auch für diejenigen, die gar keinen Gehweg vor der Haustür haben. Nach der Satzung der Stadt muss um das Grundstück eine ein Meter breite Bahn für den Fußgängerverkehr frei gehalten werden, in Karlsfeld sind es 1,50 Meter. Das gilt auch für unbebaute Grundstücke, nicht befahrene Wohn- und Verbindungswege und Wegflächen vor Geschäften. An Werktagen müssen sowohl Dachauer als auch Karlsfelder von sieben Uhr an und an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen von acht Uhr an Schnee räumen. In anderen Landkreisgemeinden gibt es ähnliche Regelungen. Bis 20 Uhr muss das Räumen und Streuen so oft wiederholt werden, "wie es zur Verhütung von Gefahren für Leben, Gesundheit, Eigentum oder Besitz erforderlich ist".

In der Praxis ist das nicht immer leicht umsetzbar. Viele sind Vollzeit berufstätig, manche sind zu alt, um den schweren Schnee wegzuräumen. Und manchmal, das ist kaum zu vermeiden, schieben städtische Räumfahrzeuge den Schnee von der Straße auf Privatgrund. Für Josef Hermann ist das alles keine Entschuldigung. Wer sich nicht imstande sehe, die Wege selbst zu räumen, müsse eben jemand anderen damit beauftragen. "Dafür gibt es ja Hausmeisterdienste", sagt er. Allerdings ist das Räumverhalten in diesem Jahr seinem Eindruck nach nicht besser oder schlechter als in früheren Jahren. In der Nachbargemeinde Karlsfeld ist es vielleicht sogar besser geworden. "Bis jetzt gab es noch keine Beschwerden", sagt Günter Rustler, Leiter der Verkehrsbehörde. "Normalerweise rufen die Leute an."

Wer seine Räumpflicht hartnäckig ignoriert, dem droht ein saftiges Bußgeld. In Dachau und Karlsfeld können es bis zu 500 Euro sein. Verhängt wird es aber so gut wie nie. "Wir weisen die Eigentümer immer darauf hin, dass sie das Haftungsrisiko für den Schaden tragen, wenn sich vor ihrem Haus ein Unfall ereignet", sagt Hermann. "Das überzeugt sie eigentlich immer." Dann geht es um Summen, die weitaus höher sein können als 500 Euro.

Sowohl Karlsfeld als auch die Stadt räumen die innerörtlichen benutzungspflichtigen Radwege selbst. "Hauptverkehrswege und Wege zur Klinik und zu den Schulen haben Vorrang", erklärt Dachaus Bauamtsleiter Michael Simon. Die kleinen Räumfahrzeuge rücken gleichzeitig mit ihren großen Pendants auf der Straße aus. Im Gegensatz zu den Bürgern, denen zumindest Dachau und Karlsfeld den Einsatz von Streusalz generell verbieten, streuen die Kommunen Salz. Das merkt man vor allem am Karlsberg und der Martin-Huber-Treppe in die Altstadt. Auch wenn es vor Salz manchmal unter den Sohlen knirscht: "Unsere Mitarbeiter werden geschult, die notwendige Menge Salz zu streuen, aber auch nicht zu viel", sagt Michael Simon.

Auf den Bahnsteigen im Landkreis kümmert sich externe Räumdienste darum, dass die Fahrgäste sicher ein- und aussteigen können. Schneie es nachts, seien sie gehalten, bis sieben Uhr morgens einen 80 Zentimeter breiten Weg ab Bahnsteigkante frei zu räumen, sagt ein Bahnsprecher. Aufgehäuft wird der Schnee in der Bahnsteigmitte, was zu Problemen führen kann, wenn dieser Berg immer weiter anwächst oder vorbeirauschende Züge den Schnee verwehen. Salz kommt nur in Ausnahmefällen zum Einsatz. "Salz greift den Beton an", begründet der Bahnsprecher.

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