Winterdienst:Dachau geht das Streusalz aus

Der Bauhofleiter findet das unfair: Das Streusalz wird knapp, Großkunden werden bevorzugt behandelt. In Dachau wird jetzt nur noch mit Splitt gestreut - und das kostet.

Melanie Staudinger

Seit Mittwoch wird auf Dachaus Straßen nur noch Splitt gestreut. Die Streusalzvorräte nämlich neigen sich bereits jetzt dem Ende zu. Und das macht Dachaus Bauhofleiter Anton Hörhammer sauer. Eigentlich hat er alles richtig gemacht. Rechtzeitig lagerte er Streusalz ein, die Lager waren trotz des frühen Wintereinbruchs voll.

Winterdienst: Der städtische Bauhof ist im Dauereinsatz - jetzt aber geht das Streusalz aus.

Der städtische Bauhof ist im Dauereinsatz - jetzt aber geht das Streusalz aus.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Hörhammer hat nach den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr sogar extra noch drei weitere Boxen anlegen lassen - zwei für Streusalz und eine für Splitt. Als der erste Schnee fiel, hat er sofort Salz nachbestellt. Und trotzdem muss er jetzt melden: "Das Salz wird knapp."

Der Grund: Das Unternehmen, bei dem der städtische Bauhof regelmäßig sein Salz bestellt, liefert nicht mehr. In Deutschland gibt es, so sagt Hörhammer, vier Salzhersteller. Und die haben nun festgestellt, dass das Streugut knapp wird. Die Lieferfirmen bedienen nur noch Großkunden - Autobahndirektionen oder Großstädte, die jährlich zwischen 50.000 und 60.000 Tonnen bestellen.

Die kleinen Abnehmer wie Dachau mit Bestellmengen von 1000 bis 1200 Tonnen pro Saison schauen da in die Röhre. "Unser Kontingent wurde um 80 Prozent gekürzt. Bis Weihnachten bekommen wir gar nichts, danach müssen wir weiter schauen", sagt Hörhammer.

Bis dahin muss eben Splitt gestreut werden, die "eisernen Salzreserven" will der Bauhofleiter für Extremfälle wie Eisregen aufheben. Salz im Ausland zu bestellen, sei kaum möglich. Hörhammer hat das im vergangenen Winter einmal versucht. "Aus Österreich hätten wir so viel bekommen, wie wir wollten", erzählt er. Die Sache hatte nur einen Haken: Statt 78 Euro wie in Deutschland habe der Händler satte 260 Euro pro Tonne verlangt.

"Solche Preise bezahlen wir nicht." Wenn Splitt eingesetzt wird, hat das nicht nur zur Folge, dass die kleinen Steine und mehr Schnee auf den Straßen liegen bleiben. Es sei auch teurer, erklärt Hörhammer, weil Splitt wieder eingesammelt und als Sondermüll entsorgt werden müsse.

"Das macht mich narrisch"

Ihn plagen aber noch ganz andere Probleme. Denn auch die Magnesiumsole für das Streusalz wird deutschlandweit knapp. Der Deutsche Straßendienst habe unlängst verkündet, dass kleine Abnehmer nur mehr qualitativ schlechteres Material bekommen würden. "Wir brauchen dann um die Hälfte mehr Sole, um Salz zu machen", sagt Hörhammer. Auch hier werden die Kosten - im vergangenen Winter bezahlte die Stadt rund 600.000 Euro für den Winterdienst - wohl steigen. "Das macht mich narrisch, aber ich kann es nicht ändern", so Hörhammer.

Für die Verkehrsteilnehmer ist es relativ unerheblich, ob die Bauhöfe mit Splitt oder Salz streuen - es geht immer nur langsam voran. Die Polizei Dachau verzeichnet am Mittwoch bis Nachmittag acht Unfälle.

"Heute war es nicht dramatisch", sagt Pressesprecher Michael Richter. Die Menschen hätten sich mittlerweile auf die schlechten Straßenverhältnisse durch Schnee, Matsch und Eis eingestellt und führen größtenteils vernünftig. Im Polizeibericht finden sich dementsprechend keine spektakulären Vorkommnisse.

In Schwabhausen krachte ein Autofahrer gegen einen Baum, weil er einem weißen Lieferwagen, nach dem gesucht wird, ausgewichen ist. In Bergkirchen, Odelzhausen, Pfaffenhofen an der Glonn und bei Hackermoos kamen Pkws von der Straße ab und landeten im Graben. In Dachau gab es an der Ecke Schiller- und Münchner Straße einen Auffahrunfall ebenso in Feldgeding.

Zudem wurde in Dachau ein geparktes Auto angefahren. "Alles typische Unfälle bei Schnee", sagt Richter. Oft reiche schon eine leicht erhöhte Geschwindigkeit, und das Fahrzeug gerate ins Schleudern.

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