Wildtiere:Vom Acker gemacht

Feldhasen, Fasanen und Rebhühnern geht es nicht gut. Die Bestände schrumpfen. Jetzt sorgen sich die Jäger um ihre Beute.

Von Benjamin Emonts

Die Jäger sorgen sich um die Feldhasen, Fasane und Rebhühner im Landkreis Dachau. Der hiesige Jagdschutz- und Jägerverein (JJV) teilt sogar mit: "Feldhasen, Fasanen und Rebhühnern geht es gar nicht gut." Beim ersten Hinhören mag das paradox klingen: In der Vergangenheit waren die Tiere schließlich gern gesehene Gäste vor des Jägers Flinte. Doch was nicht nur die Jäger besorgt: Die Population der genannten Tiere ist in den vergangenen Jahren um fast 50 Prozent gesunken.

Die aktuellen Jagdstrecken des JJV, sprich die Zahlen der erlegten Tiere, belegen das: Während in der Jagdsaison 2004/05 noch 1200 Hasen und knapp 1300 Fasane geschossen wurden, waren es im Jagdjahr 2013/14 gerade mal 600 Hasen beziehungsweise 168 Fasane. Die Jagdstrecken sind damit auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Und "Rebhühner", sagt der JJV-Vorsitzende Max Lederer, "gibt es ohnehin so wenige. Sie werden im Landkreis Dachau nicht mehr gejagt, seit ich denken kann."

Doch was sind die Gründe? "Der Lebensraum wird immer enger", beklagt Lederer, "die Menschen nehmen zu wenig Rücksicht." Der Hase beispielsweise habe neben den Äckern kaum noch Feldrain oder brachliegende Flächen, wo er Schutz und Nahrung findet. Die Wiesen, so Lederer weiter, bestünden nur mehr aus Gras, "es gibt kaum noch Kräuter, die der Hase fressen kann". Außerdem würde heute so oft gemäht, dass die Wiesen den Feldhasen keinen Schutz mehr bieten, ganz abgesehen von den modernen Ernte- und Düngemethoden, die den Tieren das Überleben zusätzlich erschweren. Und schließlich habe das Hochwasser des vergangenen Jahres seine Spuren hinterlassen. "Die Junghasen ersaufen, denn schwimmen können sie nicht besonders gut", sagt Lederer. Den Rebhühnern und Fasanen komme wiederum das Fehlen von Hecken teuer zu stehen. "Sie haben keinen Schutz mehr vor dem Greifvogel und finden keinen Platz zum Brüten."

Als Vorsitzender des JVV Dachau versucht Lederer den Lebensraum für die Tiere zu verbessern, indem er die Kooperation mit den Landwirten sucht. "Einige", sagt er, "haben zugesagt, Blühstreifen, Hecken und Wildwiesen anzulegen". Und die Jäger? "Viele Revierinhaber haben die Bejagung der betroffenen Arten in den vergangenen Jahren eingestellt, weil einfach zu wenige Individuen da sind. Wer verantwortungsbewusst ist, der schießt derzeit keinen Fasan." Eine ganz andere Tendenz zeigt sich übrigens bei den Wildschweinen. Hier hat sich die Zahl der erlegten Tiere seit 2004/05 fast vervierfacht und liegt heute bei mehr als 400. Das anpassungsfähige Schwarzwild, wie die Tiere im Jägerjargon bezeichnet werden, lebt im Schutz der unzähligen Maisfelder und Wälder in der Region. Hier halten sich die Wildschweine oft wochenlang auf, weil sie Nahrung finden und keine Feinde fürchten müssen. Dementsprechend stark vermehren sich die Tiere.

Die Dachauer Jäger richten sich indes immer mehr auf die Bejagung des Schwarzwildes ein. Doch diese ist "problematisch", sagt Lederer, "weil die Wildschweine nicht mit Schrot, sondern mit Kugeln geschossen werden." Die sogenannten Drückjagden, bei denen die Felder erst umstellt und dann die Tiere hinaus gejagt werden, "sind gefährlich und schwierig". Neben dem Schwarzwild zeichnet sich auch bei Rabenvögeln (aktuelle Jahresstrecke: 2006), Füchsen (1050), Dachsen (301) und Wildgänsen (81) eine steigende Tendenz ab.

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