Wichtiger Arbeitgeber für Dachau:Landrat stemmt sich gegen Stellenabbau bei MAN

Wichtiger Arbeitgeber für Dachau: Landrat Stefan Löwl (CSU) will den Strukturwandel begleiten.

Landrat Stefan Löwl (CSU) will den Strukturwandel begleiten.

(Foto: Toni Heigl)

Löwl bietet dem Unternehmen Unterstützung an, um den Standort München zu erhalten - ohne allzu große soziale Härten

Von Christiane Bracht, Dachau

Landrat Stefan Löwl zeigt sich besorgt: Sollte der Nutzfahrzeughersteller MAN Bus & Truck in München, Karlsfeld und Dachau tatsächlich rund 3000 Arbeitsplätze abbauen und große Teile des Stammwerks ins Ausland verlagern, hätte das tief greifende Folgen für den Landkreis Dachau: weniger Einkommen- und Gewerbesteuer und damit knappere Kassen bei den Kommunen. Gleichzeitig werden wohl mehr Ausgaben für Hartz IV und Arbeitslosengeld auf den Landkreis zukommen. Womöglich wird es auch Folgen für die Zulieferer haben, wenn sich MAN in kurzer Zeit stark verändert, so Löwl. Und auch die Ausbildungschancen der Jugendlichen werden vermutlich leiden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, müsse die Politik "was anbieten", sagt er. Vor drei Wochen war er deshalb beim Vorstand zum Gespräch, jetzt auch beim Betriebsrat.

Laut Löwl arbeiten etwa 2600 Bürger aus der Region Dachau bei MAN. Das Unternehmen gilt als einer der großen Arbeitgeber und als wichtiger Ausbilder. Deshalb will er sich dafür einsetzen, dass "die Rahmenbedingungen für das Unternehmen im Landkreis Dachau gut sind". Dies sei eine wichtige Voraussetzung für eine Standortentscheidung, meint er. Letztlich sei dies auch der Grund gewesen, weshalb Google nach München gekommen sei, obwohl die Mieten dort hoch sind. "Das Gesamtpaket muss stimmen: Lebensqualität, Mobilität und Bildung." Das mache einen Standort attraktiv.

Der Vorstand von MAN schielt unterdessen ins Ausland, nach Polen und in die Türkei etwa, wo die Lohnnebenkosten für die Produktion deutlich niedriger sind. Auch das Ersatzteillager soll wohl aus dem Werk ausgegliedert werden. Dies träfe besonders den Standort Dachau. Löwl erteilt diesen Plänen eine klare Absage: "Ich erwarte, dass das Werk in Deutschland industriell tätig bleibt, und nicht wie andere große Firmen künftig nur noch einen Verwaltungssitz in München hat." Zwar könne er die Entscheidung nicht treffen, er werde sich auch nicht in die Tarifautonomie einmischen, doch das sei "ein politischer Wunsch". Nach den Gesprächen mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite sei er "sehr optimistisch", auch wenn derzeit Funkstille herrscht. Die Verhandlungen sind seit gut einer Woche unterbrochen. Der Betriebsrat beklagt, dass sich der Vorstand keinen Millimeter von seinen Vorstellungen wegbewege.

"Es ist klar, dass es schmerzhaft in manchen Bereichen wird", sagt der Landrat. Denn das Unternehmen müsse einen Strukturwandel schaffen vom Verbrennungsmotor hin zu erneuerbaren Energien. "Da ist klar, dass man künftig vielleicht weniger Schrauber und dafür mehr Techniker braucht", so Löwl. Doch es gehe um die Sozialverträglichkeit des Umbruchs. Auf diese legt auch der Betriebsrat besonderen Wert. Die Verhandlungen der vergangenen Wochen haben sich, wie aus gut unterrichteten Quellen zu hören ist, in erster Linie um Altersteilzeitregelungen und Abfindungen gedreht, aber auch um Qualifizierungsmöglichkeiten. Der Betriebsrat will möglichst vielen Mitarbeitern die Möglichkeit geben, in Würde aus der MAN auszusteigen. Doch dafür wäre ein Zeitraum von mehreren Jahren nötig - aus Sicht des Vorstands ist das zu lange.

Der Landkreis will nun auf seine Weise helfen: Von Dezember an werden mehr Busse zwischen Dachau, Karlsfeld und München verkehren. Außerdem soll ein Pendelzug auf dem Nordring zwischen Karlsfeld und dem FIZ von BMW eingerichtet werden. Löwl will außerdem den Radschnellweg vorantreiben sowie andere Verkehrsalternativen. Die Wirtschaftsförderung soll den Veränderungsprozess der MAN ebenfalls begleiten, so der Landrat. "Wenn das Unternehmen Flächen braucht, sind wir bereit, sie ihm zuzugestehen." Und in Sachen Bildung soll die Politik dafür sorgen, dass MAN im Landkreis Dachau immer mit gut qualifiziertem Personal rechnen kann, damit auch der Nachwuchs gesichert sei. Speziell schwebt dem Landrat eine Fachoberschule mit dem Zweig Technik vor, bei dem es eine Kooperation mit den MAN-Werkstätten geben soll.

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