Nah gelegene Landkreise wie Augsburg und Landkreis Aichach-Friedberg haben den Katastrophenfall ausgerufen, doch im Landkreis Dachau scheint man die Lage aktuell noch im Griff zu haben – obwohl Bäche wie der Webelsbach längst über die Ufer getreten sind und die Amper Hochwasser führt. „Wir haben noch keinen K-Fall“, bestätigt Landrat Stefan Löwl auf Nachfrage am Mittag. Entspannt ist die Lage aber freilich nicht: Die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk (THW), Sicherheitskräfte sowie die Bauhöfe sind schon seit Freitagabend im Dauereinsatz; überall sind ständig Sirenen zu hören.
Wie die Feuerwehr Dachau über ihre Facebook-Seite am Samstagmorgen mitteilt, habe der andauernde Regen zu „ersten Überschwemmungen“ geführt, was wiederum den Stadtbauhof dazu gezwungen habe, „vorsichtshalber einzelne Geh- und Radwege“ zu sperren. An der Gabelsbergerstraße ist demnach außerdem bereits in den frühen Morgenstunden das „das mobile Hochwasserschutzsystem“ aufgebaut worden. Doch Schutzvorrichtungen wie diese bringen nur bedingt etwas: Wie im Haimhauser Ortsteil Oberndorf müssen im Laufe des Tages noch zahlreiche Straßen im Landkreis gesperrt werden.
Hochwasser:Donau-Pegel sinken
Der Wasserstand geht langsam runter, in Regensburg wurde der Katastrophenfall beendet, ebenso in Passau. Die Europawahl verlief in den von der Flut betroffenen Gebieten reibungslos.
„Im Notfall bitte die 112 wählen!“
Die Dachauer Feuerwehr weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sie keine Sandsäcke an Privatpersonen abgeben kann und bittet Bürgerinnen und Bürger, sich auf volllaufende Keller und Garagen entsprechend vorzubereiten: Fenster, Türen und Abflussöffnungen sollten demnach abgedichtet, elektrische Geräte „in Räumen, die volllaufen können“ sollten abgestellt und Autos aus „gefährdeten Garagen oder von Parkplätzen“ gefahren werden. Zudem warnt die Dachauer Feuerwehr davor, durch überflutete Straßen zu fahren: „Wasser im Motorraum macht viel kaputt.“
Wolfgang Reichelt, Pressesprecher der Dachauer Feuerwehr erreicht man gegen Mittag, er ist seit Stunden in Etzenhausen im Einsatz, dort sind vom Hochwasser besonders viele Anwohnerinnen und Anwohner betroffen. „Hier ist Land unter“, so der erfahrene Feuerwehrler. Und tatsächlich: Zahlreiche Keller stehen da schon längst unter Wasser, Anwohnerinnen und Anwohner versuchen das Wasser teils mit Bierbänken aufzuhalten.
Bei Margareta Haderlein in der Buchkastraße steht das Wasser im Keller schon bei 50 Zentimeter – aufgrund der schieren Menge an Anrufen, muss sie sich trotzdem gedulden, bis die Feuerwehr ihr helfen kann. Teils werden die Einsatzkräfte sogar über Whatsapp kontaktiert. Die bittet jedoch auf Facebook, den offiziellen Weg zu gehen: „Im Notfall bitte die 112 wählen!“
Die Karlsfelder Feuerwehr, die nach eigenen Angaben bis Samstagabend an 224 Einsatzstellen in der Gemeinde Karlsfeld unterwegs gewesen, setzt unterdessen einen Post ab, in dem sie darum bittet, nur in „absoluten Notfällen“ überhaupt noch im Gerätehaus anzurufen. „Bei normalem Grundwasser-Eintritt ohne weitere Gefährdung kann kein weiterer Eingriff erfolgen.“
Das Landratsamt warnt die Bevölkerung via Facebook vor Gefahren durch den massiven Regenfall, „eine leichte Entspannung“ sei frühestens ab Sonntag zu erwarten. Vor allem den Bereich zwischen Hebertshausen und Ampermoching gelte es aufgrund der angespannten Lage bis auf weiteres zu meiden, „um dringende Einsatzfahren nicht zu behindern“.
In der Gegend befindet sich nämlich das Katastrophenschutzzentrum, immer wieder müssen Feuerwehrautos derzeit dorthin, um neue Sandsäcke zu holen. Die Kreiseinsatzzentrale weist darauf hin, dass diese oder technische Ausstattung wie Pumpen allerdings nicht an Privatpersonen ausgegeben werden. Auch die Karlsfelder Feuerwehr informiert via Facebook, dass man keine Gerätschaften an Privatpersonen abgeben könne. „Diese werden an den Einsatzstellen benötigt.“ Um den Wassermengen trotzdem irgendwie Herr zu werden, steuern offenbar am Wochenende zahlreiche Landkreisbewohnerinnen und -bewohner die Baumärkte an: Bei OBI sind am Samstagmorgen alle Wasserpumpen vergriffen.
Immerhin, die Wasserversorgung scheint zumindest in Dachau nicht in Gefahr: „In unserem Versorgungsbereich besteht aktuell keine Gefahr und keine Beschränkung zur Nutzung von Trinkwasser“, teilen die Stadtwerke am Samstagabend via Facebook mit. Trinkwasser könne also wie gewöhnlich aus der Wasserleitung entnommen und genutzt werden.
Allerdings, auch das teilen die Stadtwerke mit: Aufgrund des Hochwassers können mehrere Haltestellen in Dachau derzeit nicht angefahren werden, darunter die Haltestellen Ignaz-Taschner-Gymnasium, Frühlingstraße, Liegsalzstraße und Feldiglstraße. „Durch die Umfahrungen, kann es auf den anderen Haltestellen, die bedient werden, zu Verspätungen kommen“, heißt es.
Wie sich die Lage ansonsten im Laufe des Abends und über Nacht entwickeln wird, vermag derzeit niemand genau vorherzusagen. Seitens des Landratsamts heißt es dazu lediglich: „Es ist weiterhin mit massiven Regenfällen zu rechnen; eine leichte Entspannung kann frühestens ab Sonntag erwartet werden.“ Gleichwohl würden die Pegel der Bäche und Flüsse „auch voraussichtlich dann noch weiter ansteigen“.