Weihnachtskonzert im Dachauer Schloss:Märchenhaft, besinnlich und voller Vorfreude

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Das Blasorchester der Stadtkapelle entführt das Publikum mit "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" in ein Märchenwunderland. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Sinfonische Blasorchester der Stadtkapelle und die Chorgemeinschaft Dachau begeistern mit ihrem Weihnachtskonzert

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Was geschehen kann, wenn das Sinfonische Blasorchester der Stadtkapelle Dachau und die Chorgemeinschaft Dachau gemeinsam ein Konzert gestalten, zeigte sich am Samstagabend: Sie rocken den ausverkauften Schlosssaal - und zwar mit weihnachtlicher Musik. "Die brauchen ja mehr Platz als das Publikum", sagte ein Bub im schicken Anzug beim Einzug von Kapelle und Chor. Und hüpfte bei den ersten Tönen der Missa brevis in G-Dur von Jakob de Haan vor Begeisterung auf seinem Stuhl auf und ab.

Der niederländische Komponist hat diese 2002 uraufgeführte Messe speziell für Chor und Blasorchester komponiert. Stadtkapelle und Chorgemeinschaft spielten und sangen unter der engagierten und versierten Leitung von Michael Meyer trotz nur weniger gemeinsamer Proben so schön, dass man sich bisweilen auf einer traditionellen Wallfahrt glaubte, bei der die Musiker fürs Durchhalten sorgen und die Sänger schließlich die Kirche mit himmelwärts schwebenden Tönen füllen. Das galt vor allem für ein inniges Sanctus und ein fast tänzerisches Benedictus. Anschließend gehörte der Saal erst einmal der Stadtkapelle und Moderator Dominik Härtl. Dieser verband die einzelnen Stücke mit Witz und Esprit, etwa mit der Frage: Was gehört unbedingt zu Weihnachten? "Stirb langsam, Teil eins bis drei und Drei Haselnüsse für Aschenbrödel".

Die Stadtkapelle hatte sich für letzteren Klassiker der Filmmusik entschieden, beamte ihre begeisterten Zuhörer sogleich in ein Märchenwunderland, und der kleine Bub flüsterte aufgeregt: "Kenne ich doch". Was er vermutlich nicht kannte, ist "A Chloris" von Reynaldo Hahn, obwohl es in unzähligen Variationen existiert. Diana Berger und Michael Meyer spielten ein zauberhaftes Solo für Oboe und Querflöte, eine gelungene Überleitung zum tiefgründigen "Dona Nobis Pacem" von Thomas Doss. Wunderbar adventlich war ein Medley mit heimischen Liedern - und dem unvermeidbare "Jingle Bells", eine gute Einstimmung auf den zweiten Teil des Konzerts.

Dieser gehörte der Chorgemeinschaft und ihrem Leiter Rudi Forche. "Veni, veni Emmanuel" von Zoltan Kodaly war mit seinem uralten Text und der aufwühlenden Melodik ein Schrei nach Erlösung und Befreiung. Innig-traditionell mit einem kleinen Ausflug ins - zumindest musikalisch - immer noch herzige Italien. Mit überbordender Lebensfreude ging es weiter - die Chorgemeinschaft in Hochform. Mit "Übers Gebirg Maria geht", mit der "Canzone de Zampagnari", mit etlichen a-Capella-Liedern, die nicht im Programm standen, hatte Chorleiter Forche genau die richtige Mischung aus Besinnlichkeit und Vorfreude aufs Weihnachtsfest ausgewählt.

Glorioser Abschluss dieses Konzerts war der zweite gemeinsame Auftritt von Stadtkapelle und Chorgemeinschaft: "An English Christmas" von Philip Sparke. Der 1951 geborene Komponist hat diese Suite für Blasmusik komponiert und etliche bekannte englische Weihnachtslieder verwendet. Da wehte ein Hauch von "merry old Britain" durch den ehrwürdigen Schlosssaal. Zumal Domink Härtl noch ein Gedicht des ewigen Thronfolgers Prinz Charles für seine dem Gin nicht abgeneigte Großmutter Queen Mum parat hatte.

Dieser Abend war "kurzweilig und klangvoll", so Härtl. Und dass angesichts der großartigen Leistung aller Beteiligten Theodor Storms Spruchweisheit "Und wieder nah'n die Weihnachtstage, Gott, hilf mir, dass ich sie ertrage", dringend der Korrektur bedarf. Es müsste nach dieser erquickenden Nahrung fürs gestresste Gemüt heißen: Mit Stadtkapelle und Chorgemeinschaft lassen sie sich wunderbar ertragen.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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