Weichs:Sicher zur Schule

Hallo Auto

"Besser aufpassen, beim Mitfahren nicht so viel Reden und beim Radfahren keine Musik hören": Die Schüler wissen, wie sie sicher durch den Verkehr kommen.

(Foto: Toni Heigl)

Im Verkehrsunterricht "Hallo Auto" lernen Realschüler in Weichs, Gefahren richtig einzuschätzen

Von Sarah Stemmler, Weichs

Die Theresia-Gerhardinger-Realschule (TGRS) Weichs liegt am Ortseingang, an einer viel befahrenen Straße. Zwar gilt als Tempolimit 50 Stundenkilometer, doch "daran hält sich keiner", sagt Lehrerin Jennifer Klose. Tatsächlich wurde im laufenden Schuljahr bereits eine Schülerin auf dem Weg in den Unterricht angefahren. Um solchen Unfällen vorzubeugen, organisiert Karin Lugmair, Lehrkraft an der TGRS, eine Verkehrserziehung für alle fünften Klassen. Dafür nutzt sie ein Angebot des ADAC, mit dem die Schüler lernen sollen, Abstände im Straßenverkehr besser einzuschätzen.

Unter der Leitung von Verkehrserzieherin Ingrid Meindl probieren die Kinder zunächst den Hütchen-Test: Ein Auto macht bei 50 Stundenkilometern eine Vollbremsung, die Schüler müssen vermuten, wo es zum Stehen kommt. Erst weit hinter den von den Kindern aufgestellten Pylonen hält das Auto schließlich an, insgesamt 25 Meter sind zum Abstoppen nötig. Wäre das Hütchen ein Mensch gewesen - er wäre überfahren worden. Die Demonstration beeindruckt die Fünftklässler. Sie lernen, dass es lange dauert, bis ein Autofahrer auf einen Fußgänger reagiert und bremsen kann. In kurzer Zeit können die Schüler die zugehörige Formel auswendig: "Reaktionsweg plus Bremsweg ergibt den Anhalteweg!"

Meindl wiederholt den Test, diesmal aber unter verschärften Bedingungen, denn die Jugendfeuerwehr Weichs bewässert die Fahrbahn. Jetzt dauert es noch länger, bis das Fahrzeug zum Stillstand kommt, wieder verschätzen sich die Schüler. Dass Regen oder Feuchtigkeit den Anhalteweg derart verlängern können, hätten sie nicht gedacht.

Das eigentliche Highlight folgt aber erst: Die Fünftklässler dürfen selbst in das Übungsfahrzeug steigen und vom Beifahrersitz aus eine Vollbremsung durchführen. "Das ist quasi die letzte Überzeugung", sagt Meindl, "sie erleben selbst, dass man nicht so schnell bremsen kann." Die Weichser Schüler finden den Selbsttest vor allem "cool".

Meindl will die Schüler mit dem Training für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren, weil Kinder diese nicht einschätzen könnten. Wie lange es dauert, bis ein Autofahrer auf sie reagieren kann, sei ihnen nicht bewusst. Auch Lehrerin Karin Lugmair findet die Verkehrserziehung "wahnsinnig wichtig". Oft liefen Kinder ganz unbedarft über die Straße, einem Ball oder Spielkameraden hinterher. Wie sich der Anhalteweg eines Autos ergibt, lernen Schüler allerdings nur an Mittel- und Realschulen. Am Gymnasium steht das Thema

nicht im Lehrplan. Das ADAC-Training müssen Schulen selbst organisieren, was nicht ganz einfach ist. Nicht nur, dass eine geeignete Straße benötigt wird, auch die Bewässerung der Fahrbahn ist oft eine Herausforderung.

An der Weichser Realschule hat sich die Verkehrserziehung allerdings gelohnt, die Fünftklässler wissen genau, was sie von jetzt an anders machen wollen. "Besser aufpassen, beim Mitfahren nicht so viel reden und beim Radfahren keine Musik hören." Wenn sie irgendwann selbst am Steuer sitzen, werden sie beim Fahren sicher nicht telefonieren. Auf die Frage, ob sie sich schon auf ihren eigenen Führerschein freuen, gibt es nur eine Antwort: "So was von!".

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