Weichs:Nach Verlängerung

Im beschaulichen Fränking entsteht eine Soccer-Arena mit Bistrobetrieb. Die Anwohner fürchten um ihre Ruhe.

Christine Heumann

Fränking ist ein Ortsteil von Weichs. Geschätzt leben knapp 100 Menschen in dem idyllisch gelegenen Dorf, umgeben von Wald, Feldern und Wiesen. Gleich am Ortseingang säumen ein paar Wohnhäuser, ein Landmaschinen- und der Werbeartikelbetrieb der Familie Schmutz die Graf-Sprety-Straße. Und genau dort errichtet nun die Firma Proclama W. Schmutz KG auf ihrem bereits bestehenden Gelände eine Soccer-Arena mit Bistrobetrieb und Freischankfläche.

Der Gemeinderat hat bereits im April den Entwurf zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan einstimmig gebilligt. "Baubeginn wird aber wohl erst im Frühjahr des nächsten Jahres sein", sagt der Weichser Bürgermeister Harald Mundl (Bürgervertretung). Denn nach Einwendungen von Anrainern, die Lärmbelästigung und ein weitaus höheres Verkehrsaufkommen als die Straße verträgt befürchten, und die sich durch den Bau der 36 mal 18 Meter großen und 6,35 Meter hohen Halle mit Nebengebäude in ihrer Sicht und Aussicht beeinträchtigt fühlen, liegen die Pläne nun bereits zum wiederholten Mal aus. "Eine nächste Runde wird es aber nicht geben", versichert Mundl. "Die Gemeinde hat im Rahmen ihrer gesetzlichen Vorschriften entschieden - und das immer einstimmig."

Harald Mundl sitzt leicht verschnupft in seinem Büro im Weichser Rathaus. "Ich hatte am Wochenende zwei Termine im Freien, da hab' ich mich wohl etwas verkühlt", sagt der Bürgermeister und putzt sich die Nase. Seinen Elan bremst das bisschen Erkältung aber nicht. Mundl will Weichs zu einer attraktiven Gemeinde machen - attraktiv als Wohnort wie als Unternehmensstandort. Seit er im Frühjahr 2008 als Kandidat der Bürgervertretung und absoluter Newcomer seinen Vorgänger Franz Eichinger (FW) in der Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters besiegt hat, hat sich einiges getan in der Gemeinde Weichs. Der Ausbau des schnellen Internets schreitet zügig voran, eine Million Euro ist in die längst fällige Sanierung der Kläranlage geflossen, für 2,8 Millionen Euro wurde ein neues Gewerbegebiet entwickelt. Ein Supermarkt hat sich angesiedelt und gewährleistet die Nahversorgung der Bürger. Weichs ist in die gemeindliche Jugendarbeit eingestiegen, hat das Ferienprogramm ausgebaut und das Gemeinschaftsprojekt des naturnahen Spielplatzes an der Schule gestemmt. Die erweiterte Kinderbetreuung mit Krippe macht die Gemeinde für Familien attraktiv. Wie sehr, zeigt sich im neuen Baugebiet, dort sind von den 21 Grundstücken bereits 17 verkauft. Acht davon an junge einheimische Familien, die als Anreiz 20 Prozent unter Richtwert kaufen konnten. "Das haben wir mit dem Grundstückseigentümer vertraglich so vereinbart", sagt Mundl. Herzstück der Dorfentwicklung ist das moderne Sport- und Bürgerhaus Weichs, das zwar bis zu seiner Einweihung Mitte August 2,4 Millionen Euro verschlungen hat, sich aber als Mittelpunkt einer lebendigen Dorfgemeinschaft, als Treffpunkt für Jung und Alt, als Ort der Geselligkeit und der Kultur entwickeln soll. Jetzt fehlt noch das Jugend- und Freizeitgelände, das für 2012 geplant ist. "Dann wird aber erst einmal gespart", sagte Mundl schon im April. Demnächst muss im Gemeinderat der Nachtragshaushalt behandelt werden.

Die Soccer-Anlage mit einem Spielfeld halten Bürgermeister und Gemeinderäte für ein interessantes Projekt. "Mal ein anderes Gewerbe", sagt Mundl. "Und warum sollte man einem Investor etwas in den Weg legen, wenn sein Projekt ohnehin nicht zu verhindern ist." Denn schon im alten Bebauungsplan war dieses Areal als Mischgebiet ausgewiesen, jetzt als Sondergebiet.

Dennoch, Mundl versteht die Sorgen der Skeptiker. "Wissen Sie", sagt er, "in Fränking ist es relativ ruhig." An die zwei bestehenden Betriebe in der Graf-Sprety-Straße hätten sich die Anwohner gewöhnt, der neue rufe eben Verunsicherung hervor. Der Gemeinde sei natürlich an einem guten Verhältnis zwischen Anwohnern und Betreiber gelegen. "Aber auch ich weiß jetzt noch nicht, ob es mit der Soccer-Anlage Probleme geben wird, das wird erst der Echtbetrieb zeigen." Fest stehe jedoch, dass um 23 Uhr definitiv Schluss sei, in der Halle und im Bistro. Mundl geht davon aus, dass das Bebauungsplanverfahren mit Ende der Auslegungsfrist für den geänderten Entwurf vom 21. September beendet ist.

Investor Reinhard Schmutz, einer von drei Gesellschaftern der Proclama KG glaubt, dass es genügend Interessenten gibt, die sich in seine Soccer-Anlage einmieten wollen. Gerade im Winter, wenn Schnee und Eis Training und Spiele im Freien unmöglich machen, suchen viele Landkreis-Fußballer Unterschlupf in Hallen. In den Münchner Soccer-Anlagen sind während der schlechten Jahreszeit freie Plätze rar. "Das habe ich selbst erlebt, als ich meinen Sohn ein paar Mal dahin gefahren habe," sagt er. In der Soccer-Arena Fränking soll man nicht nur Fußball und Badminton spielen können, sondern auch Kindergeburtstage feiern. "Spielen und lernen ist auch ein Thema", sagt Reinhard Schmutz. "Wir denken zum Beispiel an eine Fußballschule mit Englischunterricht."

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Primär sei, dass die Sache nun vorangehe und die Nachbarn nach vielen Gesprächen das Projekt duldeten - auch wenn sie nicht glücklich über seine Soccer-Arena seien. "Ich verstehe ja, wenn ich nie Lärm habe, ist ein bisschen Lärm eben eine Belästigung." Mittlerweile sei seines Wissens von der Gemeinde Planungsreife an das Landratsamt gemeldet worden. "Die könnten jetzt genehmigen", sagt Schmutz. Alle Vorschriften für Lärm-, Brand- und Umweltschutz seien erfüllt, alle Formalitäten erledigt. "Wir gehen auch zwei Meter in den Boden rein, damit die Halle nicht zu hoch wird." Die zwei bestehenden parallel liegenden Gebäude auf seinem Proclama-Firmengelände werden teilweise abgerissen, "alt und neu dann verknüpft".

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