Weichs:Geschenke aus Israel

"Das ist nur der Anfang": Generalkonsul Dan Shaham bringt Spenden für die minderjährigen Flüchtlinge nach Weichs.

Von Petra Neumaier, Weichs

Der israelische Generalkonsul Dan Shaham hat sein Wort gehalten, das er Landrat Stefan Löwl beim Besuch der Ausstellung "Zurück ins Leben" im Kloster Indersdorf gegeben hatte: Am Sonntag kam er persönlich mit seiner Frau Charmaine Hedding (Shai Fund) und Bill Horan (Operation Blessing International) in die Containerunterkunft für minderjährige Flüchtlinge nach Weichs. Und zwar mit einem großen Kofferraum voller Sachspenden. "Das ist nur der Anfang" versprachen die Helfer, die zudem künftig Fachpersonal vermitteln wollen. Stefan Löwl war begeistert. "Es ist toll, dass Israel und internationale Hilfsorganisationen ausgerechnet dem Landkreis Dachau und damit auch Jugendlichen mit überwiegend muslimischem Glauben helfen möchten. Näher können Menschen nicht zusammenrücken."

Der Besuch des Generalkonsuls blieb aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit geheim. Nur der Helferkreis und der Bürgermeister waren zuvor eingeweiht worden. Und die derzeit 33 jugendlichen Bewohner der Einrichtung. Überwiegend stammen sie aus Eritrea, Afghanistan, aber auch aus Libyen, Syrien, Somalia und Gambia. Seit August wohnen sie zum Teil schon in den beiden Containern, abgeschirmt durch einen Zaun und bewacht von zwei Sicherheitskräften. Immer wieder kommen neue, gehen andere - vor allem gehen viele, "weil in Weichs nichts los ist und sie sich einfach langweilen", erzählt die Leiterin der Betreuungseinrichtung, Dörte Münsing. "München ist da viel attraktiver."

Weichs: Mit vielen Sachspenden kam Dan Shaham (re.) mit seinen Begleitern in die Containerunterkunft für minderjährige Flüchtlinge nach Weichs.

Mit vielen Sachspenden kam Dan Shaham (re.) mit seinen Begleitern in die Containerunterkunft für minderjährige Flüchtlinge nach Weichs.

(Foto: Toni Heigl)

Das Freizeitangebot ist in der Gemeinde begrenzt. Selbst die einheimischen Jugendlichen würden auf Vereine der Umgebung ausweichen. Fast wie eine Bestätigung wirkte das einsame, winzige Trampolin, das auf dem tristen Vorplatz der Anlage verloren herumsteht. Zum "Austoben" wohl nur bedingt geeignet. Mangels Skateboard kann zudem die gegenüberliegende Bahn nicht genutzt werden.

Umso größer war die Begeisterung, als der Generalkonsul seinen Kofferraum öffnete: Bälle und die lang ersehnten Skateboards, zum Teil noch original verpackt, kamen zum Vorschein. Dazu Stifte und Papier, Recks zum Üben von Klimmzügen, sowie Badehosen und Schwimmnudeln für den geplanten Schwimmunterricht. Außerdem ein Packen Streifenkarten für "Hin- und Rückfahrten", betonte der Landrat. Wörter- und Lernbücher waren ebenfalls dabei. "Eine Stunde spielen, eine Stunde lernen", mahnt Stefan Löwl nicht nur seine eigenen Kinder, nun auch die Flüchtlinge.

Dan Shaham packt selbst mit an

Beim Ausladen der Geschenke packte der Generalkonsul selbst kräftig an. Dass er dem Landkreis Dachau trotz der schmerzlichen Vergangenheit helfen muss, stand für ihn nie in Frage. "Hier war schließlich die erste Anlaufstelle für jüdische und andere Kinder, die im Krieg ihre Familien verloren hatten", sagte Dan Shaham, der Freundschaft und Partnerschaft leben möchte. "Der Landkreis braucht Hilfe und diese Leute hier auch."

Weichs: Derzeit leben 33 minderjährige und unbegleitete Flüchtlinge in der Weichser Containeranlage.

Derzeit leben 33 minderjährige und unbegleitete Flüchtlinge in der Weichser Containeranlage.

(Foto: Toni Heigl)

60 Helfer aus dem Ort, darunter zwei Jugendliche, bemühen sich derzeit um die Flüchtlinge. Die Kommunikation funktioniert laut Dörte Münsing auf Englisch, ein bisschen Französisch, aber noch mehr mit "Händen und Füßen." Außer an Spiel- und Sportmöglichkeiten fehlten eben Lehrer, Dolmetscher und Psychologen, die in den Landessprachen firm sind: Nur drei Bewohner können bereits so gut Deutsch, dass sie von diesem Montag an probeweise die Berufsschule besuchen können. "Ein paar waren noch nie in einer Schule und müssen erst lesen und schreiben lernen."

Deshalb liegt das Hauptaugenmerk des Helferkreises neben dem Freizeitangebot auf der Bildung. Und aus diesem Grund ist Stefan Löwl so froh um die Hilfe des Generalkonsuls und seiner Vermittlung der beiden Hilfsorganisationen. "Wir haben nur ein sprachlich beschränkt geeignetes Personal", sagte der Landrat. Während also "Operation Blessing International" die Finanzierung von Sachspenden sicherstellt, hat sich "Shai Fund" auf den Austausch und die Vermittlung von internationalen Fachkräften für Einsätze in Krisen- und Katastrophengebiete spezialisiert. Führende Direktorin der nicht profitorientierten Organisation ist die Ehefrau des Generalkonsuls, Charmaine Hedding. Sie versprach, sich um geeignetes Personal für die Jugendlichen zu kümmern. "Uns ist es wichtig, nicht immer nur in die Vergangenheit zu schauen, sondern in die Zukunft", sagte sie.

Die Aktion am Sonntag war also nur der Startschuss für einen "Langstreckenlauf", wie Stefan Löwl es ausdrückte. Weitere Sachspenden würden folgen, auch für die geplante Einrichtung in Haimhausen. Um Neid und Unverständnis der Bevölkerung vorzubeugen, betonte der Landrat mehrfach, dass den Flüchtlingen damit nicht vorzeitig ein Gabentisch bereitet werde. "Wir versuchen nur zu helfen", sagte er.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: