Süddeutsche Zeitung

Faschingsumzug in Weichs:Klein, aber oho!

Lesezeit: 2 min

Bevor das Faschingstreiben für dieses Jahr wieder vorbei ist, feiern mehrere Tausend Narren in Weichs noch einmal ausgelassen beim Maschkera-Umzug.

Von Martin Wollenhaupt, Weichs

15 Grad, die Sonne scheint, buntes Konfetti, Luftschlangen und Bonbons fliegen durch die Lüfte. Nach zwei Jahren Pause, in denen die Hexen und Piloten, Clowns und Käfer, zu Hause feiern mussten, dürfen sie an diesem Faschingsdienstag endlich wieder auf die Straßen ausströmen. Der Anlass: der traditionelle Maschkerazug in Weichs.

Eltern stecken ihre Kinder in Kostüme, Vereinsmitglieder schmeißen sich in Tracht, Faschingswägen verlassen ihre Garage. An der Straße, über der Girlanden unter blauem Himmel wehen, tummeln sich mehrere Tausend maskierte Besucher und warten auf die 20 Faschingsgruppen. Feiernd, tanzend, johlend kommen sie angelaufen. Ja, angelaufen, das ist das Besondere am Weichser Maschkerazug: Bewusst hält man ihn klein und familienfreundlich, die große Mehrzahl sind Fußgruppen, sie schieben ihre kleinen Wägen.

Angeführt wird der Zug von einer Hexe, mit ihrem Besen treibt sie die bösen Geister aus. Dahinter marschieren die Indersdorfer Musikanten, ihre Blasmusik mischt sich mit dem Klang der Wägen, er kommt aus meterhohen Boxen. Ein buntes Kuddelmuddel aus "Hoch die Hände, Wochenende!", "Mamma Mia!", "Amadeus, Amadeus!", "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" und "Laudato si, o mi signore!" Die befederten "Freilaffaden Henna Ebersberg" geben einen Ententanz zum besten, Ältere bleiben beim klassischen Walzer.

Die Reiseziele der Kostümierten: Südpol, Bangkok und Mauritius

Besonders kreativ: Schuhbecks "Schmankerlzelle: Zum Alfons". Hinter Gittern braten gut gelaunte Häftlinge Kaiserschmarrn goldbraun. Politisch wird es mit der Gruppe "Partybus Biechlhof". Die Mitlaufenden tragen Trikots, auf ihrem Schild steht: "Für Geld waschen wir alles rein". Es ist ein Seitenhieb, der sich, davon darf man wohl ausgehen, an die Fifa richtet.

Wer das Thema etwas lokaler haben möchte, wird beim Wagen "Mitfahrbankerl" fündig. In den vergangenen Jahren wurden im Landkreis Bänke aufgestellt, die den ÖPNV ergänzen sollen. Man darf Platz nehmen, und hoffen, von jemandem mitgenommen zu werden. Die Reiseziele der Kostümierten: Südpol, Bangkok und Mauritius. Und wenn gerade kein Auto zum Nordpol fährt, kann man zumindest per Post Bescheid geben, dass man sich verspätet: "Streik nicht in Weichs" verkündet ein gelbes Postrad und verteilt gleich ein paar Briefe.

Überrascht schaut so manch einer über seine rote Clownnase, als plötzlich die "Weixer Chicks und Mädls" über die Straße surfen. Ihre Surfbretter haben sie auf Rollen geschnallt. Zukünftig würden sie aber doch gerne ins Wasser, sie hoffen auf eine "Glonntalwelle". Bewacht werden sie von zwei Bademeistern in Rot, die ihnen einen Bademeisterturm hinterherschieben. Bloß aufpassen, dass niemand in eine Asphaltschnelle gerät!

Hopfen- und Bratwurstduft zieht durch die Straßen, die Weichser sind gut gelaunt und friedlich. Die Narren und Närrinnen stopfen sich schnell noch ein paar Krapfen in den Mund, Reserve für schlechte Zeiten, denn an diesem Mittwoch beginnt die vierzigtägige Zeit des Fastens.

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