Süddeutsche Zeitung

Weichs:Drohende Gasexplosion in Erlbach

Die Zuleitung eines 10 000-Liter-Tanks reißt beinahe ab. Die Feuerwehr bringt die Anwohner in Sicherheit. Am Donnerstagabend repariert eine Fachfirma den Schaden und gibt Entwarnung

Von Gregor Schiegl, Weichs

Ein Dutzend Häuser inmitten von Feldern, eine Straße, eine Bushaltestelle. Normalerweise geht es im Weiler Erlbach bei Weichs sehr ruhig zu. Am Donnerstagabend herrschte allerdings einige Aufregung. Wegen einer drohenden Gasexplosion rückten die Feuerwehren aus Dachau, Weichs und Indersdorf sowie Einsatzkräfte der Polizei an. Im Garten eines neu gebauten Hauses war ein Flüssiggastank mit einem Fassungsvolumen von 10 000-Litern im Erdreich aufgeschwemmt worden, dadurch wurde die Zuleitung zu kurz. Es bestand die Gefahr, dass die Leitung abreißt und sich das austretende Gas entzündet. Nach Angaben der Polizei wurden die Häuser im Umkreis von 350 Metern geräumt. Die Anwohner wurden derweil in Mannschaftstransportern der Feuerwehr Weichs versorgt. Nach Angaben der Feuerwehr ging es allerdings nur um fünf Personen. Nach etwas mehr als einer Stunde konnten sie wieder in ihre Häuser zurückkehren.

"Zum Glück ist das Gebiet ziemlich dünn besiedelt", sagte Polizeisprecher Roland Itzstein. Eine akute Gefahr für die Bürger habe nicht bestanden. Die Evakuierung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Tatsächlich konnten die Feuerwehrleute, die vom Hauseigentümer alarmiert worden waren, in dessen Garten sich der Tank befand, durch Messungen rasch feststellen, dass kein Gas austrat. Gegen halb neun gaben sie Entwarnung, eine Dreiviertelstunde später konnten die Feuerwehren wieder abrücken. Eine hinzugezogene Fachfirma verschloss die Zuleitung noch in derselben Nacht sicher mit einem Blindstopfen.

Der Weichser Bürgermeister Harald Mundl war am Donnerstagabend zu Gast auf einer Jahreshauptversammlung und wurde erst gegen 21.30 Uhr telefonisch unterrichtet, als die Feuerwehr ihren Einsatz bereits beendet hatte. Der Rathauschef wertete den Vorfall allerdings auch nicht als besonders dramatisch. "Da hatten wir im vergangenen Jahr schon viel mehr Aufregung als jetzt." Im November 2016 war eine Halle mit Hunderten von Heuballen in Brand geraten, über Weichs stand eine riesige schwarze Rauchwolke. Drei Wochen später löste ein Gefahrgutunfall mit Eisendichlorid Katastrophenalarm und einen Großeinsatz mit 150 Feuerwehrkräften aus. Einem Landwirt war ein Container mit 800 Litern der ätzenden Chemikalie von seinem Frontlader gerutscht und leckgeschlagen. Über einen Entwässerungsgraben war ein Teil davon auch in die Glonn gelangt.

"Wir gehen grundsätzlich immer erst einmal vom schlimmsten Fall aus", erklärt Wolfgang Reichelt, Sprecher der Dachauer Feuerwehr. Im jüngsten Fall stellte sich die Gefahr schnell als eher theoretischer Natur heraus. Solange es kein Leck gibt, kann normalerweise auch nichts explodieren. Normalerweise seien die Zuleitungen zu den Tanks aus Kupfer, erklärte ein Experte vom Deutschen Verband Flüssiggas der SZ. "Das können Sie zweimal falten, ehe es zu einem Bruch kommt", sagte er. "Das ganze System ist eigentlich schon sehr sicher."

Eine generelle Pflicht, Tanks gegen Auftriebskräfte abzusichern, gebe es nur dort, wo tatsächlich mit solchen Auftriebseffekten zu rechnen sei, beispielsweise wenn das Grundwasser an dem Standort von Haus aus sehr hoch sei. Klassische Lösungen sind schwere Betonplatten, an die der Tank geschnallt wird oder Varianten mit Klappblech, bei denen das Gewicht des umgebenden Erdreichs den Auftriebskräften des Wassers entgegenwirkt. Üblich für Wohnhäuser seien Flüssigastanks bis zu 6400 Litern. Ein Tank mit 10 000 Litern Volumen sei schon ungewöhnlich groß und nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigungspflichtig, sagte der Fachreferent. Die Gemeinde Weichs ist laut Bürgermeister Mundl für diese Anlage allerdings gar nicht zuständig; das sei Sache des Landratsamts.

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Quelle:
SZ vom 11.03.2017
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