Weichs:Die Zukunft klassischer Konzerte

Serenade Kammerorchester

Das Kammerorchester Petershausen veranstaltet eine Serenade im Bürgerhaus Weichs. Dabei überzeugt vor allem der Nachwuchs.

(Foto: Lukas Barth)

Eugen Tluck bringt junge Leute ins Orchester und als Solisten - entsprechend jung ist das Publikum

Von Adolf Karl Gottwald, Weichs

Sieben Stuhlreihen waren im Bürgersaal Weichs vorgesehen für das Konzert des Petershausener Kammerorchesters, zehn wurden schließlich gebraucht. So etwas mag jeder Veranstalter, da nimmt man das Stühle-Schleppen in aller Eile gern in Kauf. Dieses Konzert war aber auch auf Publikumserfolg angelegt, weniger wegen der Programmfolge als vielmehr der Besetzung wegen. Eugen Tluck hat sein 1980 gegründetes Petershausener Kammerorchester weitgehend mit jugendlichen Instrumentalisten besetzt und präsentierte zudem bei Konzerten von Vivaldi, Telemann und Joseph Haydn drei junge Solisten.

Bei dem Konzert für drei Violinen und Streichorchester von Vivaldi mühten sich neben Eugen Tluck als Orchesterleiter und dritter Soloviolinist Theresa Wolf und Felix Wittmer als Solisten, beim Konzert für Flöte und Violine von Telemann war Theresa Wolf Partnerin der Petershausener Flötistin Sabine Kühnl-Ciliberto, und beim ersten Satz des Konzerts für Violine und Orchester G-Dur von Joseph Haydn spielte Florian Blickle den Solopart.

Nur bei einem Concerto für Flöte und Violine von Antonio Salieri behielt sich Eugen Tluck vor, mit Sabine Kühnl-Ciliberto selbst zu musizieren.

So viele junge Leute im Orchester und als Solisten bringen natürlich entsprechend viele junge Zuhörer ins Publikum. Im Bürgersaal Weichs bestimmten also nicht, wie etwa bei den Dachauer Schlosskonzerten und ähnlichen klassischen Abenden weißhaarige und graue Köpfe das Bild des Publikums sondern fast ebenso viele junge. Das ist vielleicht das größte Verdienst von Eugen Tluck, dass er so viele junge Leute für das Musizieren überhaupt und für das Musizieren im Orchester insbesondere begeistern kann. So haben Konzerte mit barocker, klassischer und romantischer Musik vielleicht doch noch eine Zukunft.

Gut spielten alle. Am meisten beeindruckte wohl Florian Blickle mit seiner unbefangen zupackenden Art des Auftretens und Musizierens. Damit hat er nebenbei eine Lanze für Joseph Haydn gebrochen, dem das krasse Fehlurteil von Robert Schumann immer noch nachgeht. Haydn genießt heute noch die geringste Popularität unter den drei Wiener Klassikern Haydn, Mozart und Beethoven.

Mozarts "Kleine Nachtmusik" ist freilich der Inbegriff der Wiener Serenadenmusik. Daran erinnerte auch der an diesem Abend gespielte erste Satz dieser Nachtmusik. Die größte Leistung des ganzen Konzertabends aber war zweifelsfrei die Aufführung von Mozarts "Serenata notturna" KV 239 für zwei kleine Orchester, das eine bestehend aus zwei Principal-Violinen, Viola und Kontrabass, das andere aus zwei Violinen, Viola, Violoncello und Pauken.

Das Petershausener Kammerorchester ist zurzeit so gut besetzt, dass es sich in zwei kleine Orchester aufteilen kann. Auf dem Podium im Bürgersaal Weichs war das nicht räumlich möglich, aber im Musizieren doch deutlich hör- und unterscheidbar. Da hatte man absolut nicht den Eindruck etwa eines Schülerorchesters, die Aufführung hatte Format. Besonders interessant war der Vergleich mit Musik von Salieri. Sabine Kühnl-Ciliberto und Eugen Tluck spielten ihre Soli gewiss professionell einwandfrei und das Orchester begleitete makellos, doch neben Mozarts Musik wirkte das Doppelkonzert von Salieri noch spätbarock, also fast ein wenig veraltet.

Beim Ausflug ins 19. Jahrhundert und zu zwei Walzern von Antonin Dvorak stieg das Petershausener Kammerorchester von seiner bei Mozarts "Serenata notturna" erreichten Höhe wieder herab. Beim 5. Ungarischen Tanz von Johannes Brahms, den Eugen Tluck in der Rolle eines Stehgeigers mit seinem überwiegend jugendlichen Orchester als zweite Zugabe - die erste war der Flötistin vorbehalten - sehr schwungvoll spielte, war man wieder obenauf.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: