Wechsel an der Spitze:Nach schweren Unfall: Heimleiter geht in Ruhestand

Neue Leitung

Im Friedrich-Meinzolt-Haus werden Abschied und Neuanfang gefeiert: Günther Bauer, Silvia Große, Thomas Wille und Gerhard Prölß (von links) beim gemeinsamen Fototermin nach dem Gottesdienst.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Dachauer Friedrich-Meinzolt-Haus verabschiedet seinen langjährigen Leiter Thomas Wille in den Ruhestand. Dieser hatte 2015 einen schweren Verkehrsunfall.

Von Hannah Becker, Dachau

Es ist ein sichtlich emotionaler Tag für den ehemaligen Heimleiter Thomas Wille. Beinahe dreieinhalb Jahre nach einem unverschuldeten schweren Verkehrsunfall 2015 wurde der 58-Jährige nun am vergangenen Freitag auch offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Der ehemalige Leiter des Friedrich-Meinzolt-Hauses in Dachau-Ost ist spürbar beliebt, unter Heimbewohnern genauso wie unter Mitarbeitern und Vorgesetzten. Schon vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung stürzen seine ehemaligen Mitarbeiter auf ihn zu, um ihn zu begrüßen, ein paar Worte zu wechseln.

Auch in der Eröffnungsrede von Gerhard Prölß, Geschäftsführer der Hilfe im Alter, einige Minuten später kommt die berufliche wie auch private Wertschätzung deutlich zum Vorschein. Prölß, der Wille schon seit vielen Jahren auch aus dem persönlichen Leben kennt, lobt besonders seine Geradlinigkeit und Ehrlichkeit. Thomas Wille war seit 1997 bei der Inneren Mission/Hilfe im Alter, Träger des Altenheims an der Ludwig-Ernst-Straße, tätig. Angefangen hatte er damals im Haus Lindenhof im Voralpenland, seit 2001 leitete er das Friedrich-Meinzolt-Haus. Auch vorher arbeitete Wille schon in der Pflege, zunächst als Pflegehelfer, später als Stationsleiter sowie in der ambulanten Pflege.

Wille löst Probleme in aller Ruhe - ohne "auf den Tisch zu hauen"

Seinen langjährigen Einsatz in der Altenhilfe hebt auch Günther Bauer, Vorstand der Inneren Mission München, besonders hervor. Den Unfall im August 2015 bezeichnet er als tragischen Einschnitt in den vorher so geradlinigen Lebensweg, den Wille ausschließlich auf die Pflege ausgerichtet hatte. Er lobt seine ruhige Art, Probleme zu lösen, kontinuierlich mit einer Zielvorstellung, ohne radikal zu werden und "auf den Tisch zu hauen", wie Bauer es formuliert.

Vertreterinnen der Gnadenkirche direkt gegenüber, in der Wille sich als Prädikant und Mitglied des Kirchenvorstands engagierte, sind ebenfalls gekommen, um sich zu bedanken. "Sie waren und bleiben ein Engel", sagt Mesnerin Maria Simonis und auch in der Rede von Pfarrerin Markert sind Anerkennung und Wertschätzung deutlich zu spüren.

Ungewöhnlich an dieser Verabschiedung ist die lange Zeit, die zwischen dem tatsächlichen und dem offiziellen Arbeitsende liegt. Das ist dem großen Entgegenkommen der Inneren Mission als Arbeitgeber geschuldet. Seit Willes Unfall wurde die Stelle des Heimleiters lediglich kommissarisch weitergegeben an Christian Zank, der als Interimsleiter die Geschicke des Altenheims in den vergangenen Jahren leitete.

Thomas Wille sollte die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wie es weitergehen kann

Thomas Wille sollte die Möglichkeit haben, in aller Ruhe selbst zu entscheiden, wie es weitergehen kann. Erst jetzt, als er sich dazu entschloss, in den Ruhestand einzutreten und sich auch weiterhin auf seine Genesung zu konzentrieren, wurde die Heimleiterstelle offiziell und dauerhaft neu vergeben. Die Innere Mission entschied sich als Nachfolgerin für Silvia Große, eine 44-jährige gelernte Physiotherapeutin aus Cottbus.

In ihrer Antrittsrede zeigt sie sich sehr angetan vom Meinzolt-Haus, das sie vor fünf Jahren als Auditorin zum ersten Mal besuchte und von nun an leitet. Bisher arbeitete sie als Assistenz der Heimleitung im Altenheim Eichenau, das ebenfalls von der Inneren Mission getragen wird. Sie betont, wie sehr ihr die Altenpflege am Herzen liegt, und wie wichtig es ihr ist, dass die Bewohner des Friedrich-Meinzolt-Hauses "einen würdevollen Lebensabend verbringen". Große thematisiert auch die Veränderungen durch technische Errungenschaften wie eine Pflegesoftware, "die das Haus zwar verändert, aber auch verbessert" habe. Allen Anwesenden bietet sie außerdem die Möglichkeit an, Anregungen, Wünsche und Kritik auch persönlich an sie heranzutragen: "Meine Tür steht immer offen."

Im Anschluss an Großes Rede geht es noch einmal um den Abschied von Thomas Wille. Zum Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung verleiht ihm Vorstand Günther Bauer im Auftrag der Diakonie Deutschland das goldene Kronenkreuz, ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit im Dienste der Nächsten. Mit den Worten "Herr Wille, Sie haben schon viel ausgehalten, dann halten Sie das jetzt auch aus", steckt Bauer die Nadel an Willes Revers und macht den Weg frei für ehemalige Kollegen und Mitarbeiter, die nun ihre Wertschätzung in Form von Präsentkörben und selbst gestalteten Karten ausdrücken.

Mit Thomas Wille verliert das Friedrich-Meinzolt-Haus einen offensichtlich hoch geschätzten Heimleiter, dem das Wohl seines Hauses immer sehr am Herzen lag. In der Geschäftsführung der Inneren Mission herrscht jedoch Einigkeit, dass man in Silvia Große einen mehr als qualifizierten Ersatz gefunden hat. Gerhard Prölß sagt, er habe mit ihr ein genauso gutes Gefühl, wie er es damals bei Wille gehabt habe. Und auch der macht ihr Mut: "Wenn die Leute Ihnen genauso viel helfen wie mir, werden Sie hier eine gute Zeit haben."

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