Wasserturm Dachau:Phänomen mit Ringelsocken

Vernissage gigi

Michael Schmetz kümmert sich um gigis Nachlass.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei der Vernissage erzählen gigis Freunde und Fans viele Anekdoten

Von Andreas Förster, Dachau

Bei der Vernissage zur Ausstellung der vor einem Jahr verstorbenen Dachauer Künstlerin gigi wurde am Donnerstagabend im Wasserturm noch einmal deutlich, warum ihr Tod für die Dachauer Kunstszene so ein großer Verlust ist. "Sie war ein Mensch mit Ecken und Kanten, schillernd, radikal, manchmal nicht einfach, mit einem Riesenherzen, wahnsinnig tierlieb, und noch so viel mehr." So charakterisiert sie ihre Freundin Gabi Baur vom Förderverein Wasserturm bei der Eröffnung der Ausstellung "gigi - Ich bin in der Farbe".

Sie konnte Menschen begeistern, das merkte auch Karin-Renate Oschmann, die ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Dachauer Wasserturm. In den Neunzigerjahren wurde sie durch gigi erst so richtig für die Kunst entflammt, und so ist es nur konsequent, dass es Karin Oschmann war, die diese Ausstellung zu Ehren gigis im Wasserturm angestoßen hat.

Oberbürgermeister Florian Hartmann würdigte die im August 2018 verstorbene Künstlerin als eine der "spannendsten Persönlichkeiten in Dachau". Auch er habe privat ein Bild gigis bei einer Versteigerung im Wasserturm erworben, berichtet er. Beeindruckt habe ihn die Power, mit der sie ihre Meinung immer vertreten habe. "Sie wusste genau, was sie wollte, das habe ich auch bei den vertraulichen Gesprächen so erlebt, als sie die Dinge regelte, die ihren Tod betrafen."

Die Künstlerin lebte viele Jahre mit ihrer schweren Krankheit, ihrer Schaffenskraft tat das keinen Abbruch. Selbst die Lebensfreude erhielt sie sich, das empfindet auch Florian Marschall so, der seit 2009 das Atelier nebenan in der Kleinen Moosschwaige bewohnt. "gigi war den Freuden des Lebens stets zugeneigt", erzählt er. Da passt es ins Bild, dass sie das Atelier vom nicht minder exzentrischen Künstler Fred Arnus Zigldrum übernommen hatte. Dort lebte und arbeitete sie und feierte legendäre Atelierfeste, es wurde gegessen, getrunken, geraucht und gelacht, sie selbst war immer mittendrin, immer im Gespräch, unverkennbar mit ihren bunten, verschiedenfarbigen Socken und Schuhen. Daran erinnern sich alle Gäste der Vernissage gern, die meisten gigis Weggefährten oder Mitglieder des Fördervereins Wasserturm.

Am stärksten ausgeprägt war aber ihre Kreativität zusammen mit dem unbändigen Ehrgeiz als Künstlerin wahrgenommen und als solche auch anerkannt zu werden. "Da war sie wie besessen", erzählt ihr langjähriger Lebensgefährte Michael Schmetz, aus dessen Bestand auch die rund 40 Werke dieser Ausstellung stammen. So schaffte sie es auch, als erste Dachauer Künstlerin in der Partnerstadt Fondi eine Ausstellung zu ergattern. "Wir haben den Bürgermeister so lange bequatscht, bis er schließlich nachgegeben hat", erinnert sich Schmetz. Zusammen mit seiner Partnerin gigi war er deshalb mehrmals mit dem Wohnmobil in die italienische Kleinstadt zwischen Rom und Neapel gereist, um die Ausstellung zu ermöglichen. "Ihre Freude war groß, dass sie damit der Künstlervereinigung Dachau zuvorgekommen war."

Dass sie mit ihrem Charakter auch aneckte, nahm sie in Kauf. "Sie hat zum Beispiel dem ehemaligen Dachauer Oberbürgermeister Lorenz Reitmeier eine Bewerbung geschickt im Format 1,50 mal ein Meter und dabei alles in Spiegelschrift geschrieben, die beherrschte sie aus dem Effeff", erzählt Schmetz. Die gigi war schon eine Marke...

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: