Warnung:Vorsicht in der Dämmerung

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Im Herbst ist die Gefahr von Wildunfällen groß. (Foto: Jagschutz- und Jägerverein Dachau)

Die Gefahr von Wildunfällen steigt im Herbst. Der Berufsverkehr fällt in die aktive Zeit von Rehen oder Wildschweinen. Der Jagdschutz- und Jägerverein Dachau schlägt Alarm und bittet Autofahrer, höchst aufmerksam zu sein

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Das Licht der Scheinwerfer fällt über das Feld, in einiger Entfernung stechen schwarze Bäume in den Nachthimmel. Plötzlich reflektieren zwei Augen am Straßenrand den Lichtstrahl. Der Puls geht hoch, der rechte Fuß liegt auf der Bremse.

Diese Situation kennt vermutlich jeder Autofahrer. Und gerade jetzt im Herbst, wenn es früher zu dämmern beginnt, erhöht sich die Gefahr von Wildunfällen auf den Straßen. Davor warnt auch der Jagschutz- und Jägerverein Dachau (JJVD): "Insbesondere der Berufsverkehr fällt oft in die Dämmerung und damit in die aktive Zeit von Rehwild, Wildschweinen und Rotwild", schreibt der Verein in einer Pressemitteilung. Vor diesem Hintergrund seien fallendes Herbstlaub, Nässe und Nebel in dieser Jahreszeit eine weitere Gefahrenquelle für Autofahrer. Sie machen die Straßen rutschig und verlängern Bremswege. Ernst-Ulrich Wittmann ist Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Dachau . Er appelliert an alle Verkehrsteilnehmer: "Fahren Sie vorsichtig, auch in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie durch Waldstücke und entlang von Hecken fahren, denn das Wild tritt oft unvermittelt auf die Straße. Behalten Sie daher auch immer den Fahrbahnrand im Auge, und seien Sie stets bremsbereit."

Besonders jetzt ist die Gefahr auch in der Feldflur groß. Zu beachten ist laut dem Jagdschutzverein, dass zu dieser Jahreszeit Rehe und Wildschweine selten allein unterwegs sind. Das heißt, wenn ein Tier über die Straße läuft, muss der Autofahrer damit rechnen, dass noch andere folgen. Der Nachwuchs zum Beispiel, läuft dem Muttertier blindlings hinterher. "Steht ein Stück Wild auf der Fahrbahn", so Wittmann, sollten Autofahrer abblenden und mit kontrolliertem Bremsen die Geschwindigkeit reduzieren, denn bereits bei einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde pralle ein Wildschwein mit 3,5 Tonnen auf das Auto. Wenn der Zusammenstoß unvermeidbar sei, müsse man als Autofahrer versuchen, das Lenkrad unbedingt gerade zu halten. Keinesfalls sollte man unkontrollierte Ausweichmanöver unternehmen. Die goldene Regel, zum korrekten Verhalten nach einem Unfall, laute: "Ruhe bewahren." Wittmann rät: "Schalten Sie Ihre Warnblinkanlage ein, legen Sie Ihre Warnweste an und sichern Sie die Unfallstelle mit einem Warndreieck. Personenschutz geht vor."

Wichtig ist auch das korrekte Angeben des Unfallortes mit Hilfe des Navigationsgerätes, des Handys oder der Straßenmarkierungen. Oft hilft auch ein Blick auf Stationszeichen am Straßenrand. Verletzte Tiere dürfen keinesfalls angefasst werden. Das gilt vor allem für Wildschweine, sie können aggressiv sein. Wurde das Wild durch den Zusammenstoß getötet, sollte man es nach Möglichkeit von der Fahrbahn an den Rand ziehen, um Folgeunfälle zu vermeiden. "Das getötete Wild dürfen Sie auf keinen Fall mitnehmen, das wäre Wilderei", schreibt der Jagdschutzverein in einer Pressemitteilung. Laut Gesetz muss man einen Wildunfall unverzüglich der Polizei melden. Nur so könne der zuständige Revierpächter verständigt und "das leidende Tier vom Jäger erlöst werden". Denn auch wenn das Wild nach der Kollision scheinbar unversehrt weiterlaufe, sei es meistens schwer verletzt und gehe jämmerlich zu Grunde.

Um Wildunfälle zu vermeiden, testet das Verkehrsministerium seit Februar an vier Stellen im Freistaat Warnsysteme. Die Technik soll Tiere am Straßenrand erkennen und Autofahrer durch ein gelbes Licht warnen. 2018 war die Zahl der Wildunfälle laut der Zentralstelle für Verkehrssicherheit im Straßenbau in Bayern etwa auf 76 000 gestiegen - 2000 mehr als im Vorjahr und 67 Prozent mehr als vor 15 Jahren.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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