Wallfahrtsort:Die Kapelle Geiselwies gehört Odelzhausen

Wallfahrtsort: Die Kapelle nördlich von Sittenbach ist ein beliebter Wallfahrtsort.

Die Kapelle nördlich von Sittenbach ist ein beliebter Wallfahrtsort.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Das wusste niemand in der Gemeinde. Die Erzdiözese zahlt jetzt nicht mehr für die Restaurierung des Bauwerks.

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Kürzlich erhielt Odelzhausens Rathauschef Markus Trinkl (parteifrei) eine überraschende Nachricht. Der Absender war das Landratsamt, die Botschaft lautete: Das Grundstück, auf dem die kleine Geiselwies-Kapelle im Wald nördlich von Sittenbach steht, ist Eigentum der Gemeinde Odelzhausen. Trinkl war verblüfft, wie eigentlich jeder in der Kommune: "Wir sind alle fest davon ausgegangen, dass die Kapelle der Kirchenstiftung Sankt Laurentius in Sittenbach gehört", sagt der Bürgermeister. Ob er sich über den Zuwachs des Gemeindevermögens freuen soll, weiß er indes noch nicht.

Denn der Anlass für die Recherche der Behörde könnte die Kommune an der A 8 noch teuer zu stehen kommen. Das Bauwerk der Kapelle ist rund 250 Jahre alt, zu seiner Innenausstattung gehören Votivtafeln - häufig Mariendarstellungen mit Dankessprüchen. Zudem hängen häufig Zettelchen an der Außenseite des kleinen Gotteshauses, viele in Deutsch, doch auch manche in Polnisch, Italienisch oder einen anderen Sprache, zumeist kleine Gebete oder Bitten um Hilfe. Die Geiselwies ist nach wie vor ein beliebter Marien-Wallfahrtsort. An jedem Wochenende stehen Autos aus der näheren und ferneren Umgebung auf dem nahen Waldparkplatz. Einige der Votivtafeln sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Deswegen wollte die Sankt-Laurentius-Stiftung die Tafeln restaurieren lassen. Und um auf Nummer sicher zu gehen, baten die Sittenbacher das Landratsamt um Unterstützung.

Die Behörde prüfte daraufhin die Grundbücher - mit dem Resultat, dass die Stiftung vermutlich gar nicht zuständig für die Pflege des Gebäudes ist, da die Kommune als Grundstücksbesitzer und nicht die Erzdiözese München und Freising ist. Laut Trinkl hat sich das Ordinariat prompt von dem Projekt verabschiedet und damit von dessen Finanzierung.

"Die Kirche sagt: Da der Grund der Gemeinde gehört, muss ihr auch das Gebäude gehören. Und damit muss sie zahlen", fasst der Bürgermeister die Position des Ordinariats zusammen. Das sehen die Sittenbacher, die sich seit Menschengedenken um die Kapelle kümmern, anders. "Die Kirchenstiftung will sich dankenswerterweise weiter an dem Vorhaben beteiligen", freut sich der Rathauschef. Er will nun die Experten der Unteren Denkmalschutzbehörde prüfen lassen, ob und wie die Täfelchen erneuert und geschützt werden können. Dabei könnte allerdings auch herauskommen, dass es damit nicht getan ist. Ein denkmalgeschütztes Gebäude unterhält sich nicht von selber. "Wer weiß, was da noch auf uns zukommt", sagt Trinkl.

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