Wahl in Frankreich:Zusammenhalten - jetzt erst recht!

Trikolore vor dem Eifelturm

Die Flagge Frankreichs weht vor dem Eiffelturm in Paris.

(Foto: dpa)

Wie die Dachauer auf das starke Abschneiden der rechtsextremen Marine Le Pen in ihren französischen Partnergemeinden reagieren

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die französische Politik möchte man in Röhrmoos und Petershausen dieser Tage lieber nicht kommentieren. In den Partnerschaften zu Taradeau in der Provence und Varennes-en-Argonne im Osten Frankreichs spiele die Politik keine Rolle, heißt es aus beiden Gemeinden. "Politik ist eher privat ein Thema", sagt Delphine Hase, Partnerschaftsbeauftragte in Röhrmoos. Sie geht selbst am Sonntag zum zweiten Mal in München in der französischen Schule wählen. Im vergangenen Jahr waren die Röhrmooser genau an jenem Juliwochenende in Taradeau zu Besuch, als in Nizza ein Lastwagenfahrer 86 Menschen tötete und mehr als 400 verletzte. Da hat Hase ein Zusammenrücken gespürt, eine umso größere Herzlichkeit. Darum gehe es ja, sagt Hase, um den Zusammenhalt in Europa.

Doch in Taradeau haben am 23. April 405 der 1173 Wähler Marine Le Pen gewählt. Das sind 34,5 Prozent. Der Front National aber möchte den Austritt aus der EU, Le Pen wirft Deutschland übergriffiges Verhalten in Europa vor. Immerhin haben in Taradeau auch 279 Menschen dem Republikaner François Fillon ihre Stimme gegeben und der hat eine Wahlempfehlung für Emmanuel Macron ausgesprochen, der in Taradeau weit abgeschlagen auf dem dritten Platz landete.

"Viele Leute haben Angst"

Le Pen wurde im 660-Einwohner-Örtchen Varennes nicht ganz so deutlich bevorzugt, kam aber trotzdem mit 22 Prozent auf den ersten Platz, gefolgt von Fillon und Macron. "Denen geht es im Vergleich zu uns wirtschaftlich wirklich sehr schlecht", sagt der Bürgermeister von Petershausen Marcel Fath. Delphine Hase sagt: "Viele Leute haben Angst." Es gebe zu wenig Arbeit, auch für gut ausgebildete junge Menschen. Dazu die Terroranschläge in Paris und Nizza. Fath hat festgestellt, dass die Bürger aus Varennes oft auch das zentralistische System Frankreichs für die Misere verantwortlich machen und sich mehr Föderalismus, so wie in Deutschland, wünschen. Mehr politisiert werde aber nicht. "Die französischen Partner wünschen sich da nicht unbedingt einen Kommentar und das respektieren wir."

Die Röhrmooser Partnerschaft besteht seit 1991, vor sechs Jahren wurde die "Jumelage" in Taradeau groß gefeiert, dort wurde extra ein Park nach der Partnerschaft benannt, die Röhrmooser brachten einen Maibaum und eine Blaskapelle mit und bekamen im Gegenzug kistenweise Wein. Im September fährt wieder eine deutsche Gruppe nach Frankreich. Beide Gemeinden unterstützten die Beziehung sehr, sagt Hase. Petershausen und Varennes feier im nächsten sogar das 50-jährige Bestehen. "Der Kontakt ist beileibe nicht einseitig", sagt Fath. Im Juni kommen einige Franzosen zur Planung des Festakts nach Petershausen, im August findet die traditionelle Jugendbegegnung statt, in diesem Jahr wieder in Varennes. Unterstützung für die Aktivitäten gibt es vom französischen Generalkonsul in München und von der Montgelas-Gesellschaft für französisch-bayerischen Austausch. Und wenn nun in der Stichwahl an diesem Sonntag EU-Gegnerin Le Pen siegt? "Dann steht unser 50-Jahr-Fest eben unter dem Motto: Jetzt erst recht", sagt Fath.

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