Votum für Ärztehaus in Hebertshausen:Schluss mit dem Herumdoktern

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Das geplante Ärztehaus in Hebertshausen wird in der Krautgartenstraße gebaut. Der Standort gilt zwar nicht als ideal, doch als der einzige, der sich rasch realisieren lässt. Das Votum im Gemeinderat fällt daher sehr deutlich aus

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Das geplante Ärztehaus der Gemeinde Hebertshausen kommt an die Krautgartenstraße. Der noch im Oktober von einigen Gemeinderäten favorisierte Standort an der Alten Holzschleiferei in der Nähe des dort geplanten Betreuten Wohnens ist damit vom Tisch. Entscheidend war letztlich die Tatsache, dass am Krautgarten zügig Baurecht geschaffen werden kann, während ein Ärztehaus an der Alten Holzschleiferei nicht vor 2026 bezugsfertig wäre. "Solange wird kein Arzt bei der Stange bleiben", betonte Bürgermeister Richard Reischl (CSU).

Tatsächlich gibt es im Rathaus bereits unverbindliche, aber doch recht konkrete Zusagen eines Apothekers, eines Physiotherapeuten-Teams und auch Interessensbekundungen von Ärzten. Doch Zeitdruck entsteht auch, weil das Projekt Ärztehaus bereits mit einem privaten Investor in trockenen Tüchern schien, bevor dieser im letzten Moment hingeschmissen hatte. Der Gemeinderat zog das Vorhaben dann an sich, um die medizinische Versorgung der Bürger zu sichern. Und zwar zeitnah. Um nun zügig voran zu kommen, billigte der Rat mit großer Mehrheit den Standort Krautgarten. Für das gemeindeeigene Grundstück wird ein Bebauungsplan für ein Ärztehaus entwickelt. Eine Gegenstimme kam von Franz Schmidt (SPD).

Noch vor zwei Monaten gab es kritische Stimmen im Rat, die ein Ärztehaus lieber im künftigen Entwicklungsgebiet im Dorfzentrum gesehen hätten. Dort soll auf einer weitläufigen Fläche neben Wohnungen und Geschäften auch ein Betreutes Wohnen entstehen. Deshalb wäre dort, in der Nähe dieser Senioreneinrichtung, ein Ärztehaus am sinnvollsten, meinten einige Räte. Doch für die Entwicklung dieses großen Areals ist ein Architektenwettbewerb geplant, müssen auf ehemaligen Gewerbeflächen erst Altlasten entsorgt werden, bevor schließlich ein Bauleitverfahren starten kann. Das alles dauert deutlich länger als eine Planung am Krautgarten.

Das Zeitargument überzeugte auch die Kritiker. Denn mit dem ursprünglich an der Dorfstraße geplanten Vorhaben des Privatinvestors "haben wir schon die Erwartungshaltung geweckt, jetzt müssen wir rasch zu Potte kommen", sagte Stefan Ruhsam (CSU). Nach wie vor halte er den Standort an der Alten Holzschleiferei für besser, betonte Martin Gasteiger (FBB). "Aber wir müssen zeitnah agieren." Sollte sich die Situation in zehn Jahren ganz anders darstellen, könne man immer noch aus einem Ärztehaus an der Krautgartenstraße ein Wohngebäude machen und anderswo ein medizinisches Zentrum neu errichten. Auch Hans-Jürgen Schreier (FBB) schloss sich dem Votum an. "Der Zeitdruck lässt sich nicht wegdiskutieren."

Wie ein Ärztehaus am Krautgarten aussehen kann, dazu gibt es bereits ein Konzept. Vorgesehen ist ein drei- oder viergeschossiger Bau mit Apotheke und Praxen, dazu Café und Wohnungen in den oberen Etagen. Eine konkretere Planung soll der beauftragte Architekt Christian Rabl nun für die Februarsitzung erarbeiten. Noch offen ist die Frage, wie die notwendigen Parkplätze geschaffen werden können. Deshalb will sich der Rat Alternativen mit oberirdischen Stellplätzen, mit angebautem Parkdeck oder einer Tiefgarage ansehen. Allerdings gelten platzsparende unterirdische Parkflächen als kostenintensiv, da auf dem Grundstück in der Nähe der Amper der Grundwasserstand recht hoch ist.

Nach der Zukunft der namensgebenden Krautgärten, die aktuell auf dem Gemeindegrundstück bewirtschaftet werden, fragte Caroline Heinz (SPD). Dabei handelt es sich um kleine Parzellen, die an Bürger zum Gemüseanbau verpachtet sind. Allerdings wird zwei Drittel der Fläche vom Projekt Ärztehaus nicht tangiert und kann auch in Zukunft genutzt werden, erklärte Bürgermeister Reischl. Auch sei das Interesse ortsansässiger Bürger lange schon rückläufig, die verbleibenden Parzellen werden für Hebertshausener Gartenfreunde auf jeden Fall reichen. Und anders als in der Stadt, wo jeder Quadratmeter verplant und genutzt ist, gibt es in der ländlichen Gemeinde Hebertshausen noch viele Ackerflächen. "Bei Bedarf können wir an anderer Stelle weitere Krautgärten anlegen."

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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