Vorsorge:Eine Wand gegen die Flut

Vorsorge: Bürgermeister Simon Landmann (CSU) unterzeichnet den Vertrag, der die Kosten für den Hochwasserschutz regelt.

Bürgermeister Simon Landmann (CSU) unterzeichnet den Vertrag, der die Kosten für den Hochwasserschutz regelt.

(Foto: Toni Heigl)

Die Gemeinde Bergkirchen und der Freistaat investieren kräftig in den Hochwasserschutz in Günding. Dort richteten Überschwemmungen 2013 immense Schäden an. Künftig soll eine Wand am Fußballplatz die Wassermassen abhalten

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Wenn schwarze Wolken am Horizont aufziehen, Wind aufkommt und sich der Himmel verdunkelt, werden viele Gündinger nervös. Wer schon ein paar Jahre in dem 1800-Einwohner-Ort lebt, erinnert sich an den 2. Juni 2013. Ein Sonntag, an dem plötzlich das Hochwasser wie ein rauschender Wildbach durch ein Wohnviertel schoss. Nach mehreren Tagen Dauerregen konnten die Maisach und der vom Fluss abzweigende Bulachgraben die Wassermassen nicht mehr fassen. Das Wasser stieg über die Ufer, strömte als braune Brühe die Straßen entlang und drang in Keller und Wohnungen. Etwa 250 Anwesen waren betroffen, die Schäden immens, die Bürger geschockt.

Nun können die Einwohner von Günding durchatmen: Der geplante Hochwasserschutz für ihren Ort rückt ein Stück näher. Bürgermeister Simon Landmann (CSU) und Christian Leeb, Leiter des Wasserwirtschaftsamts München, haben am Mittwoch die Baukostenvereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Freistaat unterzeichnet. Die Vertragspartner teilen sich die Kosten für die Schutzmaßnahmen je zur Hälfte teilen. Bergkirchen steuert damit etwa 1,6 Millionen Euro bei.

Nachdem die Finanzierung steht, leitet das Landratsamt als zuständige Genehmigungsbehörde nun das notwendige Planfeststellungsverfahren ein. Voraussichtlich Anfang September liegen die Projekt-Unterlagen für vier Wochen öffentlich zugänglich im Landratsamt und auch im Bergkirchner Rathaus aus. Bürger haben die Möglichkeit, Einwendungen und Anregungen vorzubringen, die in einem späteren Anhörungstermin öffentlich diskutiert werden. Der Baubeginn für den Hochwasserschutz hängt vom Verlauf dieses Planfeststellungsverfahrens ab. "Wir hoffen, die Genehmigung Anfang 2019 in der Tasche zu haben. Dann können wir die Baumaßnahmen ausschreiben und im Herbst mit den erforderlichen Rodungsarbeiten beginnen", sagt Wasserwirtschaftsamtsleiter Leeb.

Die Gemeinde Bergkirchen drängte nach dem Hochwasser von 2013 auf rasche Schutzmaßnahmen. Sofort erklärte sich auch der Gemeinderat einverstanden, dass sich die Kommune mit einem 50-Prozent-Anteil an den Kosten beteiligen würde. Wie hoch die Kosten sein würden, wusste damals keiner so genau.

2014 begann die Fachbehörde mit Planungen für einen Hochwasserschutz, der künftig Überschwemmungen von den Wohnsiedlungen im unteren Günding abhalten soll. Ergebnis der Überlegungen ist ein Konzept, dessen Grundzüge im vergangenen Sommer bei einer Bürgerinformation vorgestellt wurden. "Nun sind die Planungen so weit gediehen, dass das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden konnte", sagt Thomas Atzenhofer, Projektleiter beim Wasserwirtschaftsamt München. Vorgesehen sind im Wesentlichen drei Schutzelemente: Beim Sportplatz des SV Günding soll bei einer Flut auch künftig das Hochwasser der Maisach aufs Fußballfeld strömen, dann aber von einer etwa ein Meter hohen Mauer gestoppt und zurückgehalten werden. Optisch soll diese Schutzwand kaum auffallen. Das niedrige Gemäuer soll als Basis dienen für den vorhandenen Ballfangzaun und in Teilen auch als kleine Sitztribüne für Zuschauer genutzt werden. Weil für kleine Tiere auch diese niedrige Barriere zum Hindernis werden könnte, wird auf Wunsch der Naturschutzbehörde an einer Stelle mit einer Erdschüttung eine Art Überführung für Igel und andere Tiere vorgesehen, erklärt Planer Atzenhofer.

Als zweites Element im Schutzkonzept wird die Brücke über den Bulachgraben in der Sankt-Vitus-Straße erneuert, die sich 2013 als Hindernis erwiesen hat und von den Wassermassen überströmt wurde. Eine neue Brücke soll steiler werden - am Scheitelpunkt soll sie 90 Zentimeter über dem aktuellen Niveau sein, um dem Wasser darunter mehr Platz zu geben. Auch den Bulachgraben, der beim Hochwasser vor fünf Jahren vollständig überschwemmt wurde und daher seiner Funktion als Entlastungskanal überhaupt nicht gerecht werden konnte, will man ertüchtigen. Um dessen Kapazität zu erhöhen, wird er ausgebaut und verbreitert. Zudem soll kurz vor der Einmündung in den Amperkanal eine Flutmulde als Bypass zusätzlich neu angelegt werden.

Die Brücke, die ein Stück oberhalb des Bulachgrabens in der Sankt-Vitus-Straße die Maisach überspannt, hat zwar mit dem Hochwasserschutz nichts zu tun. Weil aber das 1949 errichtete Bauwerk auch sanierungsbedürftig ist, will die Gemeinde dieses Projekt zusammen mit den Hochwasserschutzbauten anpacken und beide Brücken gleichzeitig erneuern. "Und wir die Sankt-Vitus-Straße nicht zweimal sperren müssen", sagt Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Dennoch ist klar: Die Erneuerung der Brücken bedeutet einige Belastungen für die Bürger. Denn die Verbindung vom oberen zum unteren Günding wird während der Bauzeit über das zwei Kilometer entfernte Mitterndorf laufen.

Doch zunächst muss erst einmal das Planfeststellungsverfahren erfolgreich absolviert werden. Alle Termine, wann die Pläne öffentlich ausliegen und wann der Erörterungstermin stattfindet, werden vom Landratsamt wie auch von der Gemeinde Bergkirchen rechtzeitig bekannt gegeben. Schon jetzt finden sich Informationen zum geplanten Hochwasserschutz auf der Internetseite des Wasserwirtschaftsamts unter der Adresse www.wwa-m.bayern.de/hochwasser/hochwasserschutzprojekte.

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