Voller Terminkalender:Alles ist ein Musikinstrument

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Der Percussionist und Tassilo-Preisträger Christian Benning ist aus den USA zurück und gibt am 2. Juni in Erdweg ein Konzert

Von Viktoria Großmann, Dachau/Erdweg

Erst vor kurzem von einem Studienaufenthalt aus den USA zurückgekehrt, hat Christian Benning nun wieder Zeit für Konzerte in der Heimat. Am Samstag, 2. Juni, tritt der Percussionist und Tassilo-Preisträger im Wirtshaus am Erdweg auf. Eine Woche später ist er mit internationalen Schlagzeugern in der Tennishalle des TSV Dachau 1865 zu erleben. "Ich freue mich darauf, meinen Lehrer Norbert Siegl zu sehen", sagt Benning und auch darauf, wie er sagt, "mit Topstars der Szene" zu spielen.

Benning hat als Achtjähriger bei Norbert Siegl in dessen Dachauer Schlagzeugschule Drums begonnen. Nun wird er selbst einer der Stars des Konzerts zur Feier des 35-jährigen Bestehens der Schule am 9. Juni sein. Seit seinem letzten Auftritt in seiner Heimatstadt Dachau 2016 habe er sein Repertoire erweitert, sagt Benning. Gerade auch durch das Semester am Peabody Institute der Johns Hopkins Universität in Baltimore. Dort habe er sich besonders der Musikproduktion gewidmet.

Die Erdweger bekommen also neue Arrangements zu hören, von Bach über Ravel bis Jazz. Benning wird nicht allein auftreten, sondern zusammen mit Patrick Stapleton und Felix Kolb aus seinem Ensemble Percussion No. 1. "Die Bühne wird sehr voll sein", sagt Benning, vielleicht wird auch noch ein bisschen Platz vor der Bühne gebraucht werden für die Marimbas, Vibrafone, Trommeln und Xylofon. Benning stellt seinen Zuhörern gern die ganze Bandbreite der Schlaginstrumente vor. "Man kann in seinem Leben gar nicht alles spielen." Zumindest nicht, wenn man davon ausgeht, dass jeder Gegenstand, der beim Daraufschlagen einen Ton erzeugt, für jemanden wie Benning ein potenzielles Musikinstrument ist. Beinahe choreografisch und pantomimisch, sagt er, wird die Aufführung der zwei Stücke sein, die auf Alltagsgegenständen gespielt werden. Der ehemalige Effner-Schüler hat schon vielen Menschen vermittelt, dass ein Schlagzeuger nicht nur der Mann im Hintergrund ist. Dass Trommeln Musik machen und nicht nur Klopfgeräusche und das Percussion unendlich viel mehr ist, als auf Töpfe zu schlagen. Benning tritt seit Schülerzeiten oft solo auf oder sogar mit einem Orchester im Rücken. Wahrscheinlich kann man sich deshalb Christian Benning nur schwer in einem Orchestergraben vorstellen, in dem er mal auf die Pauke haut. Auch wenn der Musikstudent behauptet, dass das auch ganz schön sein kann.

Wo genau es hingeht, in seiner musikalischen Zukunft, weiß der 22-Jährige noch nicht. Bereits seit zehn Jahren lernt er an der Musikhochschule München, in Amerika studierte er mit Master-Studenten, in München muss er trotzdem erst noch einen Bachelor machen. Alle Zeichen scheinen auf eine Solokarriere hinzudeuten. Die Arbeit in seinem, je nach Programm und Platzangebot auf der Bühne, mal drei- mal fünfköpfigen Ensemble macht ihm Spaß. Auch hier aber ist Benning der Mann im Vordergrund, der Kopf der Band.

Konzerttermine hat Benning bereits für die nächsten zwei Jahre im Kopf. Sei es im Herkulessaal der Münchner Residenz oder Solo in der Allerheiligenhofkirche. "Ich versuche schon, mich aufs Studium zu konzentrieren." Vor knapp zwei Jahren verlor Benning seinen Lehrer und Mentor Peter Sadlo, der mit knapp 54 Jahren unerwartet starb. "Ein emotionaler und fachlicher Rückschlag", sagt Benning heute. Erst langsam muss er ein ähnliches Lehrer-Schüler-Verhältnis wieder finden und mühsam aufbauen.

Im Moment genießt Benning, der noch immer in Dachau wohnt, die idealen Bedingungen an der Musikhochschule, die ihm eine große Auswahl an Instrumenten zur Verfügung stellt und an der er Probenräume hat. Nicht so einfach bei dieser Leidenschaft. Als Bub übte Benning bei den Eltern im Keller. Die Erdweger erwartet am Samstag Überraschendes und Unterhaltsames. Denn auch das will Benning: Seine Zuhörer in eine andere Welt führen. Wer sich auf den Rhythmus einlässt - und man kann sich ihm kaum entziehen - wird sich nach einem Benning-Konzert geradezu belebt fühlen. Und wird nie mehr vergessen: Alles ist ein Instrument. Nicht zuletzt die eigenen Hände.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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