So ein Volksfest, das ist bekannt, verändert die Stimmung in einer Stadt. Dachau ist da keine Ausnahme: Mit jedem Fahrgeschäft, das aufgebaut wird, steigt die Vorfreude auf eine Runde Autoscooter oder Kettenkarussell, man glaubt schon, den Duft von gebrannten Mandeln wahrzunehmen und das Gefühl von schmelzender Zuckerwatte auf der Zunge, und stellt sich einen imaginären Countdown vor, um endlich mal wieder sein feschestes Gwand ausführen zu können. Aber viele, das war in den vergangenen Wochen zu vernehmen, freuen sich vor allem auf eines: a gscheide Mass bestes Augustinerbier. Denn auch wenn das Dachauer Volksfest weit über die Landkreisgrenzen beliebt ist - wegen des guten Bieres sind die Menschenmassen in den vergangenen Jahren wohl eher nicht gekommen. Es war billig, das ja - besonders gschmackig war es nicht. Wobei der Begriff "Durchfallbier", den ein User auf Facebook verwendet, womöglich dann doch etwas zu hart ist.
Strittig ist in der Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch" nun allerdings etwas anderes: Da wird sich gefragt, warum immer auf Traditionen verwiesen werde, aber trotzdem auf dem Dachauer Volksfest kein Bier aus dem Landkreis ausgeschenkt wird. Und grundsätzlich ist die Frage natürlich berechtigt, denn auch wenn es über die Jahre weniger geworden sind, so gibt es doch hierzulande immerhin noch heimische Brauereien. Die sitzen zum einen aber nicht in der Stadt Dachau, sondern etwa in Altomünster. Zum anderen vergisst, wer diese Frage stellt, dass auch das Bier in den Jahren vor der Pandemie nicht im Dachauer Land gebraut worden ist - auch wenn der Name Thomabier da vielleicht etwas anderes suggeriert haben mag.
Kai Kühnel - seines Zeichens Zweiter Bürgermeister und damit sozusagen qua seines Amtes eine vertrauenswürdige Quelle - erklärt die Faktenlage: "Diese angebliche Tradition wurde schon mit dem Kauf der Schlossbergbrauerei und deren Schließung durch Spaten beendet. Seitdem wurden die verschiedensten Biere unter dem Label Schloßbergbrauerei am Volksfest ausgeschenkt." Ungeachtet dessen will eine Frau aus Günding gleich zum Boykott des Dachauer Volksfests aufrufen - es gehe überhaupt nicht, dass man einer Münchner Brauerei den Vorzug gebe.
Nach zwei Jahren ohne Volksfest darf man allerdings wohl getrost davon ausgehen, dass diesem Aufruf nur die wenigsten folgen werden, ganz egal, ob man ihn nun lokalpatriotisch oder verblendet nennen mag. Denn egal, welches Bier man aus welchen Gründen bevorzugt, irgendein Bier ist immer noch besser als kein Bier - sogar wenn die Mass im großen Festzelt von Wirt Ewald Zechner erstmalig saftige 8,60 Euro kostet. Und für alle, die das alte Gebräu wirklich ganz arg vermissen, gibt es schließlich die Themenführung "Thomabier und Riesenrad - Vergnügliches und Interessantes zum Volksfest" und, so munkelt man: Im kleineren Schweiger-Zelt kriegt man auch nach wie vor auf Bestellung noch das Thomabier.