Vogelzählung:Der Spatz ist Sieger

Winter in Niedersachsen

Als vorwitzig, ja frech gilt der Spatz. Und so hat er sich jetzt auf der Vogelartenliste nach vorn gedrängt.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die kleinen Vögelchen kommen in bayerischen Gärten am häufigsten vor. Nur in Dachau ist der Feldsperling noch öfter da

Von Hannah Becker, Dachau

Was zwitschert da eigentlich im Baum? Amsel, Meise, Rotkehlchen oder Spatz? Kinder lernen die Unterschiede schon früh. Sie schauen den munteren Tierchen gerne zu. Aber von welcher Art gibt es am meisten? Diese Frage stellen Naturschützer jedes Jahr aufs Neue. Und so haben Anfang Januar Vogelliebhaber im ganzen Land, auch viele Kinder, zwei Tage lang die Tiere in ihren Gärten beobachtet und gezählt. Auch im Landkreis Dachau folgten 285 Personen dem Aufruf vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und dem Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Das Ergebnis erleichtert die Naturschützer: Der Haussperling, im Volksmund auch Spatz genannt, tummelt sich wieder am häufigsten in bayerischen Gärten. In den vergangenen Jahren sorgten sich Naturschützer schon. Sie fürchteten, die beliebten Vögel würden langsam verschwinden. Zuletzt hatten die Spatzen vor sieben Jahren Platz eins der Vogelliste belegt. Im Landkreis Dachau kam der Spatz heuer allerdings nur auf den zweiten Rang, hinter seinem Verwandten, dem Feldsperling. Dieser Vogel, ursprünglich in der Nähe landwirtschaftlicher Nutzflächen zuhause, fühlt sich zunehmend auch in den Gärten wohl.

Für die Kohlmeise, wohl eine der bekanntesten heimischen Vogelarten, verzeichneten die Zuständigen dagegen einen starken Rückgang. Zwar wurde sie auch in diesem Jahr in rund 85 Prozent der Dachauer Gärten gesichtet, die Zahl der Vögel ging allerdings um ein Viertel zurück. 1195 zeigten sich im Januar, im Vorjahr waren es noch 1629. Als Grund dafür vermuten die Experten den eher milden Winter - bis zum Zählwochenende waren die Temperaturen doch eher gemäßigt. Viele Kohlmeisen kommen in der kalten Jahreszeit aus dem Norden und Osten Europas nach Bayern. "Besonders von den klassischen Futterhausbesuchern wie Kohlmeisen, Blaumeisen, Sumpf- und Tannenmeisen wurden deutlich weniger Tiere gezählt", so Martina Gehret vom LBV Bayern.

Eine positive Überraschung ist es, dass die Amsel sich mit einem marginalen Verlust von nur einem Prozent weiterhin auf Platz vier der Rangliste befindet. Tierschützer befürchteten einen Einbruch aufgrund des Usutu-Virus, einer Infektionserkrankung, für die Amseln besonders anfällig sind. Der Virus, in Europa seit 2010 bekannt, verbreitete sich im vergangenen Jahr besonders stark. Dazu kam die Trockenheit der Sommermonate, die den Zugang zum Hauptnahrungsmittel der Tiere, den Regenwürmern, erschwerte. Trotzdem gab es in Bayern nahezu keinen Schwund der Vögel. "Auch wenn die Bedingungen für die Amsel letztes Jahr nicht ideal waren, hat sich ihr Bestand nicht dramatisch verschlechtert", sagt Gehret.

Keine Zählung ohne Statistik: 37,5 Vögel beobachteten die Zählenden in bayerischen Gärten. Im Landkreis Dachau sind es sogar weniger, etwa 35 pro Garten. Dramatischer sieht es in München aus: Nur etwa 31 Vögel zwitscherten dort durchschnittlich herum.

Das Interesse an der Vogelzählung hat schwer nachgelassen, klagt der LBV Dachau. Heuer meldeten sich 36 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Landkreis München freut man sich indes über steigende Teilnehmerzahlen. Doch trotzt des nachlassenden Interesses in Dachau ist der LBV nicht hoffnungslos. Man habe für die Zukunft der Aktion vorgesorgt, heißt es: Die Kindergruppe des LBV Dachau zählte in diesem Jahr unter Betreuung einiger erwachsener Vogelfreunde mit.

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