Süddeutsche Zeitung

Vivaldi-Orchester:Karlsfelderinnen werden Zweite bei "Jugend musiziert"

"Man nimmt viel mit". Die Musikerinnen schwärmen von der Atmosphäre des Wettbewerbs.

Von Anna-Sophia Lang, Karlsfeld / Kassel

Ganz zufrieden seien ihre Schülerinnen nach dem Auftritt nicht gewesen, sagt Monika Fuchs-Warmhold. Als "zu nervös", hätten sie sich selbst kritisiert. Kein Wunder, wer wäre an ihrer Stelle nicht aufgeregt gewesen. Die fünf jungen Zupfmusikerinnen des Karlsfelder Vivaldi-Orchesters traten am Pfingstmontag beim Bundeswettbewerb von Jugend musiziert in Kassel an. Trotz aller Selbstkritik waren sie am Ende glücklich und stolz: Sie gewannen den zweiten Preis.

Dass sie so weit gekommen sind, ist keine Selbstverständlichkeit für den Landkreis Dachau, aus dem jedes Jahr wenige Nachwuchsmusiker bei Jugend musiziert teilnehmen. Noch seltener schafft es jemand über den Landeswettbewerb bis in das Bundesfinale. Zuletzt war dies dem Schlagzeuger Christian Benning gelungen, der 2010 und 2013 einen ersten Preis gewann und bereits mit 13 Jahren als Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater angenommen wurde - ein Ausnahmetalent, dem eine große Karriere vorausgesagt wird. Nun haben also fünf Karlsfelder Zupfmusikerinnen den Sprung in den Bundeswettbewerb geschafft: Sandra Sedlmair und Ramona Wimmer an der Mandoline, Mirella Hill an der Mandola, Corinna Aigner an der Gitarre und Ines Kellner an der Bassgitarre. Als eines von 19 Zupf-Ensembles aus ganz Deutschland traten sie in der Altersklasse der 14- bis 16-Jährigen an. Nur in vier Ensembles waren Mandolinen dabei, der Rest bestand vor allem aus Gitarrenspielern.

Großes Lob für Zusammenspiel und Technik

"Es war schön und aufregend", berichtet Fuchs-Warmhold, die die Mädchen seit vielen Jahren unterrichtet. Alle fünf haben bei ihr angefangen, vier spielen inzwischen im Vivaldi-Orchester mit den Erwachsenen, eine noch bei der Jugendgruppe "Tiger". Die Lehrerin ist stolz auf die Leistung ihrer Schülerinnen. Vor allem, weil das Quintett noch nie in dieser Zusammensetzung gespielt hat und erst sehr spät mit den Proben für den Wettbewerb begann. "Ich bin hochzufrieden." Auch die Bewertung der Jury fiel äußerst positiv aus. Alle Teilnehmer konnten am Abend nach Wettbewerbsende zu einer kurzen Beratung kommen und Rückmeldung zu ihrem Vorspiel bekommen. "Die Juroren haben gesagt, das Quintett hätte den Raum gefüllt mit dem Klang, ohne angestrengt zu wirken", berichtet Fuchs-Warmhold, "sie hätten eine musikalische Einheit gebildet und die Balance untereinander sei gut gewesen. Auch die Technik wurde gelobt."

Der nächste große Auftritt findet im Juli statt

Kritisch sieht Fuchs-Warmhold die Wahl des Prüfungsraums. Vor den Fenstern sei eine Hauptstraße verlaufen, auf der ständig Straßenbahnen fuhren, von oben habe man Fußgetrampel gehört. "Er war nicht ideal für leise Instrumente wie unsere." Umso mehr hat ihr dafür die Atmosphäre während des Wettbewerbs gefallen. Schon am Samstag reiste die Gruppe nach Kassel und hörte bei den Vorspielen anderer Ensembles zu. Auch das Hotel war voller Musiker. "Man nimmt viel mit", sagt Fuchs-Warmhold, "Kontakte zu Lehrern und Schülern, Stücke, die andere spielen." Das ein oder andere kann sie sich für das Vivaldi-Orchester vorstellen.

Am Montagabend, nach dem Auftritt vor der Jury, wurde aber erst einmal die Leistung der fünf Spielerinnen gefeiert. In großer Runde, mit allen Eltern und Geschwistern, die mit angereist waren. Lange Zeit zum Verschnaufen haben die Mädchen nicht. Am kommenden Montag ist schon wieder Orchesterprobe. Der nächste, große Auftritt steht bald an: ein Konzert mit Sängern des "Oper im Berg Festivals" aus Salzburg auf Schloss Amerang am 30. Juli.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3000672
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.05.2016/gsl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.