Süddeutsche Zeitung

Virtuelle Chorprobe  in Dachau:Summen in Zoom

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Die "A Cappella Company Dachau" wollte im April ihr erstes Konzert geben. Jetzt probt sie online für ihre Premiere im Herbst

Der neu gegründete Frauenchor "A Cappella Company Dachau e.V." hatte im Januar die ersten gemeinsamen Chorproben im Bürgertreff Dachau Ost gestartet. Jeden Montag trafen sich etwa 30 Frauen, um sich einem neuen musikalischen Projekt zu widmen - dem Barbershop-Gesang. Doch nach den acht ersten intensiven Chorproben war schlagartig Schluss. Mit dem kompletten Ausfall der Chortreffen infolge der coronabedingten Zwangspause wollten sich die Frauen jedoch nicht zufriedengeben. Ganz im Gegenteil. Kurzerhand stellte Mareike Meise, die Leiterin des Chores, einen Termin für eine erste virtuelle Probe ein. "Zugegeben, das war anfangs ein kleines Abenteuer. Eine Chorprobe im klassischen Sinne lässt sich aufgrund der Ton- und Zeitversätze online nämlich nicht umsetzen", berichtet Mareike.

Nachdem die ersten virtuellen Proben zunächst vor allem dem gemeinsamen Austausch und Wiedersehen untereinander dienten, war aber ganz schnell klar, dass die Frauen die Zeit effektiver nutzen wollten. So überlegte sich Mareike Meise kurzerhand ein Online-Programm für die nächsten Wochen. Darin hat sie den Chormitgliedern inzwischen viel Fach- und Hintergrundwissen zum Barbershop-Gesang vermitteln können. "Wofür in den echten Chorproben keine Zeit war, war nun der Raum da", sagt sie.

Die Mitglieder nahmen diese Art der Theoriestunden sehr positiv auf. Außerdem holte sich der Chor nationale und internationale Gesangs-Coaches, Sänger und Schauspieler zu den virtuellen Chorproben dazu, die ihr Knowhow zu Bühnenpräsenz, Stimmbildung und Übungen aus der Schauspielschule teilten.

Auch der gemeinsame Austausch und das Kennenlernen kam dabei nie zu kurz. "Die virtuellen Proben haben sehr gut getan", erzählt eine Sängerin des Chores. "Mir hat besonders unsere Analysestunde gefallen, in der wir Videoaufnahmen anderer Chöre genauer untersuchten. Von Onbeat, Downbeat, Backbeat und Offbeat hatte ich zuvor noch nichts gehört. Das hilft uns sicher bei der Erarbeitung unserer eigenen Stücke."

Statt sich unterkriegen zu lassen, gar zu pausieren oder aufzugeben, haben die Frauen in den vergangenen Wochen so ein solides Fundament für ihren Chor geschaffen. Sie freuen sich darauf - hoffentlich bald - wieder gemeinsam miteinander singen zu können. Aus diesem Grund arbeiten sie bereits an einem Hygienekonzept. Sobald die landesweiten Bestimmungen es erlauben, soll es wieder losgehen - aller Voraussicht nach zunächst im Freien und in kleinen Gruppen, denn die Gesundheit aller Sängerinnen hat höchste Priorität.

Das Auftaktkonzert, das im April geplant war, wurde nun auf Samstag, 28. November, verschoben. Der Frauenchor freut sich, gemeinsam mit drei weiteren A-Cappella- und Barbershop-Chören im Theatersaal des ASV aufzutreten und dort ihr Debüt zu feiern.

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Quelle:
SZ vom 20.06.2020 / SZ
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