Violinen der Hoffnung:Bewegende Töne

Violinen der Hoffnung: Ohne Saiten, zerkratzt und demoliert - so sehen die Violinen aus, wenn die Weinsteins sie bekommen.

Ohne Saiten, zerkratzt und demoliert - so sehen die Violinen aus, wenn die Weinsteins sie bekommen.

(Foto: OH)

Die israelischen Geigenbauer Amnon und Avshalom Weinstein sammeln Violinen, die einst im Besitz von Holocaust-Überlebenden waren. Die Instrumente erklingen bei einem besonderen Konzert im Dachauer Schloss

Von Christiane Bracht, Dachau

Es ist ein Konzert der besonderen Art - eines, das sicher nicht nur Musikliebhaber in seinen Bann ziehen wird. Denn das Ensemble "Villa musica", das am Sonntag, 18. Februar, im Renaissancesaal des Dachauer Schlosses auftreten wird, spielt mit Violinen, die eine bewegende Geschichte hinter sich haben. Die beiden israelischen Geigenbauer Amnon und Avshalom Weinstein bringen die Instrumente extra für dieses Konzert nach Dachau. Seit vielen Jahren sammeln sie Violinen, die einst Holocaust-Überlebende besaßen und vielen von ihnen das Leben retteten. Vater und Sohn haben die Instrumente, die oft in sehr schlechtem Zustand bei ihnen abgegeben wurden, in monatelanger liebevoller Kleinstarbeit restauriert und wieder bespielbar gemacht.

Seit etwa acht Jahren organisieren sie unter dem Namen "Violinen der Hoffnung" Konzerte auf der ganzen Welt, bei denen diese Violinen gespielt werden. Die meisten dieser Konzerte finden in den USA statt, doch auch in Deutschland hat es schon vier Veranstaltungen dieser Art gegeben - zuletzt vor drei Jahren in Berlin. Viele haben damals keine Karte bekommen und waren traurig die besondere Atmosphäre nicht miterleben zu dürfen. Doch für das Konzert in Dachau gibt es noch einige Restkarten bei München Ticket unter Telefon 089/54818181. Der Eintritt kostet 29,40 Euro.

Gespielt wird unter Leitung von Professor Alexander Hülshoff das Stück "Dichter und Bauer" aus der Ouvertüre Franz von Suppés, außerdem stehen Werke von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm. Auch Stücke von Anton Dvorak und Felix Mendelssohn-Bartholdy sind vorgesehen . Abgesehen von Mendelssohn-Bartholdy sind alle Stücke seinerzeit vom Lager-Orchester aufgeführt worden. Das geht aus handschriftlichen Notizen aus der Zeit hervor. Mendelssohn-Bartholdy durfte nicht gespielt werden. Er war Jude, seine Musik war deshalb verboten. Neben den bekannten Werken wird die "Villa musica" erstmals auch eine Komposition von Hans Neumeyer darbieten, der bis 1938 in Dachau lebte und dort inhaftiert wurde.

Unter den Musikern sind neben jungen Stipendiaten, die teilweise israelische Wurzeln haben, auch der bekannte niederländische Geiger Gil Sharon. Er hat schon mehrere Konzerte für das Projekt "Violinen der Hoffnung" gespielt und ist mit Weinsteins befreundet. Ganz besonders freut sich Hülshoff aber darauf, dass auch Loka Salzmann, ein israelischer Geiger, mitspielen wird. Ihn verbindet mit Dachau eine besonders schwere Geschichte. Er selbst ist zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Litauen geboren, aber sein Vater war Häftling im Dachauer Konzentrationslager.

Das Konzert im Schloss beginnt um 18 Uhr. Vorab am Freitag, 16. Februar, gibt es quasi zur Einstimmung noch zusätzlich eine Lesung von Titus Müller. Er liest in der Dachauer Stadtbücherei am Max-Mannheimer-Platz aus dem Buch "Geigen der Hoffnung", das er zusammen mit der Journalistin Christa Roth geschrieben hat. Roth hat in Israel gelebt und auch gearbeitet. Inspiriert hat die beiden Weinsteins Projekt. Müller ist Historiker und hat für dieses Buch in Archiven recherchiert, Tagebuchaufzeichnungen von KZ-Häftlingen und Berichte von Überlebenden ausgewertet, um die Geschichte einiger Geigen und die Rolle der Musik in den Konzentrationslagern zu erforschen. Die Lesung beginnt um 20 Uhr.

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