Vierkirchen:Der Schein trügt

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Der erste öffentliche Sommerbiathlon im Vierkirchener Naturbad war anstrengender als viele Teilnehmer dachten . (Foto: Toni Heigl)

Ein bisschen laufen und schießen? Von wegen! Erfahrungen einer SZ-Reporterin beim Sommerbiathlon in Vierkirchen

Von Petra Neumaier, Vierkirchen

Unsicher wackeln die Füße auf der unebenen Wiese. Eng umkurven sie die hier und dort als Tore aufgestellten Pylone, die den Parcours skizzieren. Fast lächerlich erschien die Laufstrecke eben noch, bei oberflächlicher und entfernter Betrachtung. 500 Meter? Eigentlich ein Spaziergang! Aber jetzt, unterwegs, japst die Lunge nach Luft und schlägt das Herz bis zum Hals. Bloß nicht blamieren. Bloß diese Runde schaffen, schießen, und dann noch einmal das Ganze von vorn. Puh! Und schließlich die letzte Runde, die an den kläglichen Reserven zehrt. Angespornt durch das ermutigende Klatschen der Zuschauer reichen sie wenigstens zu einem kleinen Endspurt! Geschafft - wenn auch die Zeit im letzten Drittel zu finden ist, beim ersten öffentlichen Sommerbiathlon der Freizeitabteilung des SC-Vierkirchen.

Die Bedingungen sind perfekt: herrliches Sommerwetter, nur etwas mehr als 20 Grad Celsius. Und das Gelände am Naturbad ist einfach herrlich. Ein paar Schwimmer drehen gerade noch ihre Runden. Auf dem Beachvolleyballplatz toben sich vier knackige Männer aus. Die Vögel zwitschern und die Frösche quaken der Abendsonne entgegen. Schöner geht es kaum, für ein abendliches Training im Allgemeinen und ein so außergewöhnliches Event im Besonderen. Dabei sein ist alles. Und überhaupt: "Es geht ja nur um den Spaß", wird Sven Rasmussen, der Abteilungsleiter, nicht müde zu betonen, weil die durchtrainierten Männer mit ihren Marathon-Trikots den Laien doch ziemlich einschüchtern. Tröstlich immerhin, dass auch ein paar Kinder antreten und zwei Senioren. Sie gehen gleich als erstes auf die Strecke und laufen schließlich gemeinsam Hand in Hand durch das Ziel - obwohl der eine eigentlich schneller als der andere ist. "Ehrensache", sagen Bert Miksch (76) und Jakob Braun (74). Die beiden gehören zu den Mitgliedern, die die Abteilung Freizeitsport vor 35 Jahren gegründet haben. Und sie sind immer noch aktiv dabei.

Einmal in der Woche treffen sich die Sportler zum Training - unter Ausschluss der Frauen. "Na! Die wollen wir nicht", sagt Bert Miksch deutlich, während Trainer Manfred Schmitt rasch die begrenzte Kapazität der Halle erklärt. Dabei soll gerade der nun öffentliche Sommerbiathlon der Abteilung für neue und junge Sportler sorgen. Seit fünf Jahren wird der Spaß veranstaltet, im vergangenen Jahr erstmals auf dem Freizeitgelände des Naturbades. Damals lockte das ungewöhnliche Aufgebot so viele Neugierige an, dass die Organisatoren beschlossen, auch Externe teilnehmen zu lassen. Vier sollten kommen - abgesehen von den Kindern und ein paar Sportlerfrauen, die diesmal dabei sein dürfen.

Der Kampfgeist ist trotz des Spaßcharakters bei allen letztendlich mit dem Startschuss geweckt. Zähne werden zusammengebissen, krampfende Wadeln ignoriert, ein wenig geht es ja doch um die Ehre und darum, die Kollegen in der Zeit zu übertrumpfen. Vor allem die, die zuletzt starten, geben noch mal alles. Die familiäre und herzliche Atmosphäre macht den Event aber schließlich zu einem wirklich sportlichen Ereignis. Jeder fiebert mit jedem mit, alle feuern jeden an und freuen sich über jeden Schuss, der gelingt. Was gar nicht so einfach ist, wenn die Lunge nach Luft ringt, sich die Atmung kaum kontrollieren lässt und das Gewehr schwankt wie ein Schiff bei Windstärke 12. Umso größer der Respekt vor den Kindern: Philip (11) und Timo (9) Sbick sowie Fabian (12) und Antonia (10) Rabenschlag. Das Mädchen lief barfuß und schaffte in der letzten Schießrunde vier von fünf möglichen Treffern!

Mit den 34 Teilnehmern und nur zwei Lasergewehren, ausgeliehen vom Schützenverein Edelweiß, gerät die Veranstaltung fast an ihre Grenzen. Denn immer nur zwei Läufer können gleichzeitig an den Start gehen. "Vielleicht bekommen wir im nächsten Jahr mehr Gewehre", hofft Sven Rasmussen, der sich im nächsten Jahr mehr externe Teilnehmer wünscht. Die Sieger des ersten öffentlichen Sommerbiathlons: Rainer Klose (7:16 Minuten, zwei Fehltreffer); Felix Gewalt ( 7:20 Minuten, ein Fehltreffer), Michael Gewalt (7:39 Minuten, null Fehltreffer).

© SZ vom 13.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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