Mitten in Vierkirchen:Die Work-Life-Balance der Biene

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Eine Biene im Landeanflug auf eine Rapsblüte: In Starnberg weiß man das kleine Nutztier durchaus zu schätzen und ist nun stolz auf die Auszeichnung "bienenfreundliche Kommune". (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die Bienen der Dachauer Volksbank machen Urlaub in Vierkirchen. Man könnte allerdings auch von einer Workaction sprechen.

Glosse von Jacqueline Lang, Vierkirchen

Die Sommerferien stehen kurz bevor und damit viele Menschen einmal mehr vor der schwierigen Entscheidung: Fliegen oder nicht? Zwar weiß man mittlerweile theoretisch, dass ins Flugzeug steigen nicht unbedingt gut fürs Klima ist, praktisch will man aber eben doch ganz gerne am Strand liegen. Blöd nur, dass letzteres ohne ersteres oft nicht zu haben ist. Deutlich leichter haben es da die Honigbienen der Volksbank Raiffeisen (VR) Bank Dachau. Die mussten nicht mal fliegen, um Urlaub zu machen, sie haben sich einfach ganz bequem im Bienenstock von A nach B kutschieren lassen. Zugegeben, es ging für sie nur von der Stadt aufs Land, aber was will eine Biene auch mit Strand und Salzwasser?

Zwei der insgesamt sechs Bienenstöcke der VR Bank machen also gerade ein paar Wochen Sommerurlaub auf einem Feld nahe Vierkirchen, zumindest steht das so in einer Pressemitteilung der Volksbank. Wobei Urlaub vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist, man müsste es wohl eher eine Workaction nennen. So nennt man das heutzutage, wenn man von unterwegs arbeitet. Die gut 80 000 Bienchen sollen nämlich eine ökologische Blühfläche bei Vierkirchen bestäuben und die hat - man lese und staune - die Form eines VR-Logos. Das erinnert an Influencerinnen, die Werbung für schicke Hotels machen und dafür umsonst dort übernachten dürfen. Ob die Bienen auch so klug waren, da einen Deal auszuhandeln?

Nicht einmal gegen eine 42-Stunden-Woche hätten Bienen vermutlich etwas einzuwenden

Zu verdanken haben die Insekten ihren Ausflug jedenfalls dem in Vierkirchen gegründeten Unternehmen Geoxip. Dieses sät mittels hochpräziser GPS-Technik in die Einflugschneise des Münchner Flughafens Firmenlogos. "Was sich aus der Luft dem menschlichen Betrachter im XXL-Format präsentiert, ist für unsere Natur und die Insekten ein ökologischer Rückzugsort, der auch im Winter noch für sie sorgt", erklärt Firmengründer Christian Seebauer. Er und sein Mitgründer Thomas Lichtenstern arbeiten eigenen Angaben zufolge eng mit Landwirten zusammen, die sich um die nachhaltige und ökologische Pflege der Blühfläche kümmern. Das soll sicherstellen, dass auch die Landwirte von Blühflächen profitieren.

Aktuell blühen auf dem Vierkirchener Feld übrigens Kamille, blaue Phacelia, Klee, roter Mohn und viele andere bienenfreundliche Blumen. Instagram-tauglich wäre die farbenfrohe Wiese also sicherlich - auch ganz ohne Logo. Wobei den Bienen das vermutlich eh egal ist, genauso wie die Frage, ob sie nun in der Stadt sind oder auf dem Land rumfliegen. Nicht einmal gegen eine 42-Stunden-Woche hätten sie vermutlich etwas einzuwenden, das Konzept Urlaub ist ihnen fremd. Sie wollen sich nur die Bäuche vollschlagen - und Honig produzieren.

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