Vierkirchen:Andritz verlagert Arbeitsplätze in die Slowakei

Das Unternehmen baut in Vierkirchen 50 Stellen ab. In der Gemeinde soll ein Technologie-Kompetenzzentrum fortbestehen.

Von Benjamin Emonts, Vierkirchen

Schlechte Nachrichten für die Angestellten der Andritz KMPT GmbH in Vierkirchen. Laut einer Presseerklärung will das Unternehmen, das seit 2005 in Vierkirchen sitzt, bis Juli 2016 die gesamte Produktion nach Humenné in der Slowakei auslagern. Für einen Teil der 195 Mitarbeiter, die teilweise aus dem Landkreis Dachau stammen, hat der Umzug schwerwiegende Folgen: Etwa 50 Angestellte werden ihren Arbeitsplatz verlieren, so heißt es in der Pressemitteilung.

Betroffen sind auch "etliche Mitarbeiter aus der unmittelbaren Umgebung. Für manche ist das ziemlich bitter und hart - auch weil sie ein gewisses Alter haben", sagt Heinz Eichinger (SPD), Altbürgermeister von Vierkirchen. "Das ist sehr bedauerlich." Denn Eichinger kann sich noch gut erinnern, wie glücklich alle waren, als sich Vierkirchen im Jahr 2005 gegen mehr als 20 Gemeinden durchsetzte und die Firma zu sich holte. Seinerzeit hieß das Unternehmen noch Krauss Maffei Process Technology (KMPT) und gehörte Krauss Maffei. Im Jahr 2010 ging das Unternehmen dann in den Besitz der international agierenden Andritz AG mit Sitz in Graz über - es firmiert seither unter dem Namen Andritz KMPT GmbH. Wie auch schon früher stellt die Firma Zentrifugen, Filter und Trockner zur Trennung von festen und flüssigen Stoffen her. Sie werden vor allem in der Pharmaindustrie, der Chemiebranche und im Umweltschutz eingesetzt. Die GmbH hat sich eigenen Angaben zufolge "sehr gut entwickelt" seit der Übernahme. Dennoch lagert die Andritz KMPT GmbH ihre Produktion aus wirtschaftlichen Erwägungen nun in die Slowakei aus.

In der Presseerklärung heißt es: "Um wettbewerbsfähig produzieren zu können, ist eine Konsolidierung von Fertigungskapazitäten und aufgabenbezogene Fokussierung von Standorten unabdingbar." Folglich werde bereits seit Februar 2015 die Fertigung von Vierkirchen an eine Andritz-Gesellschaft in der Slowakei transferiert. Bis zum 30. Juni 2016 soll die Verlagerung abgeschlossen sein.

Der Standort Vierkirchen soll künftig als "ein Kompetenzzentrum für Technologie und Entwicklung" fortbestehen. Der Beschluss der Verlagerung sei umgehend an die Belegschaft, den Betriebsrat und die Gemeinde kommuniziert worden. Außerdem sei mit dem Betriebsrat und dessen Anwältin ein Sozialplan ausgehandelt worden, "welcher die Nachteile des Arbeitsplatzverlustes abfedern helfen soll". Demnach berücksichtige der Sozialplan neben der Betriebszugehörigkeit auch besonders das Alter und die Unterhaltsverpflichtungen der Mitarbeiter. Aus Kreisen der Belegschaft ist allerdings zu vernehmen, dass die vom Betriebsrat bereits unterzeichnete Vereinbarung über die Entschädigungen nicht zufriedenstellend sei. Altbürgermeister Eichinger bedauert den teilweisen Umzug des Unternehmens insbesondere wegen der persönlichen Schicksale, die damit zusammenhängen. Die wirtschaftlichen Konsequenzen hält sein Nachfolger Harald Dirlenbach (SPD) für verkraftbar. "Wir rechnen weiterhin mit 1,5 Millionen Euro Gewerbesteuer, die wir im Haushalt eingeplant haben", sagt er. Schließlich seien die Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde auf viele starke Schultern verteilt, die mögliche Einbußen "abfedern" können.

Anders als beispielsweise beim Abgang von Eon in Karlsfeld, müsse man in Vierkirchen nicht mit einem großen Einbruch der Steuereinnahmen rechnen. Über die genaue Zahl der aus dem Landkreis Dachau stammenden Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren, hat das Unternehmen noch keine Angaben gemacht. Für die durch den Umzug frei werdende Gewerbefläche suche man derzeit nach einer "alternativen Verwendung", heißt es aus dem Unternehmen.

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