Süddeutsche Zeitung

Viel Engagement, viel Erfolg:Die Karlsfelder SPD lässt sich feiern

Beim Fest zum 70-jährigen Bestehen lobt selbst der CSU-Bürgermeister die Verdienste der Genossen im Gemeinderat.

Mit zahlreichen Gästen hat die Karlsfelder SPD am Sonntag ihren 70. Geburtstag gefeiert. In seinem Grußwort wies Bürgermeister Stefan Kolbe - kein Genosse, sondern CSU-Mitglied - auf die Leistungen der SPD im Gemeinderat hin. Ohne deren Initiativen wäre Karlsfeld im Schul- und Kitabereich nicht so gut aufgestellt, auch gäbe es kein Hallenbad. Martin Güll bedankte sich als Vorsitzender der Landkreis-SPD bei Kolbe für das Lob und wünschte sich ähnliches auch für den Landtag. Er verwies auf die meist gute Kooperation auf kommunaler Ebene und bedauerte, dass dies auf Landesebene leider nicht ebenso funktioniere.

In seinem Rückblick auf die Geschichte des Ortsvereins wies der Karlsfelder SPD-Vorsitzende Franz Trinkl auf die schwierige Zeit im Gründungsjahr 1947 hin: Überall gab es Zerstörung, und mehr als zehn Millionen Kriegsflüchtlinge suchten eine neue Bleibe; etliche von ihnen landeten in Karlsfeld. Voller Energie wollten sie arbeiten und sich neu organisieren. Vielerorts wurden SPD-Ortsvereine gegründet. Leider gibt es aus der Gründungszeit keine Unterlagen mehr. Eine Hochzeit erlebte die SPD in den Siebzigerjahren, damals stellte sie 15 von 24 Gemeinderäten. So hatte die SPD die erste Gemeinderätin und auch italienische und griechische Gemeinderäte.

In den Neunzigerjahren wurde die SPD Karlsfeld von mehreren Frauen geführt. Besonders dankte Trinkl der amtierenden Fraktionschefin Hiltraud Schmidt-Kroll, die seit 1984 im Gemeinderat tätig ist. Franz Trinkl: "Für die Zukunft wünsche ich eine fortschrittliche Bürgergesellschaft für alle, die es Karlsfeldern ermöglicht, bleiben zu können und nicht durch hohe Mietpreise vertrieben zu werden. Die Neubürger sollen integriert werden, damit sie sich engagieren und bald Heimat finden." Trinkl appellierte an die Bürger, sich in den Parteien zu engagieren, natürlich vorzugsweise bei der SPD. "Karlsfeld braucht engagierte Gemeinderäte."

Kampf um Gleichberechtigung

Die Festrede hielt der Bundestagskandidat, Michael Schrodi. Er erinnerte an die Gründung der SPD vor 154 Jahren und den Kampf um Gleichberechtigung, nicht nur der Arbeiter. Die SPD führte 1918 das Frauenwahlrecht ein, die Karlsfelder SPD hatte 1966 mit Erna Sardison die erste Gemeinderätin. Schrodi erinnerte an das erneute Verbot der Partei am 22. Juni 1933: "Umso bemerkenswerter und bewundernswerter ist die Bereitschaft vieler Menschen, nach der NS-Diktatur wieder in und mit der SPD Verantwortung zu übernehmen." Auch in Bayern hatte die SPD entscheidenden Einfluss, 1918 rief Kurt Eisner den Freistaat aus, 1946 wirkte Wilhelm Hoegner als Vater der bayerischen Verfassung.

Schrodi wies auf Artikel 106 der Bayerischen Verfassung hin, in dem festgelegt ist: Die Förderung des Bauens billiger Volkswohnungen ist Aufgabe des Staates und der Gemeinden. Einen Seitenhieb gegen die Staatsregierung konnte sich Wahlkämpfer Schrodi nicht verkneifen: "Bezahlbarer Wohnraum ist die neue soziale Frage, bis in die Mitte der Gesellschaft und die CSU verscherbelt GBW-Wohnungen."

Für den musikalischen Teil sorgte Karl-Heinz Hornberger, der auch mehrere Schlager aus dem Gründungsjahr ins Programm aufgenommen hatte. Freiwillige Helfer brutzelten Essen am Grill, dazu gab es Kuchen, Salate und frische Getränke. Während des offiziellen Teils der Feier konnten die Besucher an einem Quiz mit Fragen aus dem Jahr 1947 teilnehmen. Trotz einiger Regentropfen war der Platz vor dem TSV-Vereinsheim immer gut gefüllt. Der Jubilar war sehr zufrieden: "Die Karlsfelder SPD konnte am Abend auf ein erfolgreiches Geburtstagsfest zurückblicken."

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SZ vom 30.08.2017 / SZ/gsl
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