Weihnachtsgeschichten:Mit echtem Bart und Bischofsstab

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Der CSU-Gemeinderat Johann Willibald schlüpft in die Rolle des Nikolaus. (Foto: oh)

Wie sich Johann Willibald als Nikolaus verkleidet

Von Fam Marie Schaper

In der Nacht zum 6. Dezember stellen Kinder ihre Stiefel vor ihre Zimmertüren, in der Hoffnung, dass sie am nächsten Tag voll sein werden mit schokoladigen Leckereien, Mandarinen und Nüssen. Viele wollen wach bleiben, um den Nikolaus zu sehen - doch meist ohne Erfolg. Aber trotzdem können sie ihm begegnen: Um Kindern eine Freude zu machen, verkleidet sich so mancher in der Weihnachtszeit, setzt sich eine rote Mitra auf und nimmt den goldenen Bischofsstab in die Hand - so auch Johann Willibald (), CSU-Gemeinderat in Karlsfeld.

Die SZ stellt in einer Serie bis zum Heiligabend Menschen aus dem Landkreis mit ihren persönlichen Weihnachtsgeschichten vor. In der Geschichte von Johann Willibald, 58, geht es um den Heiligen Nikolaus, den Gabenbringer mit einer langen Tradition. Begonnen hat Willibalds Karriere als Nikolaus vor 15 Jahren. Damals trat eine Betreuerin des Kindergartens Sankt Josef an ihn heran, um ihn um Hilfe zu bitten. Für eine Hortgruppe hatte sich niemand bereit erklärt, sich als Nikolaus zu verkleiden. Willibald sprang ein - und entdeckte, welche Freude es ihm macht. Auch bei der Kindergartengruppe seiner beiden Kinder spielte er einmal den Nikolaus, ohne von ihnen erkannt zu werden. Darauf ist er wirklich stolz. "Da habe ich gemerkt, dass ich in der Rolle aufgehe", sagt Willibald.

Doch diese Rolle übernimmt er nicht, ohne dabei eigene Prinzipien zu beachten. "Ich bin ein richtiger Brauchtumsbruder", sagt er schmunzelnd. Sich als der "Coca-Cola-Mann", wie er den Weihnachtsmann nennt, zu verkleiden, käme für ihn nicht in Frage. "Wir sind schließlich in Bayern und nicht in Amerika." Auch über Schokonikoläuse regt er sich auf, weil sie nicht dem "wahren Abbild" des Nikolauses entsprechen. Willibald möchte mit seinem Erscheinen dem Original möglichst nahekommen.

Sein Einsatz, um dies zu erreichen, ist sehr ungewöhnlich: Er lässt sich einen echten langen Bart wachsen. "Wenn der Bart nur angeklebt ist, durchschauen einen doch alle Kinder", sagt er. Der Bart sei sein Markenzeichen und genau dieses mache ihn so gefragt: In den Wintermonaten hat er zwischen 15 und 20 Auftritte - und die Resonanz ist immer gut. "Natürlich gibt es auch Witzeleien", erzählt Willibald, vor allem von seinen CSU-Kollegen. "Aber keiner meint es böse." Außerdem sei ihm das gar nicht so wichtig. Es gehe schließlich nicht um die Erwachsenen, sondern um die Kinder. "Wenn sie glücklich sind, bin ich es auch."

Er erzählt von einer Begegnung mit einem vierjährigen Mädchen, das ihm erklärte, dass er ja der richtige Nikolaus sei und alle anderen nur verkleidet. Willibald erklärt, sehr gerührt gewesen zu sein. "Für sie war ich der wahre Nikolaus. Was könnte schöner sein?"

Das nächste Mal in Aktion zu sehen ist Johann Willibald an diesem Samstag von 10 bis 12 Uhr in der Münchner Straße in Dachau.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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