Vertreterversammlung:Zukunftsentwurf

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Thomas Höbel, Vorstand der Volksbank Raiffeisenbank Dachau, ehrt auf der Vertreterversammlung seine langjährige Assistentin Elisabeth Taschner. (Foto: Privat/oh)

Die Niedrigzinsphase belastet das Ergebnis der VR-Bank Dachau, aber Bilanzsumme und Kreditvolumen nehmen auch 2018 zu. Die Genossenschaftsbank ist gut aufgestellt und in das digitale Zeitalter eingetreten

Von Helmut Zeller, Dachau

Zuerst spricht Bankvorstand Thomas Höbel mit Alexa, der digitalen Sprachassistentin, dann summen und krabbeln Tausende Bienen über die Leinwand. Die 51. Vertreterversammlung der Volksbank Raiffeisenbank Dachau im ASV-Theatersaal fand am 106. Gründungstag der Bank statt und sollte ihren Gästen sowie den Vertreterinnen und Vertretern vor allem eine Botschaft vermitteln: Die Dachauer Genossenschaftsbank ist gut gerüstet für die digitale Zukunft, pflegt die Philosophie der Nachhaltigkeit und ihre genossenschaftlichen Werte, wie in allen Redebeiträgen erklärt worden ist.

Aufsichtsratsvorsitzender Günter Wörl betonte "die Solidität und Zukunftsfähigkeit" des Dachauer Bankhauses mit knapp 350 Mitarbeitern: "Die betriebswirtschaftlichen Ziele konnten in fast allen Bereichen übertroffen werden. Wir werden qualitativ weiterwachsen", sagte Wörl. Seinen positiven wirtschaftlichen Rückblick auf das vergangene Jahr griff Vorstandssprecher Thomas Höbel auf. Ergänzt um filmische Einspielungen, berichtete er über die vielen sozialen und kulturellen Aktionen des Kreditinstituts.

Im Zeichen des 200. Geburtstages von Genossenschaftsgründer und Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen engagierten sich Mitarbeiter aus den 21 Geschäftsstellen an einem Tag für ihre jeweilige Gemeinde, am 6. VR-Firmen- und Behördenlauf wurde eine Stammzellentypisierung vorgenommen und dank eines speziell herausgebrachten Raiffeisenbiers zum Jubiläumsjahr konnte eine Spendensumme von 8000 Euro an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen und Organisationen überreicht werden. Das gesamte Spendenvolumen für die Region lag im Dezember 2017 bei 305 000 Euro. Im Jahr 2018 wuchs es weiter an.

Die Gestaltung der Kundengarage und Fassade im Stammhaus in der Augsburger Straße mit Graffitis von "Outer Circle" wurde 2018 im Rahmen des Gestaltungspreises der Stadt Dachau ausgezeichnet. Als großen Erfolg bezeichnete Thomas Höbel die Crowdfunding-Plattform "Viele schaffen mehr". Bisher realisierten gemeinnützige Vereine und Organisationen 18 Projekte. Höbel betonte: "Die Nähe zu unseren Kundinnen und Kunden ist unsere große Stärke. Unsere Kunden und Mitglieder stehen für uns an erster Stelle."

Im digitalen Zeitalter definiert das Bankhaus diese Nähe allerdings anders. Neben einem Omnikanalangebot mit einer Verzahnung aller Kontaktpunkte und der Präsenz auf den Plattformen Facebook, Instagram und YouTube bietet die Volksbank Raiffeisenbank als eine der ersten Genossenschaftsbanken in der Region jetzt auch den Sprachdienst Alexa an. Auf Nachfrage des Bankvorstandes berichtete die internetgesteuerte Alexa sogleich live über Börsenkurse und die bevorstehenden Ereignisse wie die große Kunstausstellung im Dachauer Schloss von Katharina Sieverding von Juni bis September und den 7. VR-Firmen- und Behördenlauf am 3. Juli.

Dann summten in einem Film viele Bienen in rosa Blütenzweigen und bauten ihre Waben. Hinter dem Bankgebäude in der Dachauer Altstadt ließ Thomas Höbel im April sechs Bienenkästen aufstellen, um einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten und Nachhaltigkeit zu pflegen. "Wir haben 240 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt", lachte er. Der Honig soll gegen eine Spende bald zu erwerben sein.

Wie Vorstandskollege Karl-Heinz Hempel sagte, läuft auch das Zahlenwerk der Genossenschaftsbank rund. Die Bilanzsumme stieg bis Ende 2018 auf zwei Milliarden und 112 Millionen Euro und lag damit um 4,1 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Das Kundenkreditvolumen nahm um 6,4 Prozent auf eine Milliarde und 551 Millionen Euro zu. Hempel sagte: "2018 hatten wir wiederum ein deutliches, wenn auch nicht so stürmisches Wachstum unseres Kreditvolumens zu verzeichnen. Im Vorjahr lag das Wachstum noch bei 9,7 Prozent." Das lebhafte Kreditgeschäft werde nach wie vor getragen von Investitionen in die Immobilie. "An der Niedrigzinsphase hat sich nichts geändert. Sie belastet nachhaltig unser Ergebnis. Wir konnten die negativen Auswirkungen nur über ein gesteigertes Kreditvolumen abmildern", so der Bankvorstand.

Eine positive Entwicklung und zukunftsfähige Ausstattung bescheinigte der Dachauer Genossenschaftsbank auch Verbandsprüfer Siegfried Drexl. "Sie sind eine Okay-Bank mit besten Aussichten", so der Wirtschaftsprüfer. Abschließend ließ Vorstandsmitglied Johann Schöpfel über gesetzlich notwendige Änderungen und Anpassungen der Wahlordnung abstimmen, die aus Satzungsänderungen resultieren.

Vertreter Peter Herb aus Tandern kritisierte die Schließung der Filiale im Ort, die aus seiner Sicht zu wenig kommuniziert wurde. Schöpfel bestätigte die kurzfristige Kommunikation und begründete die Filialschließung mit einem veränderten Nachfrageverhalten der Kunden. "Wir stellen laufend auf den Prüfstand, ob wir die Präsenz einer Filiale brauchen", sagte Schöpfel. Der Aufsichtsratsvorsitzende Günter Wörl und Aufsichtsrätin Andrea Lochner wurden einstimmig wiedergewählt. Thomas Höbel ehrte seine langjährige Assistentin Elisabeth Taschner, die Seele des Hauses, überreichte ihr einen Blumenstrauß und bedankte sich für die Organisation der Vertreterversammlung - ihrer letzten. Elisabeth Taschner geht nach 39 Jahren im Herbst in den Ruhestand.

© SZ vom 22.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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