Versöhnungskirche:Gedenken an die Opfer

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China und das Massaker vor 30 Jahren soll Pfingsten im Fokus sein

Die Versöhnungskirche Dachau will an den Aufstand auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking vor 30 Jahren im Rahmen eines Gottesdienstes gedenken. Am Pfingstsonntag um 11 Uhr, genau fünf Tage nach dem Jahrestag des Massakers, wird Kirchenrat Björn Mensing die Opfer von 1989, aber auch Wang Yi und andere Menschenrechtsaktivisten in seine Gebete einbeziehen. Denn mit dem Gottesdienst soll auf die bis heute anhaltenden Verletzungen der Menschenrechte in China aufmerksam gemacht werden.

Bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung durch Soldaten am 4. Juni 1989 wurden Tausende Menschen getötet. Auch heute noch werden in China politisch Andersdenkende verfolgt. Mensing erinnert an den evangelischen Pastor Wang Yi. Der frühere Menschenrechtsanwalt arbeitete als Pastor in einer evangelischen Untergrundkirche. Als diese 2018 geschlossen wurde, wurde auch Wang Yi verhaftet. Seit Dezember ist der Pastor nun wegen "Anstiftung zum Umsturz" inhaftiert. Für Liao Yiwu, einen Freund und chinesischen Schriftsteller, der im Exil in Berlin lebt, ist Wang Yi ein Held.

Liao Yiwu, der selbst vier Jahre in politischer Haft saß, setzt sich für eine Freilassung der politischen Gefangenen und ein stärkeres Vorgehen der deutschen Regierung und der Kirchen gegen die Menschenrechtsverletzungen in seinem Heimatland ein. Zum 30. Jahrestag des Massakers auf dem Tiananmen Platz hat die Europäische Union China zur Freilassung vieler politischer Häftlinge aufgefordert, darunter auch Wang Yi. Die Regierung in China stellt sich nach wie vor gegen jede Form der Erinnerung der Opfer.

Außer Menschenrechtsaktivisten werden auch Christen aus Untergrundkirchen und muslimische Uiguren in China verfolgt. In den sogenannten "Umerziehungslagern" komme es nach Berichten von Menschenrechtsorganisationen immer wieder zu schweren Misshandlungen.

In seinem Gottesdienst will Kirchenrat Mensing Parallelen zwischen dem evangelischen Pastor Wang Yi und Dietrich Bonhoeffer ziehen, einem Widerstandskämpfer zur Zeit des Nationalsozialismus. Als Beauftragter für evangelische Gedenkstättenarbeit ist die NS-Zeit ja Mensings Hauptthema.

© SZ vom 06.06.2019 / DAJK - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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